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Wirtschaft: Disney-Aktionäre misstrauen Michael Eisner

Konzernchef verliert Vorsitz im Verwaltungsrat

Philadelphia (dpa). DisneyKonzernchef Michael D. Eisner (61) hat nach einem beispiellosen Vertrauensentzug durch die Aktionäre den Vorsitz im Verwaltungsrat verloren. Er bleibt trotzdem weiterhin Unternehmenschef, wie der Disney-Verwaltungsrat entschied. Bei der Hauptversammlung am Mittwoch (Ortszeit) wurden Eisner 43 Prozent der abgegebenen Stimmen vorenthalten. Bisher hatte er beide Posten in Personalunion inne. Eisner wird unter anderem vom einem Neffen des Firmengründers Walt Disney, Roy O. Disney, heftig kritisiert.

Zum neuen Vorsitzenden des Disney-Verwaltungsrates wurde der ehemalige US-Senator George Mitchell (70) ernannt. Die 43 Prozent gegen Eisner sind die mit Abstand höchste Absagequote, die es bisher bei großen US-Unternehmen gegen einen Spitzenmanager gegeben hat. Gegen Mitchell, der dem Verwaltungsrat des Medien- und Unterhaltungskonzerns bereits angehörte und der als enger Vertrauter von Eisner gilt, gab es aber ebenfalls 24 Prozent Gegenstimmen.

Mit dem Abstimmungsergebnis war die Kampagne der beiden Eisner-Hauptgegner Roy O. Disney und Stanley Gold erfolgreicher als erwartet. Disney und Gold sahen darin „eine klare und nicht abzustreitende Botschaft, dass ein dramatischer Wechsel notwendig sei und dass Michael Eisner gehen müsse“. Die Pensionskasse Calpers verwies darauf, dass die Unzufriedenheit zu groß sei. Eisner müsse deshalb ausscheiden.

Die Aufspaltung der beiden Disney-Spitzenpositionen ging vielen Eisner-Kritikern somit nicht weit genug. Sie sahen darin nur einen Versuch der Schadensbegrenzung. Bei den meisten großen US-Aktiengesellschaften hat der Unternehmenschef auch gleichzeitig den Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden.

Eisner wurde vor allem vorgeworfen, dass der Disney-Aktienkurs seit sieben Jahren stagniert und er als Vorstandschef einen autokratischen Führungsstil pflegt. Hinzu kamen schwache Leistungen der Fernsehtochter ABC und der Verlust der lukrativen Produktions- und Vertriebsallianz mit dem Trickfilmstudio Pixar („Findet Nemo“). Unter Druck geriet Eisner ferner nach einem feindlichen Übernahmeversuch des größten amerikanischen Kabelfernseh-Betreibers Comcast. Der Verwaltungsrat wies die Offerte am Mittwoch erneut als unzureichend zurück.

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