zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Dollar bremst deutsche Autobauer aus

Anhaltend schwache US-Währung verringert Absatzchancen der Hersteller

Frankfurt am Main Führende deutsche Autohersteller ziehen erste Konsequenzen aus der anhaltenden Stärke des Euro und stoppen ihre Modellplanungen für die USA. „Wegen der Währungsrelationen haben wir entschieden, die B-Klasse vorerst nicht in den USA zu verkaufen“, sagte ein Daimler-Sprecher in Stuttgart. In Kanada und Mexiko werde das Fahrzeug aber eingeführt. Immer mehr Autokonzerne streichen damit angesichts der anhaltenden Dollarschwäche ihre Pläne für den US-Markt zusammen. Auch Erzrivale BMW will erst Jahre nach Europa in den USA mit dem neuen Kompaktwagen der 1er-Reihe auf den Markt gehen.

Der Hintergrund: Die Dollar-Schwäche macht die Produkte der Konzerne aus Europa teurer. Entweder schmelzen deshalb die Gewinnmargen der ausländischen Hersteller auf dem größten Automarkt der Welt, oder sie müssen ihre Dollar-Preise erhöhen, um die Verluste zu begrenzen. Das kostet jedoch Marktanteile. Die Experten der WestLB rechnen allein aus dem US-Geschäft von BMW mit einem ergebnisschmälernden Währungseffekt von 886 Millionen Euro, was die Ergebnis-Rekordfahrt von BMW in diesem Jahr stoppen könnte. Noch höher sind mit 933 Millionen Euro zwar die Effekte bei der Marke Mercedes, die aber innerhalb des Konzerns durch Chrysler und die Nutzfahrzeugsparte überkompensiert werden sollten, glauben die Analysten Fredrik Westin und Lars Ziehn.

Der schwache Dollar könnte die erhofften Gewinnsteigerungen der deutschen Autohersteller in diesem Jahr wieder aufzehren. Der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes räumte bereits ein, dass der schwache Dollar und die Beseitigung von Qualitätsmängeln auch in diesem Jahr am Gewinn der Daimler-Topmarke nage. Für das abgelaufene Jahr, dessen Zahlen Daimler am Donnerstag vorlegt, erwarten Experten einen operativen Gewinneinbruch auf 2,07 Milliarden Euro, nach 3,1 Milliarden Euro im Vorjahr.

Auf rasche Hilfe vom Devisenmarkt dürfen die Hersteller nicht bauen. Der deutsche Automobilverband VDA rechnet mit einem dauerhaft schwachen Dollar. „Es sieht so aus, als ob die USA Währungspolitik nach dem Motto machen: Unsere Währung – euer Problem“, hatte VDA-Präsident Bernd Gottschalk unlängst kritisiert.

Neben Finanzinstrumenten wird für die Autobauer aus Europa deshalb vor allem das so genannte Natural Hedging, also die natürliche Absicherung durch Verlagerung von Kapazität in den Dollarraum, immer dringlicher. Daimler erhöhte bereits die Produktion im US-Werk Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama.

Den gleichen Weg geht VW. Konzernchef Bernd Pischetsrieder hat angekündigt, die Produktion im Dollar-Raum – in den bestehenden Werken in Mexiko und Brasilien – langfristig zu erhöhen. Bereits beschlossen ist, dass die Golf-Stufenheck-Version Bora in Mexiko auch für Europa gebaut wird. BMW, die in Amerika neben dem Z4 vor allem Geländewagen bauen, denken dagegen bisher nicht an eine stärkere Expansion der Produktion in Nordamerika. In einer noch komfortablen Position befindet sich der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche. Er hat nach eigenen Angaben das Dollar-Risiko zu hundert Prozent bis Ende 2006 abgesichert. Danach allerdings, so befürchten Analysten, könnte auch das Ergebnis bei Porsche kräftig unter Druck geraten. hz/HB

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false