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Dollarschwäche: Angst vor Panik

Die Währungsturbulenzen bringen den Sparplan des Flugzeugbauers Airbus durcheinander. Nach Ansicht der Arbeitnehmervertretung ist das "Dollar-Problem nicht so dramatisch". Sie wirft der Konzernspitze Panikmache vor.

Berlin - Im Streit um eine neue Sparrunde beim Flugzeugbauer Airbus hat die Arbeitnehmervertretung der Konzernspitze Panikmache vorgeworfen. „Das Dollar-Problem ist nicht so dramatisch, wie es derzeit dargestellt wird“, sagte die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, Jutta Blankau, dem Tagesspiegel am Freitag. Airbus-Chef Thomas Enders hatte am Donnerstag gewarnt, das Unternehmen befinde sich wegen des Dollar-Kursverfalls in einer „lebensbedrohlichen“ Lage. Daher müsse Airbus noch mehr sparen. Der im Verhältnis zum Euro immer schwächere Dollar belastet den Konzern, der weitgehend im Euro-Raum produziert, Flugzeuge aber in Dollar verkauft.

„Mit so einer Brandrede sollen nur die Beschäftigten verunsichert werden“, kritisierte Blankau. „Enders wollte den Mitarbeitern verdeutlichen, dass jetzt eine Schmerzgrenze erreicht ist“, glaubt dagegen der Münchner Luftfahrtexperte Peter Pletschacher. Zwar sei die Auftragslage derzeit gut und Airbus mit Kurssicherungsverträgen bei Flugzeugverkäufen teilweise gegen den Dollar-Verfall abgesichert. „Doch das löst das Problem langfristig nicht, wenn der Euro weiter steigt.“ Mit weiterem Stellenabbau rechnet Pletschacher aber nicht. „Airbus muss erst mal das Wachstum verkraften.“

Enders hatte zusätzlich zu dem im Frühjahr beschlossenen Sparplan „Power 8“ weitere „radikale Maßnahmen“ angekündigt. Das wegen Verzögerungen beim Superjumbo A 380 aufgelegte Programm sieht bereits den Abbau von 10 000 Stellen und Werksverkäufe vor. Laut Pletschacher wird sich die Umsetzung bis 2009 hinziehen.

Zu Spekulationen, dass die geplanten Werksverkäufe gestoppt werden könnten, könne sie nichts sagen, so Blankau. „Wir haben keinerlei Informationen über den Stand der Verhandlungen. Bis heute hat die Konzernspitze auch noch keine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgelegt, was ein Verkauf überhaupt bringen soll.“. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuvor berichtet, Airbus erwäge, die zum Verkauf stehenden Werke Varel und Nordenham sowie den Standort des Airbus- Mutterkonzerns EADS in Augsburg selbst weiter zu betreiben. Ein Airbus- Sprecher wies den Bericht als „blanken Unsinn“ zurück. Am Kandidatenkreis und am geplanten Verkauf habe sich nichts geändert. Mit einer Entscheidung sei bis Jahresende zu rechnen.

Doch Regierungskreisen zufolge fällt es Airbus schwerer als gedacht, jemanden zu finden, der wie gewünscht die Werke Varel, Nordenham und Augsburg im Verbund übernehmen will. „Das Unternehmen soll dann billiger produzieren, als Airbus es bisher tut, Risiken und Investitionen übernehmen und dabei auch noch verdienen. Das ist eine Quadratur des Kreises“, sagte eine mit der Situation vertraute Person dem Tagesspiegel. Enders habe mit seinem dramatischen Appell vor den Betriebsräten wohl auch von der unklaren Situation ablenken wollen. Als Kandidaten kämen nur noch die Bremer Raumfahrtfirma OHB und der amerikanische Boeing-Zulieferer Spirit in Frage, wobei derzeit das erste Unternehmen bessere Chancen hätte. „Aber es kann gut sein, dass Airbus tatsächlich keinen findet.“

Juliane Schäuble

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