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Wirtschaft: Dormann kritisiert seine Kritiker

Blaß und gestreßt, aber unbeirrbar stellte sich der Hoechst-Chef den Vorwürfen der Mitarbeiter FRANKFURT (MAIN).Man sieht es Jürgen Dormann an: Er ist zur Zeit Deutschlands umstrittenster Vorstandschef.

Blaß und gestreßt, aber unbeirrbar stellte sich der Hoechst-Chef den Vorwürfen der Mitarbeiter FRANKFURT (MAIN).Man sieht es Jürgen Dormann an: Er ist zur Zeit Deutschlands umstrittenster Vorstandschef.Vor drei Jahren noch als Manager des Jahres gefeiert, würden ihn heute etliche Mitarbeiter bei Hoechst am liebsten feuern.Entsprechend blaß und gestreßt sieht Dormann aus, als er sich am Donnerstag bei der Bilanz- Pressekonferenz den Fragen der Journalisten stellt.Die heftige Kritik aus den Reihen der Belegschaft, die wachsende Skepsis auch von Analysten haben den 58jährigen nicht kalt gelassen.Trotzdem redet er ruhig und fast gelassen, sagt allerdings auch ein wenig trotzig: "Der Kurs stimmt." Spricht davon, daß man die Balance gefunden habe zwischen den Anforderungen des täglichen Wettbewerbs und den Interessen der Mitarbeiter.Die lobt er so stark wie selten zuvor: Mit Spitzenleistungen hätten sie die Produktivität seit 1993 um rund 40 Prozent verbessert.Draußen vor der Jahrhunderthalle regt sich trotzdem Protest.Mitarbeiter der Pharmatochter HMR lassen kaum ein gutes Haar an Dormann.Der kann sich drinnen über eine Stunde lang fast zurücklehnen, bevor die erste Frage zur Führungskrise gestellt wird.Einen Zick-Zack-Kurs, nein den kann der Hoechst-Chef nicht erkennen, das Konzept sei durchdacht.Hellseherische Fähigkeiten habe er allerdings nicht."Wir konnten nicht wissen, daß Sandoz und Ciba zur Novartis fusionieren oder daß Roche Boehringer kauft." Hoechst müsse sich weiter verändern, weil sich auch das Umfeld weiter dramatisch verändere.Für die Proteste von Managern und Mitarbeitern der Pharmatochter HMR hat Dormann offenbar nur wenig Verständnis.Die vermeintlichen Manager, sagt er, seien "eine Handvoll Laborleiter".Daß sich die Kritiker an die Medien wenden, ist für ihn absolut unverständlich.Kurzfristige Zusagen könne man sich damit nicht erkaufen, stellt er gleichzeitig klar.Hoechst müsse langfristig Veränderungen herbeiführen, "alles andere ist kontraproduktiv."Die Probleme von Hoechst werden aber kurzfristig nicht vom Tisch sein.Auch wenn das Geschäftsjahr 1997 mit einem Plus von 22 Prozent beim vergleichbaren Betriebsergebnis so schlecht eigentlich nicht war.Aber dies dringt selbst bei Börsianern nicht mehr durch, das Vertrauen in Dormann ist stark angekratzt."Das Geschäftsjahr 1998 wird schwierig", sagt Dormann.Nicht nur für seine Firma, auch für den Mann an der Spitze des größten deutschen Chemie- und Pharmakonzerns.ROLF OBERTREIS

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