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Wirtschaft: Dr. Oetker: Der Konzern dämpft die Erwartungen

Der Bielefelder Mischkonzern Dr. Oetker leidet in diesem Jahr unter der abflauende Konjunktur.

Der Bielefelder Mischkonzern Dr. Oetker leidet in diesem Jahr unter der abflauende Konjunktur. "Unser Nahrungsmittelbereich stand im Jahr 2000 unter sehr günstigen Zeichen. Dies wird sich so nicht wiederholen", sagte der persönlich haftende Gesellschafter des Konzerns, August Oetker, am Dienstag bei der Vorlage der Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 2000. Wegen der verschlechterten Konjunkturlage habe das Unternehmen die Erwartungen für den Nahrungsmittelbereich bereits im zweiten Quartal reduziert, hoffe aber weiterhin auf "befriedigende Umsätze und Erträge".

Mit dem Geschäftsjahr 2000 hingegen zeigte sich Oetker zufrieden. Insgesamt konnte der Konzern durch zahlreiche Neuerwerbungen die Einnahmen deutlich steigern. Der Nettoumsatz der zum Bilanzkreis der Gruppe gehörenden 254 Unternehmen kletterte auf 8,48 Milliarden Mark, was einem Zuwachs von über 50 Prozent gegenüber 1999 entspricht. Ohne Akquisitionen legte der Umsatz um rund 13 Prozent zu. Unter Einbeziehung des nicht konsolidierten Geschäftsbereiches Bier und alkoholfreie Getränke habe der Umsatz mit rund 10,2 Milliarden Mark (5,2 Milliarden Euro) sogar erstmals die Zehn-Milliarden-Mark-Schwelle überschritten. Da der Getränkebereich nicht vollständig der Führung der Dr. Oetker KG untersteht, zählt er auch nicht zum Konsolidierungskreis des Konzerns. Die Oetker-Holding selbst schloss das Jahr 2000 mit einer Bilanzsumme von rund 5,6 Milliarden Mark (plus 27,4 Prozent) ab.

Fertiggerichte sind gefragt

Zum Konsolidierungskreis der Dr. OetkerGruppe gehören der Nahrungsmittelbereich mit den bekannten Backzutaten und Fertiggerichten. Ihr Umsatzanteil beträft rund 29 Prozent. Weiterhin zählt dazu die erstmalig im vergangenen Jahr einbezogene Sparte Sekt/Wein/Spirituosen (Henkell & Söhnlein, Wodka Gorbatschow mit einem Umsatzanteil von knapp 14 Prozent). Nach Angaben des Unternehmens waren vor allem Backmischungen, Müsli, Fertigdesserts und Pizzen im letzten Jahr gefragt. Auch die Politik, Fisch in veredelter Form anzubieten war von Erfolg gekrönt, sagte Oetker.

Besonders positiv entwickelte sich das Nahrungsmittelgeschäft im Ausland. Die Oetker-Unternehmen in Westeuropa, Kanada und Brasilien wuchsen um über 20, die in Osteuropa um rund 25 Prozent. Das Geschäft mit Sekt und Spirituosen legte im Jahr 2000 trotz schwieriger Marktbedingungen um 3,1 Prozent zu. Zwar sei die Mengenentwicklung bei Sekt rückläufig, das Ergebnis konnte aber durch den steigenden Absatz bei Wein, Spirituosen und Energy-Drinks (Red Bull) aufgefangen werden. Der seit 1921 in Berlin hergestellte Wodka-Marktführer Wodka-Gorbatschow konnte zweistellig wachsen. Mit Marken wie Fürst von Metternich, Deinhard oder Söhnlein Brillant ist Dr. Oetker größter Verkäufer von Sekt in Deutschland.

Auch im Bereich Schifffahrt ging nach den Worten des Konzern-Chefs die internationale Krise im Jahr 2000 zu Ende. Die Investitionen und Akquisitionen in die Reederei Hamburg Süd zahlten sich für die Oetker-Gruppe langsam aus. Neuerwerbungen, ansteigende Frachtraten und der hohe Dollarkurs brachten Hamburg Süd einen Umsatzsprung von 64,6 Prozent auf 3,79 Milliarden Mark. Damit leistet der Bereich Schifffahrt rund 45 Prozent des gesamten Umsatzes der Oetker-Gruppe. Das erwirtschaftete positive Ergebnis sei besser als erwartet ausgefallen, liege aber "noch nicht auf der richtigen Höhe", meinte Oetker. Ohne Akquisitionen konnte ein Umsatzwachstum von knapp 24 Prozent gegenüber 1999 erzielt werden. Für das laufende Jahr warnte August Oetker jedoch wieder vor stürmischen Zeiten: "Insbesondere die lahmende US-Konjunktur bleibt ein Unsicherheitsfaktor für die Schifffahrt." Mit über 100 eingesetzten Schiffen ist Hamburg Süd die größte private Reederei Deutschlands.

Das Geschäftsfeld Bier und alkoholfreie Getränke erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt 1,73 Milliarden Mark. Ein Jahr zuvor lag dieser etwas höher. Besonders die Marken der Binding-Brauerei-Gruppe konnten ihren rückläufigen Trend nicht stoppen, sagte Oetker. Verluste der Brauerein in Dortmund, Polen und Tschechien führten zu einem deutlich niedrigeren, aber positiven Konzernergebnis, das nicht weiter beziffert wurde. Für das Jahr 2001 kündigte der Oetker-Chef nochmals Ergebnisbelastungen durch Umstrukturierungen bei Binding an. Neben der Führungsgesellschaft Binding gehören zu der Sparte auch Marken wie Berliner Kindl, Radeberger, DAB oder Selters.

tas

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