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Wirtschaft: Drei Deutsche sind als Nachfolger des IWF-Präsidenten im Gespräch

Schon seit diesem Sommer kursieren Gerüchte, dass Michael Camdessus nicht mehr der Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF) sein will. Deswegen haben der deutsche und der französische Finanzminister unlängst über die Frage miteinander gesprochen, wer dem 66jährigen Franzosen folgen soll.

Schon seit diesem Sommer kursieren Gerüchte, dass Michael Camdessus nicht mehr der Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF) sein will. Deswegen haben der deutsche und der französische Finanzminister unlängst über die Frage miteinander gesprochen, wer dem 66jährigen Franzosen folgen soll. Es muss ein Deutscher werden, darüber waren sich Hans Eichel und sein damaliger Amtskollege Dominique Strauss-Kahn schnell einig.

Sicher ist auf jeden Fall, dass ein Europäer Camdessus folgen wird, der am Dienstag seinen Rücktritt zum Jahresbeginn 2000 angekündigt hat. Denn es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass ein Europäer an der Spitze des IWF sitzt, während ein Amerikaner der Weltbank vorzustehen pflegt. Die drei Deutschen, der Präsident der Osteuropabank Horst Köhler, der Bundesbank Vize-Präsident Jürgen Stark sowie der für Währungs- und Finanzpolitik zuständige Staatssekretär Caio Koch-Weser, gelten als aussichtsreichste Kandidaten.

Stark forderte am Mittwoch im "Südwestrundfunk", nach der langen Führungszeit der Franzosen sei nun ein Deutscher an der Reihe. Auch andere Personen sind im Gespräch, etwa der britische Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Andrew Crockett. Jedoch ist wenig wahrscheinlich, dass ein Brite IWF-Präsident wird, da der englische Verteidigungsminister George Robertson Generalsekretär der Nato geworden ist. Zu seinem Rücktritt sagte Camdessus der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", er sei bereits vor Monaten zu dem Schluss gekommen, dass 13 Jahre an der Spitze des IWF ausreichten. Es ist zu vermuten, dass der Franzose die Konsequenz aus der vehementen Kritik gezogen hat, die der IWF unter seiner Führung hat einstecken müssen.

"Noch immer ist die genaue Aufgabe dieser Organisation unklar", sagt Bernhard Speyer, IWF-Experte von der Deutschen Bank Equity Research. So habe der IWF in den Krisen der aufstrebenden Volkswirtschaften bisweilen eher als Brandstifter und als Feuerwehr fungiert, denn als Organisation, die zur Stabilität dieser Länder beitrage. Indem der IWF Kredite an Länder vergab, die auf dem privaten Kapitalmarkt keinen Gläubiger mehr gefunden hätten, lockte er auch Spekulanten an, die an der verzerrten Risikolage der Regionen verdienten. Private Banken und ihre Fonds-Klientel konnten auf den jungen hochverzinslichen Märkten immer höhere Risiken eingehen, weil sie damit rechnen durften, dass der IWF notfalls ein Sicherheitsnetz aufspannen würde, nach dem Motto: Die Gewinne gehen auf das private Konto, die Verluste übernimmt der Steuerzahler. Diese Rechnung ging zum Beispiel auf, als der Peso in Mexiko 1994 stürzte. Die Warnungen einiger Notenbanker, wie etwa die des Ex-Bundesbankchefs Hans Tietmeyer, ignorierte Camdessus damals. Kritiker meinen, der IWF-Präsident ebenso wie das US-Schatzamt wollten das Spekulationskarussell nicht stoppen, das institutionellen US-Anlegern Milliarden auf die Konten spülte. Deswegen hätten sie den mexikanischen Staat weiter unterstützt. Nicht nur auf die Mexiko-Krise, auch auf die Turbulenzen in Asien habe das IWF-Team nicht rechtzeitig reagiert.

val

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