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Wirtschaft: Dresdner Bank verdirbt die Allianz-Bilanz

Einsparungen in der Chefetage und im Investmentbanking geplant – Filialen sollen nicht geschlossen werden

Frankfurt (Main) (ro/hop/hej). Die schwierige Lage bei der Dresdner Bank hat sich massiv verschärft, ein hoher Verlust in diesem Jahr ist offenbar kaum mehr zu vermeiden. Vorstandschef Bernd Fahrholz kündigte deshalb am Donnerstag an, dass wahrscheinlich bis Jahresende weitere 3000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Entlassungen sollen jedoch vermieden werden. Von den Maßnahmen betroffen sei nicht der Filialbetrieb der Dresdner Bank, hieß es jedoch in Frankfurt. Die schlechte Lage belastet zunehmend die Allianz AG, den Mutterkonzern der Dresdner Bank.

Mit den jetzt angekündigten Maßnahmen summiert sich der bereits vor zwei Jahren bei der Allianz-Tochter eingeleitete Personalabbau auf insgesamt 10 800 Stellen. Derzeit beschäftigt die Bank weltweit noch 50 900 Mitarbeiter, 10 000 davon im Ausland.

Wegen der schlechten Lage bei der Dresdner Bank hatte die Allianz am Mittwochabend kurz vor Börsenschluss eine Gewinnwarnung herausgegeben und ihre bisherige Ergebniserwartung von drei Milliarden Euro für 2002 zurückgenommen. Ursachen seien vor allem der schwache Kapitalmarkt und die Schwierigkeiten im Bankgeschäft. Über Plan lagen nach Angaben der Allianz dagegen Umsatz und Ergebnis bei der Schaden- und Unfallversicherung sowie bei der Lebens- und Krankenversicherung.

Im ersten Halbjahr verbuchte der Allianz-Konzern zwar einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro, im zweiten Quartal allerdings ergab sich ein Verlust von 350 Millionen Euro, was offensichtlich vor allem der Dresdner Bank zuzuschreiben ist. Fahrholz nannte dazu am Donnerstag keine Zahlen. Beobachter vermuten aber ein Minus von bis zu 400 Millionen Euro. Schon im ersten Quartal hatte die Bank der Allianz Verluste in Höhe von 126 Millionen Euro beschert.

Bei der Dresdner Bank soll auch in den Führungsetagen gespart werden, ohne dass allerdings Jobs wegfallen. „Wir werden dort einigen Komfort abbauen“, sagte Fahrholz. Insgesamt sind von den neuen Sparmaßnahmen aber vor allem das Firmenkundengeschäft und das Investmentbanking betroffen. Die schlechte Börsenentwicklung, die Großpleiten – bei Holzmann, Kirch oder Babcock – und die schwierige Lage in Südamerika schlagen bei der Dresdner Bank offenbar deutlich durch. Trotzdem will Fahrholz die Geschäftsausrichtung der Bank nicht ändern. Auch neue Gerüchte über den Verkauf der Investmentsparte mit der Tochter Dresdner Kleinwort Wasserstein oder gar über eine Auflösung der Bank und eine Eingliederung der einzelnen Sparten in die Allianz wies er zurück.

Nicht von den Sparmaßnahmen betroffen sei das Filialnetz, sagte Pressesprecher Karl-Friedrich Brenner auf Anfrage. „Das steht nicht zur Disposition“, sagte er. „Das Projekt zur Zusammenlegung oder Schließung von Geschäftsstellen ist abgeschlossen, die Maßnahmen sind längst umgesetzt.“ Auch von den zusätzlichen Stellenstreichungen seien die Mitarbeiter im Filialbetrieb nicht betroffen.

Zum weiter verschärften Sanierungskurs der Bank gehört dagegen ein weitgehender Rückzug aus dem Kreditgeschäft außerhalb Europas. Vor allem in den USA will Fahrholz noch bestehende Kredite an den Mittelstand ablösen. In den kommenden zwei bis drei Jahren sollen dadurch bis zu drei Milliarden Euro an Risikokapital frei werden.

Auch die Zentrale in Frankfurt soll verschlankt und ein weiterer Teil der Aufgaben nach München verlagert werden. Bisher seien zu wenig Mitarbeiter in die bayrische Hauptstadt gewechselt, sagt Fahrholz. Derzeit arbeiten in der Zentrale der Bank rund 600 Mitarbeiter, dazu kommen noch einmal rund 1900 in konzernweiten Dienstleistungsbereichen. Trotz dieser Maßnahmen will die Bank ihren neuen 130 Meter hohen Turm in Frankfurt, der derzeit fertiggestellt wird, komplett beziehen.

Die Krise der Dresdner Bank hat keine Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft der Allianz, betonte der Konzern. So müssten etwa Lebensversicherungskunden nicht befürchten, dass ihre Rendite sinkt, weil die Allianz die angeschlagene Bankentochter unterstützen muss, heißt es bei der Allianz Leben. „Beide Bereiche sind nicht miteinander verbunden, eine Quersubventionierung findet nicht statt“, sagte der Sprecher der Lebensversicherung, Christoph John: „Das bleibt auch so.“ Auch die Kursverluste der Allianz-Aktie hätten keine Konsequenzen für die Versicherten. „Wir haben keine einzige Allianz-Aktie im Depot“, beteuert John.

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