zum Hauptinhalt

Drogerie-Insolvenz: Schlecker-Frauen müssen warten

Erst am Mittwoch soll sich entscheiden, ob Baden-Württemberg der insolventen Drogeriemarktkette mit einer Bürgschaft hilft. Derweil entlässt die Schlecker-Tochter Ihr Platz 650 Beschäftigte - und damit weniger als erwartet.

Lohn für weitere sechs Monate und Hilfe bei der Jobsuche: Ob die 11 000 vor der Entlassung stehenden Schlecker-Mitarbeiter mit einer solchen Unterstützung durch Transfergesellschaften rechnen können, wird sich erst in der kommenden Woche entscheiden. Denn Baden-Württemberg, das sich angeboten hatte, die Auffanggesellschaften zunächst alleine auf den Weg zu bringen, braucht die Zustimmung des Finanz- und Wirtschaftsausschusses des Landtags. Der werde sich am Mittwochnachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung treffen, sagte die Ausschussvorsitzende Tanja Gönner (CDU) am Freitag der dpa.

Stimmt der Ausschuss zu, könnte das Land zunächst allein für den Kredit der Staatsbank KfW in Höhe von 71 Millionen Euro bürgen. Schlecker braucht diese Summe, um die Transfergesellschaften einrichten zu können. Die anderen Bundesländer könnten ihren Teil der Bürgschaften übernehmen, sobald deren Landtage zugestimmt haben.

Bei den Verhandlungen am Donnerstag hatten sich die Länder nicht auf einen Kompromiss einigen können. Laut Verdi haben vor allem Hessen, Niedersachsen und Sachsen Bedenken. Denn falls Schlecker den Kredit nicht zurückzahlen kann, bleiben die Länder auf den Kosten sitzen. „Die Sorge der Länder bezüglich der Rückzahlung des Kredites ist zwar nicht unberechtigt“, sagte Thomas Roeb, Handelsprofessor an der Hochschule Bonn- Rhein- Sieg, dem Tagesspiegel. Allerdings lägen die Schätzungen von Finanzinvestoren zum Wert der Drogeriekette oberhalb der Kreditsumme von 71 Millionen Euro.

Insgesamt soll es bei Schlecker bis zu zwölf Transfergesellschaften geben. Darüber bekämen die entlassenen Mitarbeiter mindestens sechs Monate lang 60 Prozent des letzten Nettolohns von der Bundesagentur für Arbeit. Schlecker hat sich verpflichtet, dieses sogenannte Transfer- Kurzarbeitergeld um 20 Prozent aufzustocken. Die Drogeriekette muss zudem die Management- und Betriebskosten der Gesellschaft und die Sozialversicherungsbeiträge für die Mitarbeiter zahlen.

Die Zeit drängt aber, denn die vor der Entlassung stehenden Schlecker-Beschäftigten müssen sich bis Dienstag entscheiden, ob sie zum 1. April in eine Transfergesellschaft wechseln wollen – noch bevor die offiziellen Kündigungsschreiben rausgeschickt werden. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bemüht sich derzeit parallel um private Hilfe: Geprüft werde Verdi zufolge eine Finanzierung der Transfergesellschaften über Banken oder Fonds.

Für die vor der Kündigung stehenden Mitarbeiter der insolventen Schlecker-Tochter Ihr Platz wird es hingegen eine Transfergesellschaft geben. Die Finanzierung sei sichergestellt, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider am Freitag mit. Bei Ihr Platz werden zum 7. April 122 von 612 Märkten geschlossen, davon 14 in Berlin. 650 von 5350 Mitarbeitern werden entlassen. „Damit fällt der Arbeitsplatzabbau knapp ein Drittel niedriger als erwartet aus“, erklärte Schneider. Derzeit würden Gespräche mit potenziellen Investoren für Ihr Platz vorbereitet – „unabhängig von Schlecker oder in einem gemeinsamen Paket-Deal.“

Zur Startseite