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Drohende Insolvenz: Arcandor zu Fusion mit Metro bereit

Die Handelskonzerne Metro und Arcandor streben eine Fusion ihrer Warenhausketten Kaufhof und Karstadt an. Doch noch immer hofft Arcandor auf einen staatlichen Notkredit.

Nach einem Treffen beider Konzernspitzen am Sonntagnachmittag hieß es, alle Beteiligten hätten „einen konstruktiven Beitrag zur Bildung einer Warenhaus AG zugesagt“. Sie galt als Bedingung dafür, dass der Bund mit einem Kredit zur Rettung des Handelskonzerns einspringt. Nun erwägt Arcandor spätestens am Mittwoch den Gang zum Essener Insolvenzgericht, hieß es.

Arcandor hofft aber immer noch auf den Notkredit des Bundes. Wenn das Bundeswirtschaftsministerium weder den beantragten Notfallkredit über 437 Millionen Euro noch die gewünschten Bürgschaften über 650 Millionen bewillige, bleibe Arcandor keine andere Wahl als der Gang zum Insolvenzrichter, sagte ein Konzernsprecher. Die Entscheidung über Staatshilfen steht an diesem Montag an. Mehrere tausend Karstadt-Beschäftigte waren am Sonntag für den Erhalt ihres Unternehmens auf die Straße gegangen, um Druck auf die Politik auszuüben.

Teilnehmer des Treffens waren Metro-Chef Eckhard Cordes und Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick, außerdem Friedrich Carl Janssen als Vertreter des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim und Alexander Dibelius von der Investmentbank Goldman Sachs. In dem Gespräch wurden laut Metro Szenarien zur Rettung der Karstadt-Warenhäuser und die möglichen Bildung einer Warenhaus AG diskutiert. Aus Teilnehmerkreisen hieß es, weder beim Kaufpreis für die Karstadt-Häuser noch bei der Anzahl der künftigen Standorte gebe es derzeit Konsens. Die Gespräche sollten „kurzfristig fortgesetzt“ werden, hieß es. Die Situation vertrage keinen Aufschub.

Arcandor hat die Mietzahlungen für seine Kaufhäuser von monatlich 23 Millionen Euro bereits eingestellt. Zwar kann der Konzern zunächst ein 30-tägiges Mahnverfahren durchlaufen, bis die Gläubiger Zugriff auf einzelne Häuser erhalten. Konzernchef Eick aber würde dann eine Insolvenzverschleppung riskieren.

Seit dem Verkauf seiner Immobilien ist Arcandor an allen Karstadt-Standorten nur noch Mieter. Eigentümer fast aller Häuser ist die Immobiliengesellschaft Highstreet, die mehrheitlich Goldman Sachs gehört.Wie es in Verhandlungskreisen heißt, könnte Highstreet einer der Gesellschafter der aus Karstadt und Kaufhof fusionierten Warenhaus AG werden. Dazu gebe es Signale der Vermieter, hieß es in Verhandlungskreisen.

„Die Politik hat nun hoffentlich das Signal verstanden, dass wir zu einer gemeinsamen Lösung bereit sind“, sagte ein Arcandor-Sprecher. Eick zufolge kann eine Fusion beider Firmen Staatshilfen nicht ersetzen. Metro-Chef Cordes hatte klargemacht, dass man innerhalb von zwei Monaten ein Gemeinschaftsunternehmen gründen könne. Wie es heißt, sollen dabei 160 überlebensfähige Warenhäuser in eine „Newco 1“ ausgegliedert werden, während die restlichen 40 Standorte in einer „Newco 2“ verwertet werden.

Unterstützung haben auch Arcandors Großaktionäre zugesagt. Bei der Privatbank Sal. Oppenheim, dem mit knapp 30 Prozent größten Anteilseigner, ist man nach eigenem Bekunden bereit, anteilig eine Kapitalerhöhung von bis zu 150 Millionen Euro mitzuzeichnen.

Derweil hat sich Arcandors Ex-Chef Thomas Middelhoff gegen den Vorwurf gewehrt, unsaubere Immobiliengeschäfte in seiner Zeit als Vorstandschef abgeschlossen zu haben. Eine Untersuchung, wie sie Bundesjustizministerin Brigitte Zypries anrege, werde „den jetzt aus der Anonymität heraus vorgetragenen Angriffen den Boden entziehen“, erklärte er. „Ich werde die Arbeit der zuständigen Stellen vollumfänglich unterstützen.“   Der gesamte Sachverhalt sei ist vom Unternehmen sowie von Wirtschaftsprüfern und Anwälten intensiv geprüft worden, befand er weiter. (cs/HB/brö)

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