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Wirtschaft: Dubai zahlt wieder

Die World-Staatsholding einigt sich mit ihren Kreditgebern. Die Banken bekommen 25 Milliarden Dollar

Dubais Absturz und Dubais Hoffnung – beide Male lieferte der Islamische Festkalender den Rahmen. Vor zehn Monaten, einen Tag vor dem Opferfest, schockten die Finanzherren von Dubai World ihre Gläubiger mit der Bitte um Zahlungsaufschub, verschwanden anschließend wortlos in die Feiertage und lösten die größte Vertrauenskrise in der Geschichte des Emirates aus. Jetzt nutzten die Manager das dreitägige Zuckerfest am Ende des Ramadans, um die Nachricht von einem ersten Happy End zu verbreiten. Dubai World hat sich mit seinen Gläubigern auf die Rückzahlung von 24,9 Milliarden Dollar Schulden geeinigt, was in der Finanzwelt mit vorsichtigem Optimismus aufgenommen wurde.

„Die Regierung von Dubai ist sehr zufrieden mit diesem bemerkenswerten Ergebnis“, erklärte per E-Mail Scheich Ahmad bin Said Al Maktum, Vorsitzender des Obersten Finanzausschusses. Der Scheich lobte die Vereinbarung als „einen entscheidenden Schritt, um Dubai World wieder auf stabile finanzielle Füße zu stellen“. Die Summe setzt sich zusammen aus 14,4 Milliarden Dollar Bankkrediten, 8,9 Milliarden Dollar Schulden beim Emirat Dubai sowie nicht gezahlten Zinsen in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar. Insgesamt allerdings belaufen sich die Verbindlichkeiten von Dubai World auf rund 60 Milliarden Dollar. Das Emirat selbst steht nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit 109,3 Milliarden Dollar in der Kreide, von denen bis Ende 2010 allein 15,5 Milliarden fällig werden.

Am 1. Oktober soll nun die Vereinbarung mit den Gläubigerbanken unter Dach und Fach gebracht werden. Dubai World verpflichtet sich, in den nächsten fünf bis acht Jahren insgesamt 14,4 Milliarden Dollar durch den Verkauf von Besitztümern flüssig zu machen, aber auch die Zinsen auf niedrigem Niveau weiter zu bedienen. Das Emirat steuert durch Schuldenerlass 8,9 Milliarden Dollar zur Entlastung bei. Zu dem Konzern gehören unter anderem der Hafenbetreiber DP World und der Investmentfonds Istithmar, dessen Anteile an dem erst vor einem Jahr mit dem größten Feuerwerk der Weltgeschichte eingeweihten Luxushotel „Atlantis“ wohl unter den Hammer kommen sollen. Ausgenommen von der Vereinbarung ist allerdings der mit 10,9 Milliarden Dollar verschuldete Bauträger Nakheel, der unter anderem die künstliche Insel „Palm Jumeirah“ gebaut hat. Er wird von dem Konglomerat Dubai World getrennt und geht in den staatlichen Besitz des Emirates über.

Insgesamt fiel das Urteil der Finanzexperten über das bisher Erreichte zurückhaltend positiv aus. „Die Ankündigung ist gut. Sie beseitigt manche Verunsicherung, aber längst nicht den gesamten Gegenwind, durch den man sich noch durchkämpfen muss“, erklärte Matthew Wakeman, Finanzdirektor der arabischen Investment-Bank „EFG-Hermes“ gegenüber der in Abu Dhabi erscheinenden „Khaleej Times“. An der Börse erwartet er nach dem muslimischen Zuckerfest eine „kleine Markterholung aus Erleichterung“. James Sadler, Direktor der Kreditabteilung Mittlerer Osten und Afrika bei der UBS-Bank in London, sagte der Agentur Bloomberg, die Vereinbarung sei „positiv für Dubai insgesamt“ und werde hoffentlich das Vertrauen der Investoren aus dem Bankensektor wieder stärken.

Andere Fachleute jedoch wiesen darauf hin, dass neben Nakheel auch das Schicksal der Dubai Holding weiter ungeklärt ist, die das Vermögen des Dubai-Herrschers Scheich Muhammad ibn Raschid Al Maktum verwaltet. So musste der mit zehn Milliarden Dollar verschuldete Konzern für seine Dubai Holding Commercial Operations Group Anfang September darum bitten, die Rückzahlung eines 555-Millionen-Dollar-Kredites aufzuschieben. Im Mai hatte er bereits für seine Dubai International Capital einen 1,25-Milliarden-Dollar-Kredit nicht bedienen können.

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