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Wirtschaft: Dürre Ernte: Kartoffeln und Obst teurer

Agrarministerin Renate Künast legt Erntebericht vor / 40 Prozent Einbußen allein in Brandenburg

Berlin (fw/dpa). Die Hitze und die Dürre haben in Deutschland zur schlechtesten Getreideernte seit 1995 geführt. „Für einige Regionen war es eine Katastrophe“, sagte Bundesagrarministerin Renate Künast (Grüne) am Donnerstag in Berlin. In Brandenburg ist die Ernte um 40 Prozent eingebrochen – in einzelnen Regionen dort sogar um über 50 Prozent. Im Norden sieht das Bild anders aus: SchleswigHolstein steigerte die Ernte um 7,9 Prozent. Bundesweit fiel die Getreideernte mit 39,5 Millionen Tonnen jedoch um 8,9 Prozent niedriger aus als im Vorjahr, sagte Künast. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1997 bis 2002 lag die Ernte 2003 sogar um 13,1 Prozent darunter. Bei Kartoffeln und Obst müssen die Verbraucher mit höheren Preisen rechnen, sagte die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Landwirtschaft dem Tagesspiegel.

Künast kündigte erneut Bund-Länder-Hilfen für besonders betroffene Betriebe an – aber erst, sobald die Länder ihr direkt die konkreten Zahlen vorlegten, sei das möglich, sagte die Ministerin. Das sei noch immer nicht der Fall. Der brandenburgische Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) hatte Mitte der vergangenen Woche erstmals den Betrag von 30 Millionen Euro als Hilfe für existenzbedrohte Betriebe genannt, diese Zahl aber noch nicht an Künast weitergeleitet.

„Wir möchten den Bauern möglichst früh liquide Mittel in die Hand geben“, sagte die Agrarministerin. Allerdings gehe es hierbei nicht um den Ausgleich von Ernteeinbußen, sondern um die Sicherung existenzgefährdeter Betriebe. Die Opposition forderte unterdessen steuerliche Entlastungen für die Landwirtschaft, um die Ertragseinbußen auszugleichen. Die Bundesregierung müsse die im Haushalt 2004 vorgesehenen Belastungen für die Agrarwirtschaft in Höhe von 900 Millionen Euro zurücknehmen, sagte die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Gerda Hasselfeldt. Einschnitte bei der Krankenversicherung und die Erhöhung der Agrardieselsteuer seien nicht akzeptabel.

Brüssel hilft auch mit

Das Bund-Länder-Programm sieht vor, dass Betriebe, die im Gesamtergebnis Verluste von mehr als 20 bis 30 Prozent erlitten hätten, Liquiditätshilfen in Höhe von 30 Prozent dieser Verluste beantragen können. Der Bund will sich daran zu 50 Prozent beteiligen. Der brandenburgische Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) hatte Mitte der vergangenen Woche erstmals den Betrag von 30 Millionen Euro als Hilfe für existenzbedrohte Betriebe genannt.

Auch Brüssel greift den Bauern unter die Arme, indem Prämien für Rindfleisch und Getreide vorgezogen werden können. Bei den Rinderprämien betrage der Vorschuss 87 Millionen Euro, sagte Künast. Allerdings gehe sie nicht davon aus, dass viele Länder die Möglichkeit wegen des großen Verwaltungsaufwandes nutzen würden. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes belaufen sich die Dürreschäden für die Landwirtschaft auf über eine Milliarde Euro. Dem Bauernverband zufolge sind 10 000 bis 15 000 Betriebe existenzgefährdet.

Unter dem mehrjährigen Durchschnitt lag auch die Ernte von Raps und Zuckerrüben und voraussichtlich auch von Kartoffeln. Die Apfelernte wird vermutlich über dem schlechten Vorjahresergebnis liegen. Die Winzer erwarten eine mengenmäßig normale oder leicht verminderte Weinernte, rechnen aber mit sehr guter Qualität.

Die knappe Ernte und insgesamt gute Qualitäten führten zu Erzeugerpreisen deutlich über dem Vorjahr. Damit konnten laut der Ministerin Ertragseinbußen teilweise ausgeglichen werden. „In vielen Regionen sind die höheren Preise jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Künast.

Für die Verbraucher werden sich laut Künast die Dürreschäden kaum auswirken. Die Experten von der ZMP sind allerdings anderer Meinung. „Die Erzeugerpreise liegen bei Kartoffeln mit zehn Euro pro 100 Kilogramm momentan 40 Prozent höher als im vergangenen Jahr“, sagte Detlev Römer von der ZMP dem Tagesspiegel. „Das wird sich sicherlich auch auf die Verbraucherpreise durchschlagen“, so Römer. Auch bei Äpfeln müsse man mit höheren Preisen rechnen. Zwar sei die deutsche Apfelernte gestiegen – aber europaweit sei sie um fünf Prozent gesunken. Da auch Steinobst in diesem Jahr knapp sei und teuer, sei es sehr wahrscheinlich, dass auch die Äpfel teurer würden, sagte Römer. Bei Brot und Brötchen würde es aber keine höheren Preise für den Verbraucher geben, da der Anteil von Mehl an diesen Produkten sehr gering sei. Der Mehlpreis gehe nur mit etwa einem Cent in den Ladenpreis eines Brötchens ein. Bei Weizenmehl, dessen Erzeugerpreis um 15 Prozent gestiegen sei, könne es jedoch auch Teuerungen geben.

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