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Wirtschaft: Düstere Aussichten für die Münchener Rück

Versicherungskonzern rechnet erstmals seit 1906 mit einem Verlust– trotz guter Zahlen im dritten Quartal

München (nad). Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück (siehe Lexikon Seite 18) hat seine mehr als ein Jahr andauernde Verlustserie beendet und im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2003 wieder einen Gewinn erzielt. Die Aussichten für das Gesamtjahr sind dennoch düster: Erstmals seit fast hundert Jahren erwartet der Münchener Konzern einen Nachsteuerverlust. Die Aktie der Münchener Rück reagierte am Dienstag mit einem deutlichen Kursabschlag und fiel bis Handelsschluss um 7,2 Prozent.

„Für das Gesamtjahr erwartet die Münchener Rück einen Fehlbetrag nach Steuern, allein weil ein großer Teil der Abschreibungen und der Verluste aus dem Abgang von Aktien steuerlich nicht abzugsfähig ist“, teilte der Konzern am Dienstag mit. Mit ihrer hohen Aktienquote hatte die Münchener Rück besonders stark unter der Flaute an den Kapitalmärkten gelitten; im vergangenen Jahr musste der Konzern Milliarden auf Wertpapiere abschreiben. In den ersten neun Monaten 2003 waren es noch 845 Millionen Euro. Vor Steuern geht der Konzern für 2003 von einem „sehr deutlichen Gewinn“ aus. Auch der Konzernumsatz soll im Vergleich zum Vorjahr mit 40 Milliarden Euro stabil bleiben. Einen Nachsteuerverlust hatte die Münchener Rück zum letzten Mal im Jahr 1906 nach dem großen Erdbeben von San Francisco verbucht.

Im dritten Quartal machte die Münchener Rück deutliche Fortschritte im operativen Geschäft. Der Konzernüberschuss stieg auf 152 Millionen Euro, nach einem Minus von 859 Millionen Euro im Vorjahr. Analysten hatten allerdings mit einem höheren Quartalsgewinn gerechnet. In den ersten neun Monaten stieg der Fehlbetrag auf 451 Millionen Euro. „Wir sind zufrieden mit dem Geschäftsverlauf unseres Unternehmens im dritten Quartal“, sagte Vorstandsmitglied Jörg Schneider. Gut abgeschnitten hat die Münchener Rück im Quartal bei der Schaden-Kosten-Quote, die von 114,1 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 99,3 Prozent sank. Bei einer Quote von unter hundert Prozent arbeitet ein Versicherer profitabel, weil er dann die Schadenzahlungen und Verwaltungskosten aus den Prämieneinnahmen bestreiten kann.

Die Schäden aus Naturkatastrophen hielten sich im dritten Quartal in Grenzen: Mit einer Schadensbelastung von etwa 110 Millionen Euro schlugen vor allem Hurrikan Isabel in den USA, Hurrikan Fabian auf den Bermudas und Miami, und ein Taifun in Südkorea, zu Buche. Hinzu kamen mehrere Großschäden im mittleren zweistelligen Millionenbereich, darunter der Stromausfall im Nordosten der USA und Kanada und mehrere Großbrände in Industrieanlagen.

Im Schlussquartal wird die Münchener Rück noch einen Verlust aus dem frühzeitigen Verkauf ihres knapp 26-prozentigen Anteils an der Hypo Real Estate Holding verbuchen, mit der sie ihr Engagement im Bankensektor verringert hat. Dem gegenüber wird aber ein Buchgewinn von 390 Millionen Euro stehen, der durch die Reduzierung der Beteiligung an der Allianz auf 12,2 Prozent zustande kommt. Schneider kündigte an, dass der Konzern dank der kürzlich vorgenommenen Kapitalerhöhung mit Erlösen von knapp vier Milliarden Euro in nächster Zeit zusätzliche Ertragschancen nutzen könne.

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