zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Duisenberg kündigt weitere Zinsschritte an

Das Rekordtief des Euro bereitet dem Zentralbank-Präsidenten Sorgen. Unterdessen erholt sich die Börse vom Kurseinbruchhst/mot Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag steigende Zinsen in Aussicht gestellt, hält aber den Zeitpunkt für eine weitere Zinserhöhung noch nicht für gekommen.

Das Rekordtief des Euro bereitet dem Zentralbank-Präsidenten Sorgen. Unterdessen erholt sich die Börse vom Kurseinbruchhst/mot

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag steigende Zinsen in Aussicht gestellt, hält aber den Zeitpunkt für eine weitere Zinserhöhung noch nicht für gekommen. EZB-Präsident Wim Duisenberg sagte im Anschluss an die Ratssitzung der Zentralbank, dass ihm der schwache Euro-Kurs Sorgen bereite. Der Referenzkurs fiel am Donnerstag auf ein historisches Tief von 0,9537 Dollar. Die Börse reagierte gelassen. Der Dax rettete sich nach schweren Verlusten ins Plus.

"Es ist nicht unser Ziel, Wechselkurspolitik zu machen", betonte Duisenberg. Doch müsse man die Auswirkungen des Wechselkurses auf die Preisentwicklung sorgfältig analysieren und notfalls auch handeln. Die EZB habe auf jeden Fall keinen Zweifel daran gelassen, in welche Richtung der nächste Zinsschritt gehen werde. Eine weitere Anhebung der Zinsen bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt hätte aber einer vorausschauenden und ruhigen Geldpolitik nicht Rechnung getragen, sagte der EZB-Präsident. Schließlich liege die letzte Leitzinserhöhung erst vier Wochen zurück. Daher hatten die meisten Analysten im Vorfeld der Zentralbankratssitzung auch keine Zinserhöhung erwartet. Entsprechend hatte die Entscheidung der EZB auch kaum Auswirkungen auf die Aktien- oder Rentenmärkte.

Nachdrücklich widersprach Duisenberg der "Empfehlung" des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass es keinen Grund für eine straffere Geldpolitik gebe. Der IWF hatte in seinem am Mittwoch veröffentlichten Halbjahresbericht zur Weltwirtschaft die EZB vor einer verfrühten Zinserhöhung gewarnt. Auch die günstigen Inflations- und Wachstumsprognosen der EU-Kommission nannte Duisenberg "etwas optimistisch". Dennoch sieht auch er die Wirtschaftsentwicklung recht zuversichtlich. In der Euro-Zone gebe es Anzeichen für einen starken Wirtschaftsaufschwung. Die jüngsten Produktionsdaten deuteten auf eine solche Entwicklung hin, sagte Duisenberg. Ausdrücklich lobte der EZB-Chef auch die moderaten Lohnabschlüsse vor allem in Deutschland als ermutigende Zeichen.

Grund zur Sorge um die Preisstabilität lieferte am Donnerstag das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Die Verbraucherpreise seien auch im März schneller gestiegen als in den Vormonaten, teilte das Amt mit. Die Preise für die Lebenshaltung lagen im März um 1,9 Prozent über dem Vorjahresstand. Im Februar hatte der Preisanstieg 1,8 Prozent und im Januar 1,6 Prozent betragen.

Gelassen reagierte die Börse auf die Äußerungen Duisenbergs. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand die Handelseröffnung an der New Yorker Wall Street und der Nasdaq, die schon an den Vortagen die Richtung für die Kursentwicklung vorgegeben hatten. Nach den massiven Kursverlusten an der US-Technologiebörse, die am Mittwoch um mehr als sieben Prozent gefallen war, hatten Händler zunächst auch hier zu Lande mit Kurseinbrüchen gerechnet. Nach einer uneinheitlichen Eröffnung der US-Börsen legte sich die Nervosität aber wieder. Der Dax glich seine Verluste aus und schloss mit einem leichten Plus bei 7449,06 Punkten.

Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Technologieaktien blieb. Am Neuen Markt spiegelte der Nemax-Index das schwankende Zutrauen der Anleger in den Markt. Nach einem Minus zur Eröffnung von rund vier Prozent erholte sich der Index wieder, schloss aber bei 6752,33 Zählern noch um fast zwei Prozent niedriger. Die Zukunft beurteilten Analysten unterschiedlich. "Am Neuen Markt dürfte jetzt der Boden eingezogen sein", sagte Robert Halver, Leiter der Aktienstrategie beim Bankhaus Delbrück, dem Tagesspiegel. Weitere Verluste seien allerdings nicht ausgeschlossen: "Der Markt hat noch einigen Ballast abzuwerfen", sagte Halver. Werde sich etwa der Nasdaq-Index nicht fangen, sei mit einer "scharfen Neubewertung der Technologiewerte auch am deutschen Markt" zu rechnen. Auch Volker Borghoff, Aktienstratege der DG Bank, sieht die "Technologiefront weiter wackeln". Die Umschichtung in die Traditions-Werte sei noch nicht abgeschlossen. "Das Schlimmste haben wir aber hinter uns."

hst, mot

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false