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Wirtschaft: Durchbruch für das schnelle Internet

Der harteKampfum Marktanteile bei DSL-Anschlüssen bringt den Kunden immer günstigere Preise

Berlin - Seit Monaten fallen die Preise für schnelle Intenetzugänge (DSL). Jetzt hat der Anbieter 1&1, eine Tochter von United Internet, noch einmal nachgelegt: Ab sofort kann man in Berlin und 21 weiteren Städten bei 1&1 eine Flatrate für 6,99 Euro buchen. Eine Flatrate ist eine Monatspauschale, mit der alle Kosten für Internetverbindungen abgedeckt werden. Lediglich der DSL-Anschluss muss zusätzlich bezahlt werden. „Der Preis ist hart am Wind“, sagt ein Kenner der Branche. „Der Druck war offenbar groß.“ 1&1 reagiere damit auf Konkurrenten wie Versatel und Hansenet, die zuletzt nicht nur ihre Preise gesenkt, sondern vor allem auch ihr Angebot auf weitere Städte ausgeweitet haben.

„Profitabilität ist für die Unternehmen in dieser Phase zweitrangig“, sagt Roman Friedrich, Geschäftsführer der Technologie- und Managementberatung Booz Allen Hamilton. „Jetzt geht es darum, Marktanteile zu gewinnen.“ In Deutschland gebe es bei den schnellen Internetanschlüssen im Vergleich zum europäischen Ausland immer noch einen Nachholbedarf. Der Druck auf die Preise sei zwar weiter da. Dass die Preise auf breiter Front aber noch weiter dramatisch sinken werden, damit rechnet Friedrich nicht. „Ich erwarte aber, dass andere Anbieter jetzt nachziehen werden.“ Marktbeobachter sehen jetzt vor allem den Konkurrenten Freenet herausgefordert.

In den Markt für schnelle Internetanschlüsse kommt Bewegung. Zwar liegt die Deutsche Telekom mit einem Anteil von rund 90 Prozent der Anschlüsse immer noch mit riesigem Abstand vorn. „Aber zum ersten Mal spürt man, dass die alternativen Anbieter einen relevanten Marktanteil erobert haben“, sagt Friedrich. Booz Allen schätzt, dass die Zahl der DSL-Anschlüsse in Deutschland Ende des Jahres bei 8,5 Millionen liegen wird. „Wobei wir im Jahr 2007 mit knapp über fünf Millionen Neuanschlüssen das Maximum des Wachstums erwarten“, sagt Friedrich.

United Internet – hinter der Telekom mit mehr als einer Million DSL-Kunden derzeit auf Platz zwei – kämpft dabei nicht nur gegen den Marktführer, sondern vor allem auch gegen Anbieter wie Arcor, Versatel und Hansenet, die ebenfalls sehr günstige Pauschaltarife anbieten. Im Gegensatz zu United Internet besitzen diese Unternehmen aber eine eigene Infrastruktur, sind somit weniger von den Vorleistungen der Telekom abhängig und können ihre Preise anders kalkulieren. United Internet kauft dagegen ebenso wie Freenet DSL-Anschlüsse bei der Telekom – zu Preisen für Wiederverkäufer – ein und vermarktet weiter. Ein großer Teil der Marge bleibt daher bei der Telekom.

So sieht Wettbewerber Arcor die „Attacke“ von United Internet auch gelassen. „Wir haben keine Ambitionen, das zu kontern“, sagte ein Arcor-Sprecher dem Tagesspiegel. Man beobachte aber den Markt. Der Kundenzuspruch auf die Flatrate von Arcor (9,95 Euro) sei „hervorragend“. Unterm Strich sei das Komplettpaket aus ISDN-Anschluss, DSL-Zugang und Flatrate bei Arcor günstiger als das Angebot von 1&1. In vielen Städten war der Kundenzuspruch sogar so groß, dass Arcor nicht pünktlich liefern konnte und die Hotlines völlig überlastet waren.

Auch bei 1&1 heißt es: „Die neue Flatrate wird wirklich sehr gut angenommen“, sagte eine Sprecherin. „Es hat einen kleinen Run auf die Tarife gegeben. Die Hotline hatte sehr viel zu tun.“ Trotz des niedrigen Preises verdiene das Unternehmen daran. „Sonst würden wir es nicht machen“, sagte die Sprecherin. United Internet hatte Anfang des Jahres neue Konditionen mit der Telekom ausgehandelt.

„Auf dem DSL-Markt geht es nicht mehr so gemütlich zu wie in der Vergangenheit“, sagt Branchen-Experte Friedrich. Mehr Bewegung als bei den Preisen erwartet er jedoch bei den Inhalten. „Die Unternehmen wollen den Kunden künftig viel mehr anbieten als nur den Zugang. Sie wollen mit Zusatzdiensten Geld verdienen“, sagte Friedrich. Unternehmen wie T-Online oder Arcor setzen dabei zum Beispiel auf Videoangebote. „Noch fliegen diese Angebote nicht“, sagte Friedrich. „Aber das wird sich ändern.“ Booz Allen geht davon aus, dass der Anteil der Umsätze mit Inhalten am gesamten Breitbandumsatz in Deutschland im Jahr 2010 auf mehr als zehn Prozent steigen wird.

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