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Durchsuchungen: VW erneut unter Korruptionsverdacht

Mehrere Beschäftigte des VW-Konzerns sollen von einem Unternehmer aus Nordbayern bestochen worden sein. Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten deshalb Büros und Wohnungen und stellten umfangreiches Beweismaterial sicher.

Hannover - Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) in Hannover stehen mindestens fünf Mitarbeiter im Verdacht, Vergünstigungen wie Einladungen zu Mittagessen und mehrtägigen Reisen angenommen zu haben. Ob auch Geld geflossen sei und wie viel, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen. Der 49 Jahre alte Geschäftsführer eines Automobilzulieferers aus Nordbayern soll so versucht haben, an Aufträge von VW zu kommen.

Ein Sprecher des VW-Konzerns bestätigte, dass das Landeskriminalamt im Werk Wolfsburg gewesen sei und einen Büro-Arbeitsplatz durchsucht habe. Der betroffene Mitarbeiter sei sofort freigestellt worden. Drei der Verdächtigen seien bereits Rentner, der fünfte sei im Ausland beschäftigt. Ob ein Schaden entstanden sei, sei noch nicht geklärt, sagte der Sprecher.

Höhe der Schadenssumme noch unklar

Bei den Durchsuchungen der insgesamt 29 Büros, Arbeitsplätze und Wohnungen, unter anderem in Hannover, Wolfsburg, Salzgitter sowie in Bayern und in Frankreich, sei umfangreiches Beweismaterial sicher gestellt worden, sagte ein LKA-Sprecher. Die Auswertung werde einige Monate dauern. Wie viele Aufträge sich der Chef des Lack-Herstellers tatsächlich durch die Bestechung der VW-Angestellten im mittleren Management verschafft habe, sei noch nicht geklärt. "Die Schadenssumme steht noch nicht fest", sagte Joachim Geyer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, die gemeinsam mit dem LKA die Federführung hat. Geyer betonte, dass der VW-Konzern die Ermittlungen unterstütze und großes Interesse an der Aufklärung des Korruptionsverdachts habe.

Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen durch zwei Hinweise übers das Internet. Das LKA hatte im Jahr 2003 das so genannte Business-Keeper-Monitoring-System eingerichtet, über das sich Tippgeber völlig anonym an die Polizei wenden können. Seitdem wurden nach LKA-Angaben mehr als 1100 Meldungen über das Internet gemacht, in mehr als 300 Fällen nahmen Staatsanwälte Ermittlungen auf. Kritiker hatten das Pilotprojekt allerdings als ineffizient und rechtsstaatlich fragwürdig kritisiert. (tso/dpa)

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