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Nach draußen. Bequem zu Hause oder unterwegs, ob Kurse auf DVD, ein Lernprogramm der Uni oder eine App zum Vokabeln lernen, dank zahlreicher E-Learning-Angebote kann man mit Laptop und Smartphones überall lernen. Allerdings ist es ratsam, E-Learning mit Präsenzveranstaltungen zu kombinieren. Foto: picture-alliance

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E-Learning: Mobiles Lernen

Unterwegs Vokabeln üben oder die Führerscheinprüfung vorbereiten – mit E-Learningmethoden geht das.

Edward Wood erklärt geduldig die englische Grammatik. Present Simple, present continous, past simple, past continuous… Wenn sich der Sprachenschüler die Hilfsverben dabei mitschreiben möchte, dann bittet er Edward nicht, langsamer zu sprechen, sondern drückt einfach auf Stopp. Und lässt Edward all die Zeiten noch einmal aufzählen, so oft er möchte. Denn Ed ist auf einem Video der „englischbox“ zu sehen, eines der E-learning-Angebote der „James Simmonds Sprachschule“.

E-Learning ist innerhalb von wenigen Jahren zu einem beliebten Ersatz oder einer häufigen Ergänzung des Präsenzunterrichts geworden. An den Universitäten unterstützen Programme wie moodle und blackboard die Vorlesungen und Seminare, Sprachschulen bieten ganze Kurse auf CD-Roms oder übers Internet an. Die Bundesagentur für Arbeit stellt auf ihrer Internetseite ein elektronisches „Trainingsprogramm für Arbeitsuche und Bewerbung“ zur Verfügung. Mit Electronic Learning, kurz E-Learning, kann man jederzeit und von überall aus lernen. Neben Kursen auf CD-Roms und DVDs ermöglicht die Methode auch die Ergänzung des Präsenzunterrichts mit dem Computer, die Teilnahme an Netzwerken im Internet und das Recherchieren in Online-Lexika. Kurz: mobiles Lernen. Dabei kann E-Learning einen einmaligen Download bedeuten oder einen mehrjährigen Kurs umfassen.

IM INTERNET-KLASSENZIMMER
Per Internet können Lernende die Möglichkeit eines Onlinekurses nutzen, auch Web Based Training genannt. Hier können Lehrer und Lernende in Kontakt treten. Edward Wood versammelt in seinem virtuellen Klassenzimmer zwischen 20 und 30 Lernende pro Stunde. „In einer Stunde haben meine Schüler dann Klassenkameraden aus der Türkei, aus dem Iran, aus Algerien und Deutschland gleichzeitig.“ Rein technisch wäre es möglich, bis zu 1000 Leute in dem Klassenraum einzuschalten, aber jeder Schüler soll die Möglichkeit haben, sich aktiv zu beteiligen. Die Schüler „melden“ sich und Ed aktiviert sie, sodass der Lehrer und die anderen Schüler sie hören kann. „Allerdings können sich die Schüler nicht heimlich unterhalten. Getuschelt wird bei mir nicht“, sagt er.

FÜR UNTERNEHMEN
Die Ortsunabhängigkeit ist auch für viele Firmen einer der wesentlichen Vorteile des E-Learnings. Gerade bei einer großen Anzahl von Mitarbeitern, die an einem oder mehreren Standorten in kurzer Zeit das gleiche Wissen erwerben sollen, ist es eine kostengünstige und zeitsparende Option, sagt Patrick Illing von der E-Learning-Agentur Digital Spirit. Dabei sei allerdings auch die Branche entscheidend. Bei Unternehmen mit vielen Computer-Arbeitsplätzen wie etwa Banken und Versicherungen sei ein E-Learning-Programm schneller zu installieren als etwa bei Handwerksbetrieben, in denen erst ein Lernplatz geschaffen werden muss.

Die Agentur Digital Spirit ist auf Compliance Training spezialisiert, das betrifft etwa Korruptionsbekämpfung sowie rechtlich und ethisch korrektes Handeln im Unternehmen. Mit und für Firmen entwirft die Berliner Agentur maßgeschneiderte Lernprogramme. Die Spezialisierung sei für die Motivation wichtig. „Der Mitarbeiter muss das Programm als unternehmenseigene Maßnahme erkennen“, so Illing. Dann seien auch weniger technik-affine Mitarbeiter für die neue Lernmethode zu begeistern.

FÜR JEDE ALTERSKLASSE
Viele junge Menschen gelten als „digital Natives“ – sie sind mit dem Internet aufgewachsen. Doch Firmen stehen vor der Herausforderung, mit ihren E-Learning-Angeboten auch ältere Arbeitnehmer anzusprechen. Die Ansprüche sind bei älteren Arbeitnehmern anders als die bei jüngeren, weiß Ludwig Issing, emeritierter Professor für Medienpsychologie und -pädagogik an der Freien Universität Berlin und Mitherausgeber des Buches „Online-Lernen“. „Jüngere Anwender gehen unbefangener und spielerisch an ein E-Learning-Programm ran als ihre älteren Arbeitskollegen.“ Gleichzeitig suchen jüngere User stärker kurzfristige Lernerfolge und Anwendungsmöglichkeiten. Ältere Arbeitnehmer seien geduldiger.

Zwar falle es der „Nicht-digitalen Generation“ mitunter schwerer, mit Chats und kommunikativer Software umzugehen als ihren jüngeren Kollegen, letztendlich sei der Erfolg einer E-Learning-Schulung aber von der Motivation des Arbeitnehmers und der Betreuung des Tutors abhängig. In Zukunft könnten elektronische Planspiele, sogenannte „Serious Games“, noch mehr eingesetzt werden, schätzt Illing. Diese schulen Mitarbeiter besonders in Soft Skills.

Auch sieht er Potential in Anwendungen für Touchpads, wenn auch für eine kleinere Zielgruppe. Insgesamt wird das Lernen mit längeren Einheiten abnehmen. „Die Lektionen werden dann kürzer und sind an verschiedenen Stellen im Arbeitsprozess einsetzbar“, sagt Issing.

EINE GUTE MISCHUNG

Nicht für jeden ist alleiniges E-Learning der Weg zum Erfolg, oft mangelt es – wie beim Fernlernen – an Motivation und Selbstdisziplin, sich alleine an den Computer zu setzen. Blended Learning, die Mischung aus Präsenzunterricht und computerbasierten Lernen kann hier helfen. Auch Englischlehrer Edward Wood benutzt diese Methode in seinem Sprachunterricht und versendet Unterrichtsvideos an seine Teilnehmer. Die könnten sich das dann vorher anschauen und falls es Fragen gibt, bei ihm in der Stunde besprechen.

Die E-Learning-Branche wird zunehmend populärer. Zwar hätten mit dem Platzen der Internetblase vor zehn Jahren auch die E-Learning-Anbieter gelitten, sagt Illing. „Insgesamt hat sich die Branche aber wieder gut erholt und spätestens seit 2009 bewegt sich die Nachfrage wieder auf hohem Niveau.“

Das zeigt auch das hohe Interesse an der Konferenz „Online Educa Berlin“. 2197 Teilnehmer aus 109 Ländern wollten sich im letzten Jahr auf der größten internationalen E-Learning-Konferenz über die neuesten Trends und Gepflogenheiten informieren. Die nächste Konferenz findet vom 30. November bis zum 2. Dezember in Berlin statt.

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