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EADS-Konzern: Weniger Airbus

Der EADS-Konzern will sich unabhängiger von den Zivilflugzeugen machen. Wird der Rüstungssektor ausgebaut?

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS meldet Rekordaufträge. 2007 habe der Konzern Neuaufträge im Wert von 125 Milliarden Euro in die Bücher genommen, sagte am Donnerstag EADS-Chef Louis Gallois. Im Jahr zuvor hatte EADS noch Neuaufträge von 69 Milliarden Euro verbucht. Der Boom geht vor allem auf das Konto der Flugzeugtochter Airbus, die rund 1400 Neuaufträge verbucht hat und damit gleichauf mit dem Rivalen Boeing liegt. Dennoch drohen EADS aufgrund der Lieferprobleme bei Airbus rote Zahlen.

Gallois will in Zukunft unabhängiger von der Flugzeugtochter Airbus werden. „Wir sind sehr stolz auf Airbus“, sagte der EADS-Chef in Donauwörth. „Aber es ist langfristig ein Risiko, vom zyklischen Flugzeugmarkt so abhängig zu sein.“ Derzeit stammen zwei Drittel der EADS-Erlöse von zuletzt 39 Milliarden Euro aus dem Geschäft mit Zivilflugzeugen. Gallois kündigte an, mit Zukäufen die übrigen Konzernsparten stärken zu wollen, um Ende des kommenden Jahrzehnts den Airbus-Anteil am Umsatz auf fünfzig Prozent zu drücken. Ein solch ausgeglichenes Verhältnis weist der große EADS-Rivale Boeing auf, der die Hälfte seiner Erlöse aus dem Geschäft mit Raumfahrt- und Rüstungsgütern erzielt.

Die von Gallois beschriebene „Vision 2020“ soll EADS auch auf weiteren Gebieten wetterfest machen. So soll das Geschäft mit Serviceleistungen, Militärgerät oder Sicherheitssystemen von zehn auf 25 Prozent ausgebaut werden. Die Wertschöpfung im Dollarraum wollen die Europäer von unter zehn auf 40 Prozent erhöhen. Das soll ohne den Verlust von Arbeitsplätzen in Europa umgesetzt werden. Gallois geht davon aus, dass sich der Umsatz des Konzerns bis zum Jahr 2020 auf 80 Milliarden Euro verdoppeln wird.

Er stützt seinen Optimismus auf den weiter boomenden Luftfahrtsektor. Doch der stärkt im Moment vor allem Airbus. Die Europäer werden nach den Worten des EADS-Chefs 2007 etwa so viele Passagierjets verkauft haben wie Konkurrent Boeing, der 1413 Maschinen gemeldet hat. Damit haben die beiden Konzerne im vergangenen Jahr erneut dreimal mehr Maschinen verkauft als gebaut. Um die Lieferzusagen halten zu können, kurbelt Airbus derzeit die Produktion an. So sollen in diesem Jahr 13 Riesenairbusse vom Typ A 380 ausgeliefert werden, die Produktion des A 320 steigt von 32 auf 40 Stück pro Monat. Gleichzeitig hält die Bestellwut der Fluggesellschaften an. Boeing geht zwar von einem Rückgang um 25 Prozent in diesem Jahr aus, aber selbst damit würden Airbus und Boeing immer noch mit jeweils 1000 Neuaufträgen für 2008 rechnen können.

Experten verfolgen Gallois’ Ankündigung kritisch: „Die Abhängigkeit von Airbus wird nur schwer zu verringern sein“, sagt Ulrich Horstmann von der BayernLB. Da Europas Rüstungsmärkte stagnieren, müsse das Wachstum aus den USA kommen. Dort führt der Weg zu mehr Marktanteilen vor allem über Akquisitionen. „Aber für große Zukäufe fehlt EADS das Geld“, sagt Horstmann. Da die Großaktionäre Daimler, der Medienkonzern Lagardère und der französische Staat eine Kapitalerhöhung ausschließen, bleibt nur die Konzernkasse, die mit rund fünf Milliarden Euro gefüllt ist. Wegen des niedrigen Dollarkurses hält Gallois die Gelegenheit für günstig.

Entscheidend für die neue EADS-Strategie bleibt auch der Ausgang des Bieterkampfes um die Erneuerung der US-Tankerflotte. 2008 soll die Entscheidung fallen, wer die erste Tranche über 170 Maschinen liefern darf. Sollten die Europäer bei diesem 30 Milliarden Dollar schweren Auftrag zum Zuge kommen, wird EADS eine Fertigung in den USA errichten.

Markus Fasse

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