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Wirtschaft: Easyjet löst Panik am Himmel aus

Tui und Air Berlin drohen mit dem Abzug aus Hannover – falls der britische Konkurrent dort abheben darf

Berlin – Nach dem Einstieg des britischen Billigfliegers Easyjet in Deutschland wird die Panik bei den deutschen Konkurrenten immer größer: Europas größter Touristikkonzern Tui, Inhaber von Hapag-Lloyd-Flug und Hapag-Lloyd-Express, will mit aller Macht den Einstieg von Easyjet am Flughafen Hannover verhindern. Tui drohte am Freitag mit dem kompletten Rückzug seiner Flugbasis mit insgesamt 1100 Beschäftigten von seinem Heimatflughafen. Konzernchef Michael Frenzel erklärte am Freitag im NDR Radio Niedersachsen, es seien wettbewerbsverzerrende Preise von Easyjet zu befürchten. Auch Air Berlin kündigte an, Strecken ab Hannover zu streichen, wenn der Flughafen Easyjet mit „Sonderbedingungen anlockt“, sagte ein Sprecher.

Europas zweitgrößter Billigflieger Easyjet fliegt schon seit Mai von Berlin, Köln/Bonn und Dortmund. Beschwerden gab es schon reichlich: In Berlin kritisieren Lufthansa, dba und Air Berlin, die alle drei ab dem Flughafen Tegel fliegen, dass der Flughafen Schönefeld Easyjet günstigere Konditionen gewähre. Air Berlin ist deswegen bereits vor Gericht gezogen. In Köln hatten HLX und Germanwings ebenfalls mit ihrem Abzug gedroht, falls Easyjet dort weitere Strecken aufnehme.

Die deutschen Billigflieger stehen unter enormem Wettbewerbsdruck. Experten meinen, dass der Markt bald gesättigt ist – und dass auf Dauer in Europa nicht mehr als vier bis fünf Billigflieger überleben können. Der Streit in Hannover treibt die Panik jetzt auf die Spitze – allerdings ist zweifelhaft, ob die deutschen Billigflieger den britischen Konkurrenten so dauerhaft abwehren können.

Der Flughafen Hannover jedenfalls wird mit Easyjet in den kommenden Monaten verhandeln, sagte Geschäftsführer Raoul Hille dem Tagesspiegel. Da der Flughafen genügend Kapazitäten habe, dürfe er Easyjet die Landerechte gar nicht verwehren. Hille räumte ein, dass Easyjet „zeitlich begrenzt begünstigte Entgelte bekommen würde“ – das gelte aber für alle Fluggesellschaften, die neue Strecken ab Hannover flögen. „Wir wollen das Angebot von Billigfliegern von zehn auf 25 Prozent steigern“, so Hille, aber „auch nicht Tui oder Air Berlin verprellen“. Der Aufsichtsrat des Flughafens, an dem auch der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und die Stadt Hannover beteiligt sind, hatte am Donnerstag diese Expansionsstrategie im Grundsatz gebilligt. Air Berlin will nun mit dem Flughafen Hannover über eine Aufstockung seiner Angebote sprechen. „Wir diskutieren, was man machen kann“, sagte ein Sprecher. So könnten Tui und Air Berlin den Einstieg von Easyjet zumindest begrenzen. Von der Tui läge ein solches Angebot noch nicht vor, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Eine Entscheidung soll im Herbst getroffen werden, der Einstieg von Easyjet ist frühestens für den Sommer 2005 geplant.

Die Stadt Hannover als einer der drei Flughafen-Gesellschafter erklärte, oberstes Ziel müsse der Verbleib der Flugbasis von Tui in Hannover sein. Nach Angaben des Flughafens haben die beiden Tui-Fluggesellschaften im vorigen Jahr einen Anteil von knapp 27 Prozent am Passagieraufkommen von rund fünf Millionen Fluggästen in Hannover gehabt.

Flora Wisdorff

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