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Wirtschaft: Ecken und Kanten – darauf achten die Profis

Was ein Frühjahrsputz durch Reinigungsfirmen kostet

Er sitzt überall: auf der obersten Reihe des Bücherregals und im untersten Fach des Kühlschranks, auf der Gardinenstange und in den hintersten Zimmerecken. Der ungebetene Gast, der sich mit schöner Regelmäßigkeit in Wohnungen und Häusern breit macht, ist der Feind aller Hausfrauen und Hausmänner. Doch nicht jeder hat Lust, dem Schmutz persönlich den Kampf anzusagen – vor allem nicht, wenn der umfangreiche Frühjahrsputz bevorsteht.

Wer seine Wohnungsreinigung in die Hände von Putz-Profis geben will, steht aber vor einem Problem: Allein im Berliner Branchenbuch füllt die Liste der Reinigungsfirmen mehrere Seiten. Monika Wittkowski vom Deutschen Hausfrauenbund Berlin rät, vor allem auf den Preis zu achten: „Ein Angebot deutlich unter 16 Euro pro Stunde ist verdächtig.“ Denn krumme Geschäfte sind durchaus üblich in der Branche: Einige Firmen zahlen keine Sozialversicherungsbeiträge für ihre Mitarbeiter und können so den Stundenpreis drücken.

Thomas Raulf kennt die Tricks der unseriösen Anbieter. Der Branchenexperte und Geschäftsführer der Hamburger Reinigungsfirma „Warner Haushaltsservice“ nennt drei Punkte, durch die sich Putz-Betrüger identifizieren lassen: Neben dem Preis sind dies die Zahlungsart und das Vorhandensein eines Vertrages. „Wenn der Kunde bar bezahlen muss, ist das ein unseriöses Geschäft“, sagt Raulf. „Und auch bei einem einmaligem Frühjahrsputz sollte der Kunde auf einem Vertrag oder zumindest einer schriftlichen Vereinbarung bestehen.“

Auch wenn die Schwarzmarktpreise für den Frühjahrsputz meist deutlich unter den Angeboten der professionellen Reinigungsfirmen liegen – wirklich Geld sparen könne der Kunde so nicht, sagt Monika Wittkowski. „Die Profis arbeiten schneller und gründlicher.“ Das entscheidende Merkmal für die Putzqualität: der Zustand der Zimmerecken. „Nur wenn es auch in den verstecktesten Winkeln der Wohnung blitzt und blinkt, waren tatsächlich Profis am Werk“, sagt die Vorsitzende des Berliner Hausfrauenbundes.

Das Berliner „Privatinstitut Hogan“ (www.institut-hogan.de, Telefon: 030/ 30867310) nimmt für sich in Anspruch, solche Profis zu beschäftigen: Die 20 festangestellten Kräfte heißen hier nicht Putzfrauen, sondern Hausmanagerinnen. Die putzen nicht nur, sondern kaufen auch für ihre Kunden ein und kochen. „Unser Modell ist einzigartig in Deutschland“, sagt Geschäftsführerin Heidrun Hogan. „Wir bilden unsere Leute im Hausmanagement aus und vermitteln sie dann in Privathaushalte.“ Wer eine solche Managerin zum Durchschnittspreis von rund 17 Euro pro Stunde für seinen privaten Frühjahrsputz bucht, kann mit einer ganz besonderen Reinigung rechnen. „Wir benutzen fast ausschließlich alte Hausmittel wie Essig“, betont Hogan. „Das bringt oft mehr als teure Scheuermittel.“

Auch die Techniken der Berliner Firma „Putzmunter“ (www.putzmunter-berlin.de, Telefon: 030/61285344) können sich sehen lassen. „Wir arbeiten nur mit professionellem Handwerkszeug“, sagt Geschäftsführerin Birgit Arkenstette. Bei der Reinigung setzen die 22 Mitarbeiterinnen zum Beispiel spezielle Mikrofasertücher ein. Rund 20 Euro pro Stunde plus die Kosten für die Anfahrt muss der Kunde für den Frühjahrsputz bezahlen, und bei besonders viel Dreck kommt noch eine Schmutzzulage hinzu.

Mit einem Preis von 16 Euro pro Stunde ist das Angebot des Unternehmens „Integra“ (www.integra- ggmbh-berlin.de, Telefon: 030/ 4140730) günstiger als das der Konkurrenz – und das hat seinen Grund: „Integra“ wird vom Land Berlin subventioniert, weil alle seine Beschäftigten leichte körperliche Behinderungen haben. „Ein Gehörloser putzt mindestens genauso gut wie ein Nicht-Behinderter“, sagt Geschäftsführer Karl Bubenheimer. Bei den 15 Mitarbeitern geht Hochtechnologie mit Handarbeit einher: Sie reinigen mit Sprühsaugern, putzen aber auch dort, wo die Maschinen nicht hinkommen.

Der professionelle Frühjahrsputz ist genau wie der private weiterhin fest in Frauenhand. Bei den genannten Berliner Reinigungsfirmen arbeiten insgesamt nur fünf Männer.

Dennis Kremer

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