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Gold

© dpa

Edelmetalle: Goldpreis auf Rekordkurs

Goldene Aussichten zum Jahresstart: Der Preis für Gold ist an den Märkten weltweit erneut auf Rekordjagd gegangen. In den Krisenzeiten suchen Anleger nach einem "sicheren Hafen" - und finden eine vermeintliche Rettung in dem Edelmetall.

Angeheizt vom schwachen Dollar und der politischen Krise in Pakistan verteuerte sich das Edelmetall in den vergangenen Tagen deutlich auf zuletzt knapp 840 Dollar (576 Euro) je Feinunze. Das bisherige Rekordhoch von 850 Dollar aus dem Jahr 1980 ist damit greifbar nah - und der Trend weist laut Experten weiter nach oben.

"Es ist keine Frage ob, sondern nur wann Gold 850 Dollar kosten wird", sagt Analyst James Moore vom Fachdienst TheBullionDesk.com. Seit Jahresbeginn stieg der Goldpreis um rund ein Drittel - so viel wie seit Jahrzehnten nicht. Und wer Anfang 2002 Gold für etwa 275 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) kaufte, hält heute ohne Bereinigung der Inflation den mehr als dreifachen Wert in Händen.

"Gold!" - Der Aufschrei der glücklichen Finder löste im 19. Jahrhundert in Nordamerika gleich mehrfach eine Goldrausch aus. Geblieben ist bis heute die Faszination des Edelmetalls - nicht immer gedeckt von den ökonomischen Fakten. Gold gilt auf den ersten Blick als "sicherer Hafen" in instabilen Zeiten und so haftet ihm immer auch ein bisschen Untergangsstimmung an.

Sinkendes Vetrauen in US-Wirtschaft ein Grund für Goldrausch

Der aktuelle Goldrausch an den Finanzmärkten hat eine Reihe von Gründen, einer der schwerwiegendsten ist das sinkende Vertrauen in die USA als größte Volkswirtschaft der Welt. Ein schwacher Dollar, die von Amerika ausgehende Kreditkrise und die Sorge vor wachsender Inflation lösen bei den Anlegern Experten zufolge Unbehagen aus.

In solchen Zeiten hatte Gold schon immer den "Ruf als krisenfeste Anlageform", sagt Rohstoffexperte Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg. Auf beiden Seiten des Atlantiks sei derzeit "eine Flucht in den sicheren Hafen Gold" zu beobachten. "Zudem heizt der hohe Ölpreis die Befürchtung an, das Schreckgespenst Inflation könnte wieder sein Unwesen treiben."

Allerdings nimmt auch der Verkauf von Goldschmuck kräftig zu. Rund drei Viertel des Weltbedarfs entfallen auf die Schmuckindustrie, der Rest auf Zahnlabore, die Industrie und Gold als Barren und Münzen. Die Weihnachtszeit sorgte ebenfalls für hohe Nachfrage. Einen enormen Stellenwert hat Goldschmuck in den Boom-Regionen Asiens wie Indien und China. Indien war zuletzt laut World Gold Council der weltgrößte Goldimporteur mit fast einem Viertel der weltweiten Nachfrage.

Preis von 900 Dollar je Feinunze möglich

Den Goldpreis treibt zudem die laufend teurere Förderung des Edelmetalls an. Minenbesitzer müssen in immer entlegeneren Gegenden noch tiefer in die Erde bohren - mit erheblichen Folgen für die Umwelt. Knapp zwei Drittel des weltweiten Absatzes kommen derzeit dem World Gold Council zufolge aus Minen, ein Viertel ist eingeschmolzenes und wieder verwendetes Gold, 14 Prozent entstammen Zentralbank-Tresoren.

Aus politischen Gründen lösen die Notenbanken ihre riesigen Reserven aber langsamer auf als geplant. So war es eine Überraschung, als die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Dezember auf einen Schlag 42 Tonnen ihrer rund 600 Tonnen an Goldvorrat verkaufte. Auf dem größten Berg sitzt die US-Notenbank mit rund 8100 Tonnen Gold, die Deutsche Bundesbank verfügt auf Platz 2 immerhin über noch rund 3400 Tonnen.

Ein schnelles Ende der Preisrallye bei Gold erwarten Experten nicht. Die Hausse sei derzeit nicht grundsätzlich zu bremsen, meint Commerzbank-Experte Eugen Weinberg. Wie Proettel hält er einen Preis von 900 Dollar je Feinunze oder auch mehr für durchaus möglich. Allerdings sollte Anlegern laut Proettel klar sein: Je höher und schneller der Goldpreis durch den aktuellen Herdentrieb steige, desto größer werde die Überhitzung - und die Gefahr eines Einbruchs. Auch vor dem jetzigen Anstieg war Gold erst im November auf rund 780 Dollar gefallen. Anlageexperten raten daher nüchtern betrachtet zu Gold als lediglich kleinem Teil eines breit gestreuten Portfolios.

Frankfurt, New York

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