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Ist der Rausch vorbei? Die Ausbeute der Goldschürfer in Kalifornien ist ansehnlich – aber deutlich weniger Wert als noch vor drei Wochen.

© AFP

Edelmetalle: Wohin mit der Goldanlage

Edelmetalle verlieren an Wert: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Einsteigen oder ist verkaufen die Strategie der Stunde? Wir geben Antworten.

Der Mai ist kein Wonnemonat für Anleger, die auf Rohstoffe gesetzt haben. Der Monat begann mit jähen Wertverlusten bei Gold, Kupfer, Weizen und vielen anderen. Die Kurse von Öl und vor allem Silber stürzten sogar um bis zu 30 Prozent ab: Eine Feinunze (31,1 Gramm) des grauen Edelmetalls kostet derzeit gut 34 Dollar, Anfang Mai waren es noch knapp 50 Dollar. Auch der Goldpreis fiel kräftig: Nachdem die Feinunze Anfang Mai noch ein neues Allzeithoch bei 1576 Dollar erklommen hatte, sackte der Preis um 100 Dollar ab. Ein Schnäppchen sind beide Rohstoffe deswegen aber nicht. Das zeigt der Blick auf die Wertentwicklung im zurückliegenden Jahr: Im Mai 2010 notierte Silber noch bei etwa 17 Dollar, Gold bei gut 1200. In Dollar gerechnet haben beide Metalle trotz Mini-Crash noch 80 beziehungsweise 21 Prozent Plus gebracht.

Viele Privatanleger sind verunsichert: Lohnt es sich, Gewinne mitzunehmen? Oder ist die Korrektur beendet und bieten sich jetzt Einstiegschancen?

VIELE PROFIS SIND OPTIMISTISCH

Während die meisten Banken und Analysten kurz- bis mittelfristig an eine Rückkehr zur alten Stärke glauben, sind einige große Spekulanten vorsichtig geworden. So hat sich US-Investor George Soros nahezu komplett von seinen Engagements in Gold getrennt. Auch Fonds-Manager reduzierten ihre Positionen, nachdem die europäische Schuldenkrise, der schwache Dollar und Inflationsängste den Goldpreis bis Ende April auf immer neue Rekordwerte gehoben hatten.

Umgekehrt bleiben zahlreiche Hedgefonds-Manager betont optimistisch, wenn es um Rohstoffe geht: John Paulsen etwa, der sich 2007 gegen den Immobilienmarkt positionierte und in der Subprime-Krise 3,7 Milliarde Dollar verdiente, hält weiter mehr als vier Milliarden Dollar in Gold, baute Anteile an Goldminen sogar aus und ist Hauptaktionär von Anglo-Gold, Afrikas größtem Goldproduzenten. Kollege James Dailey wiederum sieht zwar ein Ende der langen Edelmetall-Rallye am Horizont, zuvor werde der Goldpreis jedoch noch auf 2500 Dollar steigen. Auch asiatische und lateinamerikanische Notenbanken stehen weiter auf der Käuferseite.

Auch den Crash beim Silber hatten Rückzüge von Investoren ausgelöst. Der Hintergrund: Silber wird wie andere Rohstoffe über Future-Kontrakte (Termingeschäfte) gehandelt. Dabei sichert sich ein Anleger oder ein Unternehmen mit einem Kontrakt den Preis von 5000 Unzen Silber in drei Monaten, muss dafür aber nicht im Voraus den vollen Unzenpreis zahlen, sondern nur eine Sicherheit (Margin), hinterlegen. Wegen des steigenden Silberpreises hat die Metallbörse Comex diese Marge von 6000 Dollar zu Jahresbeginn 2010 auf gut 14 500 Dollar Anfang Mai erhöht, schließlich war auch der Wert eines Kontraktes im gleichen Zeitraum von 84 000 auf etwa 250 000 Dollar gestiegen. Diese Kostensteigerung war den Spekulanten irgendwann zu teuer, sie stiegen aus – und der Silberpreis jagte um ein knappes Drittel nach unten.

„Nach der enormen Übertreibung zuvor war der Abverkauf aber notwendig“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Ob der Boden erreicht sei oder weiterer Preisverfall drohe, hänge davon ab, ob der Euro im Zusammenhang mit der europäischen Schuldenproblematik weiter Schwäche zeige und der Dollar umgekehrt Stärke.

DIE NERVOSITÄT BLEIBT

Dies könnte Edelmetalle bzw. Rohstoffe insgesamt weiter unter Preisdruck setzen. Auch die Erste Bank glaubt, dass die Nervosität des Marktes weiter zu groß und die Korrektur noch nicht beendet sei. Commerzbank-Analyst Weinberg sieht zwar eine weitere „Delle von ein bis drei Monaten“, allerdings kein Ende der Silberhausse. Mittelfristig sind die Risiken beim Silber indes höher als beim Gold, denn Silber wird auch stark von der Industrie nachgefragt und ist somit konjunktursensibel. Abschwächungen des Wachstums in den Emerging Markets, vor allem in China, etwa könnten die Nachfrage schnell schwächen.

Auch beim Gold sieht Weinberg die Klettertour noch nicht beendet. Sein vorläufiges Kursziel: 1600 Dollar. Entscheidend sei aber nicht die Frage, wohin der Preis für das Edelmetall gehen werde. Im Mittelpunkt müsse vielmehr stehen: Welchen Wert hat Gold in der Zukunft, was kann ich dafür kaufen? Weinberg: „Gold ist wie eine Versicherung.“ Man sollte sie haben – und wie bei jeder Versicherung gleichzeitig hoffen, dass sie nicht nötig sein werde, dass also die Schuldenkrise nicht eskaliere und Inflation nicht zu einem massiven Problem werde.

Wer fünf bis 15 Prozent seines Geldes in Gold stecke, glaubt Weinberg, mache weiter alles richtig. Das Geld könne man auf Aktien von Edelmetallminen, auf physisches Gold und auf Gold-ETF und -ETC (Exchange Traded Funds bzw. Commodities) aufteilen, also auf börsennotierte Fonds und passive Gold-Zertifikate, die Goldindizes oder den Kassapreis abbilden und die Einlagen der Kunden oft auch mit realem Gold absichern. Auch für andere Rohstoffe sind solche passiven Investment-Vehikel erhältlich.

Jeder Anleger aus dem Euro-Raum muss nicht nur den Rohstoff selbst, sondern auch Wertschwankungen des Dollar im Blick haben. Denn ob Gold, Silber, Palladium, Weizen oder Öl – alle Rohstoffe werden in der US-Währung gehandelt.

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