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Wirtschaft: Editorial: Mario Monti provoziert Amerika

Der US-Mischkonzern General Electric(GE) kämpft um die Zustimmung der EU-Kommission zur Übernahme des Flugzeugelektronik-Herstellers Honeywell. Dabei sieht alles danach aus, als ob GE-Chef Jack Welch den Kampf gegen EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti schon verloren hat.

Der US-Mischkonzern General Electric(GE) kämpft um die Zustimmung der EU-Kommission zur Übernahme des Flugzeugelektronik-Herstellers Honeywell. Dabei sieht alles danach aus, als ob GE-Chef Jack Welch den Kampf gegen EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti schon verloren hat. Das Drama macht deutlich, wie nötig es ist, Ordnung in das Kartellrecht zu bringen.

In Europa scheint man den Kartellbehörden freien Lauf zu lassen. Im Falle Honeywell haben sie sich ganz neue Theorien ausgedacht, einfach, weil es undenkbar erscheint, einen großen US-Konzern in Frieden seinen Geschäften nachgehen zu lassen. Es hätte sie zumindest stutzig machen sollen, dass der Widerstand gegen die geplante Fusion zwischen GE und Honeywell fast ausschließlich aus den Reihen der Konkurrenz kommt. Das Procedere ist an Absurdität kaum zu überbieten. Wenn die Konkurrenten eines Unternehmens sich beschweren, eine geplante Fusion sei "wettbewerbsfeindlich", dann meinen sie offensichtlich das Gegenteil. Sie ahnen, dass der geplante Zusammenschluss den Kunden zum Vorteil gereichen würde - worauf die Wettbewerber reagieren müssten.

Es ist bekannt geworden, dass Monti ganze Passagen seiner offiziellen Stellungnahme zu der Honeywell-Übernahme von Rolls Royce, GEs Konkurrent im Bereich Flugzeugmotoren, übernommen hat. Was die Konkurrenz in Angst versetzt, ist die Möglichkeit, dass GE Motoren präsentieren und Honeywell diese zu verbraucherfreundlichen Bedingungen vertreiben könnte. Wie schrecklich! Das nennt man Standardisierung, das Markenzeichen für Effizienz und industriellen Fortschritt in den vergangenen 200 Jahren. Aber wahrscheinlich geht es darum, Innovationen zu blockieren, weil sie der Konkurrenz Unbehagen verursachen könnten. So verhalten sich Monopolisten und Kartelle - die EU-Kommission hingegen scheint sich so den Wettbewerb vorzustellen.

Die europäischen Politiker und Unternehmensleiter sollten wenigstens ihre eigenen Interessen im Auge behalten. Die Deutsche Telekom hat unlängst Voicestream übernommen. Alcatel beschnupperte neulich Lucent. Bertelsmann, Vivendi und andere europäische Konzerne mit globalen Zielen fühlen sich frei, US-Unternehmen zu übernehmen. Sie wissen, dass sie vom US-Recht geschützt werden. Sie sollten Herrn Monti wissen lassen, dass er mit dem Feuer spielt. Montis Büro wird übrigens auch zum Treffpunkt der US-Firmen, die Hilfe suchen, um ihre Konkurrenten matt zu setzen. Die Feinde von Microsoft sind in Brüssel genauso aktiv wie in Washington.

Vor 70 Jahren haben Handelskriege die Welt in Depression gestürzt. Heutzutage ist der Handel immer noch wichtig, aber die internationalen wirtschaftlichen Aktivitäten werden von den Investitionen und den Absatzbemühungen Tausender multinationaler Unternehmen dominiert. Das sind US-amerikanische, kanadische, europäische und japanische Firmen, die bald Gesellschaft bekommen von einer wachsenden Gruppe globaler Firmen, die ihren Sitz in Ländern haben, die man als "Entwicklungsländer" bezeichnet hat. Nichts könnte den gesunden, friedlichen Fortschritt der Weltwirtschaft schneller gefährden als eine Vergeltung übende Wirtschaftssabotage, die sich mit dem Deckmantel der Durchsetzung des Kartellrechts verkleidet hat. Europa muss dieses Risiko im Fall General Electric und Honeywell zur Kenntnis nehmen.

Aus dem Wall Street Journal[übersetzt von Bi]

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