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Wirtschaft: Editorials: Gefährliches Spiel der IG Metall

Was es auch ist, dass die französische Linke bei der Präsidentschaftswahl zur Selbstzerstörung gebracht hat; es hat sich auch in Deutschland ausgebreitet. Fünf Monate vor der Bundestagswahl hat die IG Metall beschlossen, mit ihren Forderungen Industrie wie Regierung zu brüskieren, und so die Chancen auf die Wiederwahl ihres politischen Verbündeten Schröder zu zerstören.

Was es auch ist, dass die französische Linke bei der Präsidentschaftswahl zur Selbstzerstörung gebracht hat; es hat sich auch in Deutschland ausgebreitet. Fünf Monate vor der Bundestagswahl hat die IG Metall beschlossen, mit ihren Forderungen Industrie wie Regierung zu brüskieren, und so die Chancen auf die Wiederwahl ihres politischen Verbündeten Schröder zu zerstören. Nach dem Abbruch der Lohnverhandlungen rief die IG Metall zur Urabstimmung über einen Streik auf. Nachdem sie sich in den letzten Jahren mit dem Inflationsausgleich begnügt hat, verlangt sie nun weit über Inflationsrate und Gewinnzuwachs hinausgehende 6,5 Prozent.

Die Drohungen des IG-Metall-Chefs Zwickel mögen Verhandlungstaktik sein, dennoch könnten sie zu Deutschlands erstem größeren Streik seit 1995 führen. Keines der Szenarien ist wünschenswert, da sowohl Streik als auch großzügiger Lohnzuwachs dem wirtschaftlichen Aufschwung ein Ende setzen könnten. Das geschätzte wirtschaftliche Wachstum wurde zwar für dieses Jahr auf 0,9 Prozent geschätzt und auf 2,4 Prozent für 2003, aber ein Gewerkschaftskonflikt hätte darauf Einfluss. Jeder Lohnzuwachs über 3,5 Prozent sei unhaltbar für die Industrie, sagen Experten. Während sein Herausforderer, Edmund Stoiber, auf den wirtschaftlichen Erfolg in Bayern verweisen kann, kann Schröder weder Lohnzuwachs noch Streik verkraften: Entweder er bringt seine Gewerkschaftsfreunde zur Vernunft und verliert damit seine Stammwähler, oder er schädigt die Industrie, indem er sie zu einem kostspieligen Lohnabschluss überredet.

Die selbstbewussten Forderungen der IG Metall zeigen, wie gefährlich es ist, sein politisches Glück in die Hände der Gewerkschaften zu legen. Schröder hat es unterlassen, beizeiten den Arbeitsmarkt zu reformieren, um Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen. Deshalb steht die Arbeitslosigkeit bei zehn Prozent. Angesichts der Niederlage der SPD in Sachsen-Anhalt, dem Land mit dem niedrigsten Wachstum und der höchsten Arbeitslosigkeit Deutschlands, muss sich Stoiber sehr sicher fühlen. Sollte die IG Metall ihren Willen bekommen, kann sich der Kanzler zusammen mit dem französischen Premierminister Jospin eine schöne Beschäftigung für den Ruhestand suchen.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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