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Ehrungen: Drei Herren für die Weltwirtschaft

Das Institut für Weltwirtschaft lud ein: Ein Altkanzler, ein Professor und ein Unternehmer wurden geehrt.

Kiel - Nur das Signalhupen von Schiffen auf der Kieler Förde brachte den 88-jährigen Preisträger am Sonntag für einen Moment aus der Fassung. „Was sind das für Geräusche, ist etwas mit meinem Hörgerät nicht in Ordnung?“ fragte Helmut Schmidt, als er mit dem Weltwirtschaftlichen Preis des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) ausgezeichnet wurde. Doch sofort war er wieder in seinem Element und umriss das Zeitalter der Globalisierung. „Der Begriff Nationalökonomie ist heute etwas für die Geschichtsbücher.“

Institutsleiter Dennis J. Snower pries die Expertise des langjährigen SPD-Politikers. „Sie sind neben Ludwig Erhardt der einzige studierte Ökonom als Kanzler. Glauben Sie uns, wir Wirtschaftswissenschaftler schätzen das sehr!“ Schleswig- Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) sagte in seiner Festansprache: „Helmut Schmidt hat weltwirtschaftliche Zusammenhänge wie kaum ein anderer verstanden, gestaltet und in eine ethische Dimension gerückt.“

Der Preis in Form einer kleinen Medaille wurde erst zum dritten Mal verliehen, er ist nicht dotiert – und genießt doch Renommee. Geehrt werden Persönlichkeiten „mit hartem Kopf und weichem Herz“, wie es Snower umschrieb, dessen Institut den Preis gemeinsam mit der Stadt Kiel und der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein vergibt.

Neben Schmidt wurden diesmal auch der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, Amartya Sen aus Indien, sowie der Gründer des schwedischen Möbelhauses Ikea, Ingvar Kamprad, geehrt. Das Lebenswerk der drei zeige, dass effizientes Handeln nicht nur zu höherem materiellen Wohlstand, sondern auch zu mehr Freiheit, mehr Entfaltungsmöglichkeiten und engerem sozialen Zusammenhalt führen könne, sagte Snower.

Schmidt, Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“, die wie der Tagesspiegel zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe gehört, ist kein Fremder in Schleswig-Holstein: Er übernachtete auf dem Weg von seiner Heimatstadt Hamburg nach Kiel in seinem langjährigen Feriendomizil am Brahmsee, und Carstensen wies darauf hin, dass Schmidt der erste Ehrenbürger des Landes ist. Hinzu kommt: Schmidt hätte seine politische Karriere fast in Kiel gestartet, wie er am Sonntag erzählte. Anfang der 50er Jahre habe der damalige SPD-Oberbürgermeister Andreas Gayk ihn zum Stadtrat machen wollen. Doch Schmidt entschied sich dann doch für Ämter in Hamburg und Bonn.

Harvard-Professor Sen (73), nach George Akerlof und Robert Mundell dritter Nobelpreisträger in Kiels Ehrengalerie, mahnte, die Sicherheitsfrage nach den Anschlägen vom September 2001 nicht zu einer Hysterie ausarten zu lassen. „Immerhin beklagen wir jährlich immer noch mehr Aids-Tote als Gewaltopfer.“ Kamprad (81) geißelte einen „Quartalskapitalismus“, der nur darauf aus sei, schnelle Gewinne einzuheimsen. Der Wahl-Schweizer sagte, er lehne für sein Unternehmen einen Börsengang weiterhin ab. Dieter Hanisch (mit dpa)

Dieter Hanisch (mit dpa)

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