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Wirtschaft: Eichel bekommt weniger Gewinn von der Bundesbank

Wegen des Zinstiefs gibt es 2003 höchstens 3,5 Milliarden Euro

Frankfurt (Main) (ro). Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) wird sich nach eigener Einschätzung für 2003 mit einer erheblich niedrigeren Ausschüttung aus dem BundesbankGewinn begnügen müssen. 2002 hatte die Notenbank einen Überschuss von 5,4 Milliarden Euro nach Berlin überwiesen. Möglicherweise werden es aufgrund der niedrigen Leitzinsen in diesem Jahr sogar weniger als 3,5 Milliarden Euro sein. Die Leitzinsen entscheiden über die Höhe des Gewinns, weil sich die Geschäftsbanken zu diesem Satz bei der Zentralbank Geld borgen. Über einen bestimmten Schlüssel in der Europäischen Währungsunion wird die Bundesbank an den Zinseinnahmen beteiligt.

Die 3,5 Milliarden Euro stellt der Finanzminister traditionell vorab in seinen Haushalt ein, der Rest des Bundesbank-Gewinns dient der Schuldentilgung. Eichel und ein Bundesbank-Sprecher bestätigten, dass sie einen geringeren Gewinn erwarten.

Belastungen aus Abschreibungen auf die Dollar-Bestände ergeben sich Beobachtern zufolge dagegen nicht. Die „Financial Times Deutschland“ hatte am Mittwoch von drohenden Abschreibungen bei der Bundesbank in Höhe von bis zu sechs Milliarden Euro berichtet, die auch auf den Gewinn durchschlagen würden. Davon kann aber nach Angaben von Michael Schubert, Notenbank-Experte bei der Commerzbank, keine Rede sein. Abschreibungen auf die Devisenreserven werden angesichts des Kursverfalls des Dollar wahrscheinlich notwendig, sie beeinträchtigen aber nicht den Gewinn, sondern werden in der Bilanz der Bundesbank mit Bewertungsgewinnen verrechnet, die in den Vorjahren auf einem Sonderkonto gebuchten worden sind.

Bank besitzt 3440 Tonnen Gold

Auf diesem so genannten Neubewertungskonto lagen Ende 2002 nach Angaben der Bundesbank mehr als 37 Milliarden Euro. Den starken Verfall des Dollar kann die Notenbank damit ohne Probleme schultern. Ende 2002 beliefen sich die hauptsächlich in Dollar gehaltenen Währungsreserven der Bundesbank auf rund 40,5 Milliarden Euro. Was sie davon im abgelaufenen Jahr möglicherweise verkauft hat, ist nicht bekannt.

Auch die niedrigeren Zinsen in den Vereinigten Staaten bekommt die Bundesbank zu spüren. Ihre Dollarbestände hat sie vor allem in US-Staatsanleihen angelegt. Die US-Notenbank hatte ihren wichtigsten Leitzins im Juni auf nur noch 1,0 Prozent heruntergefahren, was auch das Zinsniveau der Anleihen gedrückt hat. Für 2002 hatte die Bundesbank aus ihren Gold-, Dollar- und Wertpapiergeschäften einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Auch dies dürfte für 2003 wesentlich weniger sein.

Auf der Habenseite verbuchen kann die Bundesbank bei der Bewertung ihrer Reserven allerdings das Gold. Der Preis für die Feinunze ist 2003 auf über 400 Dollar gestiegen und liegt damit deutlich über dem Einstandskurs des Bundesbank-Goldes, der bei umgerechnet etwa 75 Euro liegen dürfte. Insgesamt verwaltet die Bundesbank einen Goldschatz von rund 3440 Tonnen und damit die zweithöchsten Goldbestände nach den USA, die über 8135 Tonnen verfügen.

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