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Eier: EU geht gegen Legebatterien vor

Eier sind beliebt, vor allem zu Ostern. Doch ein Skandal nach dem anderen irritiert die Verbraucher. Nun will die EU zumindest entschiedener gegen die Käfighaltung einschreiten.

Der Mensch und das Ei – das ist eine Verbindung der besonderen Art. Allem voran eine kulinarische: 212 Eier isst der Durchschnittsdeutsche pro Jahr, zu Ostern gern mehr als sonst. Aber auch eine philosophische: Die Frage, was zuerst da war, die Henne oder das Ei, hat Generationen von Hobbyphilosophen zur Verzweiflung getrieben. Das Ei spornt zudem ganz normale Bürger zu Rekordleistungen an. Etwa in Thüringen. Dort hat das Ehepaar Kraft in Saalfeld in den vergangenen Tagen 10 030 Eier an seinen Apfelbaum gehängt. Und in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen wollen die Bewohner am Ostermontag mindestens 5300 ausgeblasene und bemalte Eier in ihrer Fußgängerzone aufhängen und es so in das Guiness-Buch der Rekorde schaffen.

Am Ei zeigt sich auch die Macht der Verbraucher. Entsetzt über die Bilder von zerrupften Hennen in engen Käfigen haben die Käufer schon vor Jahren die Käfigeier im Laden links liegen lassen. Lange bevor diese Haltung verboten wurde. In Deutschland ist das seit dem 1. Januar 2010 der Fall, seit dem 1. Januar 2012 auch in der restlichen EU. Aber: „Die Verstöße halten an“, sagte Frédéric Vincent, Sprecher von EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg, dem Tagesspiegel. Im vergangenen Juni wurden noch in zehn Mitgliedsstaaten die alten, verbotenen Käfige eingesetzt. Jetzt verliert Brüssel aber die Geduld. „In diesem Frühling geht die Sache vor Gericht“, so Vincent.

Doch auch die neuen, größeren Kleingruppenkäfige lehnen Tierschützer ab. Statt einer 3/4-DIN-A4-Seite wie in den alten Käfigen hätten die Tiere in den neuen zwar knapp mehr als ein DIN-A4-Blatt Platz, ein artgerechtes Verhalten sei aber dennoch nicht möglich, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Zur Sorge um das Tierwohl gesellen sich jede Menge Skandale. Vor zwei Jahren mussten in Deutschland tausende Höfe geschlossen werden, weil in den Eiern krebserregendes Dioxin entdeckt wurde, 2012 wurden die Kontrolleure erneut fündig. Und vor kurzem kam die Staatsanwaltschaft in Niedersachsen einem groß angelegten Eierschwindel auf die Spur. Gegen 150 Halter wird ermittelt, weil sie mehr Tiere in die Ställe gequetscht hatten als erlaubt. Kein Jahr ohne Eierskandal. Das ist allerdings nichts Besonderes.

Wie die Hühner gehalten werden

Gut 36 Millionen Legehennen leben derzeit in Deutschland, wahrscheinlich sogar mehr. Denn das Statistische Bundesamt erfasst nur Betriebe mit mindestens 3000 Plätzen. Renner ist die Bodenhaltung – zwei von drei Tieren werden so gehalten –, gefolgt von der Freiland- und der Kleingruppenhaltung in Käfigen. Öko-Hennen sind derzeit noch in der Minderheit, holen aber mächtig auf. In Bio-Ställen dürfen maximal sechs Hennen pro Quadratmeter gehalten werden, hinzu kommt der Auslauf ins Freie. Bei Boden- und Freilandhaltung sind bis zu neun Tiere auf einem Stallquadratmeter erlaubt. In der Kleingruppe haben die Hennen zwischen 800 und 900 Quadratzentimeter Platz. hej

Was auf dem Ei steht

Seit 2004 müssen frische Eier gekennzeichnet werden, damit der Verbraucher weiß, woher sie kommen. Der Code auf dem Ei setzt sich zusammen aus dem Haltungssystem, dem Ländercode und der Identifizierung des Betriebs. Die erste Ziffer steht für die Art der Haltung. 0 kennzeichnet Eier aus ökologischer Erzeugung, 1 Freiland-, 2 Boden- und 3 Käfighaltung. Seit 2010 steht die 3 für Kleingruppenhaltung. Danach folgt der Ländercode mit zwei Buchstaben, der besagt, in welchem EU-Mitgliedsstaat das Ei produziert wurde. DE steht für Deutschland, AT für Österreich und NL für die Niederlande. Es folgt die Nummer zur Identifizierung des Betriebs. Die sieben- stellige Zahlenfolge setzt sich zusammen aus der Ziffer für das jeweilige Bundesland, den Betrieb und den Stall. lde

Sind Eier gesund?

Dass Eier stets den Cholesterinspiegel erhöhen, ist ein Ammenmärchen. Diese Gefahr bestehe nur in Ausnahmefällen, sagt Ernährungsberaterin Edda Breitenbach. Normalerweise stimmt der Körper seine Cholesterinproduktion nämlich auf die Menge an zugeführtem Cholesterin ab. Davon enthalten Eier mit 250 bis 300 Milligramm jedoch einiges. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, wöchent-

lich ein bis drei Eier zu essen, allerdings inklusive der in Keksen oder Nudeln verarbeiteten. An Ostern darf man jedoch ruhig mehr zulangen, meint Breitenbach. Eier sind gesund. Ihr Eiweiß kann der Mensch gut in körpereigenes Eiweiß umsetzen. Eier enthalten zudem die Vitamine D, B12, A, E und Beta-Carotin. Die Nährstoffe stecken vor allem im Dotter. Ob das Ei roh oder gekocht gegessen wird, ist egal. lde

Warum Sie Eier lieber selber färben sollten

Wer sicher sein will, dass die bunten Ostereier aus Öko- oder Freilandhaltung kommen, sollte sie selber färben. Denn gekaufte Ware unterliegt keiner Kennzeichnungspflicht. Aus welcher Haltungsform diese industriell gefärbten Eier stammen, erfährt der Käufer nicht. Gleiches gilt für Fertigprodukte, in denen Eier stecken. In einer Befragung der Verbraucherzentrale Hamburg unter 99 Herstellern und 17 Handelsketten erklärten zwölf Prozent der Hersteller, dass sie zumindest teilweise Eier aus Kleingruppenhaltung verwenden. Auf dem Etikett liest man das jedoch in aller Regel nicht. Praktischer Tipp: Wer Eier selber färben will, sollte keine frischen, sondern lieber sieben Tage alte nehmen, rät die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Deren Schale bekommt nicht so schnell Risse. Zudem sollte man die Eier nicht direkt aus dem Kühlschrank ins kochende Wasser gleiten lassen. lde/hej

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