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Wirtschaft: Eigene Aktien hoch im Kurs

Der Rückkauf eigener Papiere hat in Amerika Hochkonjunktur NEW YORK.Wer Vertrauen hat in sein Produkt, der kauft es selber.

Der Rückkauf eigener Papiere hat in Amerika Hochkonjunktur NEW YORK.Wer Vertrauen hat in sein Produkt, der kauft es selber.Amerikas Publikumsgesellschaften tun dies in zunehmendem Umfang: Sie kaufen eigene Aktien zurück.Fast täglich laufen entsprechende Meldungen über die Finanzticker.Ist das ein Vertrauensbeweis für das eigene Unternehmen oder haben die Deals noch andere Gründe? Ende März gab der Chiphersteller Intel eine Aufstockung seines Rückkaufprogramms um weitere 100 Mill.Anteile bekannt."Wir setzen unsere Investitionen in der Zukunft fort", begründete der ausscheidende Intel-Chef Andrew Grove die Aktion.Seit der Ankündigung des Programms im Jahr 1990 hat Intel insgesamt schon 235 Mill.Papiere aus dem Markt genommen.Anders als in vielen anderen Ländern der Welt sind Aktienrückkäufe in den USA erlaubt und der Gesetzgeber läßt den Unternehmen freien Lauf, solange sie bestimmte Spielregeln beachten. Aktienrückkäufe wurden Anfang der fünfziger Jahre zum Schutz gegen Aktienmanipulationen eingeführt."Wenn Rückkäufe innerhalb bestimmter Richtlinien abgewickelt werden, befindet sich die Geschäftsführung in einem sicheren Hafen und kann nicht belangt werden", sagt Norman S.Poser, Rechtsprofessor an der Brooklyn School of Law in New York.Poser verweist auf den Paragraphen 10B18 der Wertpapier-und Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities-& Exchange Commisssion).Danach darf mit den Rückkäufen nur ein einziger Makler beauftragt werden, um einem möglichen Konkurrenzkampf vorzubeugen.Gesetzlich geregelt sind auch der Zeitpunkt des Rückkaufs im Verlauf einer Börsensitzung sowie das Tagesvolumen. Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück, um den Shareholder-Value zu steigern, ohne höhere Dividenden ausschütten zu müssen.Dividendenerhöhungen könnten in ertragsschwachen Zeiten nämlich zur Belastung für die Firma werden und Dividendenkürzungen sind bei den Anlegern aus naheliegenden Gründen extrem unpopulär.Als der Computergigant IBM vor ein paar Jahren in eine Durststrecke geraten war, kürzte das Management zunächst die Dividende.Der Aktienkurs fiel weiter.Eine der ersten Maßnahmen des neuen IBM-Chefs Louis Gerstner war daher die Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms im Wert von mehreren Milliarden Dollar.Seitdem hat IBMs Aktienkurs einen neuen Rekordstand erzielt.Nach der Börsenbaisse vom letzten Oktober kündigte Big Blue weiter Aktienrückkäufe an."Das Management war zu dem Schluß gekommen, die Baisse habe den Aktienkurs zu stark gedrückt", sagt John Coffee, Rechtsprofessor an der Columbia University."Es ging einfach darum, das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen.Mit Manipulierung hat dies nichts zu tun", erklärt der Experte. Aktienrückkäufe statt Dividendenerhöhungen liegen auch im Interessen der Anleger, weil Dividendenausschüttungen höher besteuert werden als realisierte Kursgewinne.Aktienrückkäufe gelten zudem als flexibles Instrument der Kapitalanlage, wenn ein Unternehmen zu bestimmten Zeiten keine anderen Anlagemöglichkeiten sieht."Ein Rückkaufprogramm ist eine gute Alternative zu Investitionen in Forschung und Entwicklung.US-Unternehmen prüfen die Rentabilität solcher Investitionen ganz genau", sagt Peter Chepucavage, ein auf Investment-Banking spezialisierter Rechtsberater in der Anwaltskanzlei Fulbright & Jaworkski. Das Interesse an den Papieren des eigenen Unternehmens hat machmal aber auch Gründe, an die man zunächst nicht denkt.Nicht selten werden Aktien nämlich deshalb zurückgekauft, weil ein Unternehmen eigene Aktien braucht, um erfolgreiche Manager mit Aktienoptionsprogrammen zu belohnen.Neuemissionen würden einen Verwässerungseffekt haben, der bei den Anlegern unpopulär ist. Amerikanische Unternehmen sind mit Dividendenausschüttungen stets knauserig umgegangen.In den letzten Jahren hat sich die Kluft zwischen Dividenden und Gewinnen noch weiter verbreitert.Denn viele Firmen sind im Rahmen umfassender Umbauten dazu übergegangen, nicht zum Kerngeschäft gehörende Firmenbereiche zu verkaufen und den Veräußerungsgewinn an die Aktionäre auszuschütten."Die Firmengewinne steigen, aber nicht die Dividenden.Das macht wiederum Aktienrückkäufe populär", meint Professor Poser.WALTER PFAEFFLE

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