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Wirtschaft: „Eigentümer wollen Leistung überprüfen“

Warum Vorstände kein Geheimnis aus ihrem Gehalt machen sollten

Herr Strenger, warum sollen Vorstände ihr Einkommen offen legen?

Der Aktionär erwartet, dass Vorstände leistungsbezogen und angemessen bezahlt werden. Das verlangt auch das Aktiengesetz. Um das zu überprüfen, müssen die Fakten offen liegen.

Die Unternehmen nennen allenfalls Summen für den gesamten Vorstand. Reicht das aus?

Nein. Denn in den Vorständen gibt es unterschiedliche Aufgaben und unterschiedliche Leistungen. Das müssen die individuellen Bezüge bestätigen.

Vorstände werden immer stärker nach Erfolg bezahlt. Diese Systeme sind oft zu unverständlich, dass nur noch Experten durchblicken.

Wir brauchen klare Vorschriften, wo und wie etwas möglichst verständlich im Geschäftsbericht veröffentlicht werden muss. Bisher kommen einige Unternehmen ihren Aktionären noch mit verstreuten und komplizierten Angaben, was die objektive Information erschwert.

Die Justizministerin hat angekündigt, per Gesetz die Vorstände zu zwingen, ihre Bezüge offen zu legen. Ist das eine gute Idee?

Gesetze haben immer den Nachteil, dass komplexe Punkte nicht umfassend zu regeln sind und auf Veränderungen nicht flexibel reagiert werden kann. Besser wäre es, wenn die Unternehmen diese Anforderung durch eine SollEmpfehlung im Corporate-Governance-Kodex weitgehend erfüllen.

Werden Vorstände deutscher Aktiengesellschaften im internationalen Vergleich zu gering bezahlt, wie einige behaupten?

Grundsätzlich sind die Bezüge der deutschen Vorstände in internationalen Konzernen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das ist nun mal die Marktlage für Topkräfte. Nicht nachahmenswert sind allerdings die extrem hohen Vergütungen bei US-Unternehmen, vor allem bei Aktienoptionsplänen.

Sind die Top-Leute wirklich so flexibel, dass es ihnen gleichgültig ist, ob sie in Frankfurt oder New York arbeiten – Hauptsache das Gehalt stimmt?

Wenn die Einkommensbesteuerung hier zu Lande endlich auf ein vernünftiges Niveau gesenkt würde, wäre auch Deutschland ein attraktiverer Lebensstandort für Führungskräfte.

Sind Gehälter im fast zweistelligen Millionenbereich noch angemessen?

Bei deutschen Unternehmen, die weitgehend international agieren und deshalb auch im weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe stehen, muss man schon konkurrenzfähig sein.

Flexibilität der Gehälter scheint es nur nach oben zu geben.

Bis in das Jahr 2001 lief das weitgehend so. In vielen aktuellen Geschäftsberichten können Sie jetzt aber nachlesen, dass mit sinkenden Gewinnen besonders die variablen Vorstandsbezüge fühlbar geschrumpft sind.

Die Gehälter sind im Vergleich zu den schwachen Aktienkursen immer noch recht üppig.

Volatile Aktienkurse sind kein geeigneter Maßstab, um Leistung zutreffend zu beurteilen. Denn für eine generelle Börsenflaute können die Vorstände wenig.

Das Gespräch führte Dieter Fockenbrock.

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