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Wirtschaft: Ein bisschen Aufschwung

Die Berliner Wirtschaftsleistung wächst 2006 um 1,5 Prozent – fast überall ist es deutlich mehr

Berlin - Der Aufschwung ist im vergangenen Jahr auch in Berlin und Brandenburg angekommen. Die Wirtschaft in der Hauptstadt wuchs um 1,5 Prozent, die in Brandenburg um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte. Damit blieb die Region hinter vielen anderen Bundesländern zurück. Spitzenreiter war Sachsen mit einem Zuwachs von vier Prozent, der Schnitt lag bei 2,5 Prozent.

Die Berliner Wirtschaft ist damit zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 wieder gewachsen. 2004 hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagniert, in den übrigen Jahren war es um bis zu 1,6 Prozent geschrumpft. Fachleute hatten Berlin jetzt nur ein deutlich geringeres Wachstum zugetraut – die Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) etwa lag nur bei 0,8 Prozent.

Berlin und Brandenburg kamen zusammen auf ein BIP von rund 130 Milliarden Euro. Die „deutschlandweite konjunkturelle Belebung“ habe die Region beeinflusst. Handel und Gastgewerbe hätten für Wachstumsimpulse gesorgt, erklärten die Statistiker und nannten die Fußball-WM als möglichen Auslöser. Außerdem sei davon auszugehen, dass vorgezogene Käufe angesichts der Mehrwertsteuererhöhung dem Handel genutzt hätten.

„In Berlin ist die industrielle Basis schmaler als andernorts, deshalb profitiert die Stadt weniger von der starken Exportnachfrage“, sagte DIW-Ökonom Karl Brenke dieser Zeitung. Bei „unternehmensnahen und Kreativ-Dienstleistungen“ habe sich aber in den letzten Jahren einiges getan, „die schieben etwas an und stabilisieren die Entwicklung“. An der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung haben Berlin und Brandenburg nur einen Anteil von 5,6 Prozent. Die übrigen ostdeutschen Länder sind stärker, sie wuchsen im Schnitt um 2,8 Prozent. Berlin lässt nur Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland hinter sich.

Die Wirtschaft wertete Berlins Abschneiden dennoch positiv. „Berlin ist auf dem richtigen Weg“, sagte Eric Schweitzer, Präsident der Industrie- und Handelskammer. Auch wenn sich der Abstand zum Bundesgebiet verringert habe, dürfe die Politik „nicht die Hände in den Schoß legen“. Sie müsse weitere Schritte gehen, um Firmen „beste Rahmenbedingungen zu bieten“. So sollten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften privatisiert und die Verwaltung gestrafft werden, wobei der Senat die Bezirke „politisch entmachten“ solle. Für 2007 prognostizierte der IHK-Chef ein Wachstum „zwischen 1,0 und 1,5 Prozent“. Durch den Bau des Flughafens BBI werde es „eine kleine Sonderkonjunktur“ geben, da er für eine wesentlich höhere Baunachfrage sorge. Zudem werde die Freigabe der Ladenöffnungszeiten erst in diesem Jahr richtig spürbar, dies werde zu mehr Umsatz im Handel führen und mehr Touristen anziehen.

Das DIW ist etwas zurückhaltender. „Um ein Prozent“ werde das Wachstum liegen, erwartet Konjunkturforscher Brenke. Auch die Investitionsbank Berlin liegt bei dieser Größenordnung – und verweist auf den komfortablen Auftragsbestand in der Industrie. Die bessere Arbeitsmarktlage und der Tourismusboom stützten zudem den privaten Konsum.

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