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Wirtschaft: Ein Dickschädel für den Osten

Der alte Kumpel war so gar nicht einverstanden mit der Entscheidung. Jürgen Peters hätte Hasso Düvel gerne noch eine Weile im Amt gesehen, doch mit dem Hinweis auf die eigene Gesundheit beendete der 59jährige Düvel die Debatte.

Der alte Kumpel war so gar nicht einverstanden mit der Entscheidung. Jürgen Peters hätte Hasso Düvel gerne noch eine Weile im Amt gesehen, doch mit dem Hinweis auf die eigene Gesundheit beendete der 59jährige Düvel die Debatte. Nach der Tarifrunde – so die sächsischen Arbeitgeber wollen, womöglich schon in der kommenden Woche – will sich der Bezirksleiter von Berlin, Brandenburg und Sachsen in den Ruhestand zurückziehen.

Das große Projekt des Niedersachsen war die Arbeitszeitverkürzung in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie. Jahrelang arbeitete er hartnäckig an der 35-Stunden-Woche und marschierte schließlich mit der Unterstützung des zweiten Vorsitzenden der IG Metall, damals war das Peters, im vergangenen Sommer in den Arbeitskampf. Und verlor. Stur und geradezu immun gegen Warnungen hatte Düvel die wirtschaftliche und politische Kulisse ignoriert, in der er seine Mitglieder auf die Streikbühne schickte. 35-Stunden-Ost 2003 – das war das falsche Thema zur falschen Zeit am falschen Ort. Düvel hat es nicht gemerkt. Dabei hat der gelernte Maschinenschlosser nicht nur Niederlagen im für Gewerkschaften ziemlich wilden Osten kassiert. Bereits 1993 machte er den Streikleiter in Sachsen, als es um die Angleichung der Tariflöhne an Westniveau ging – mit Erfolg.

1990, nach zwanzigjähriger Tätigkeit für die IG Metall in Hannover, war Düvel nach Dresden gegangen, um den „neuen“ Bezirk der IG Metall zu leiten, Berlin und Brandenburg kamen 1995 dazu. Die Aufbauarbeit war zermürbend, aber auch gut bezahlt. Ein Bezirksleiter der IG Metall bekommt im Monat 10000 Euro.

Die Leute von der anderen Feldpostnummer, die Arbeitgeber, äußern sich kaum kritisch über den Dickschädel, wenngleich er am Verhandlungstisch gelegentlich ausrastete. Die schärfsten Kritiker kommen aus den eigenen Reihen. Ruppig, bisweilen vernagelt und mit einem an SED-Zeiten erinnernden Führungsstil sei der Bezirksleiter aufgetreten, hört man hier und da in der IG Metall. Aber auch Respekt vor dem Mut eines Gewerkschafters, der sich mit Überzeugung in eher aussichtslose Schlachten stürzt. Über Düvels Nachfolger entscheidet der Frankfurter IG-Metall-Vorstand. alf

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