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Wirtschaft: Ein globales Insolvenzgericht?

Eine Demonstration gegen den Internationalen Währungsfonds (IWF) wäre schön. Informiertere Gegner als die üblichen Karnevalsdemonstranten würden angesichts der IWF-Pläne, ein internationales Insolvenzgericht einzurichen, aufschreien.

Eine Demonstration gegen den Internationalen Währungsfonds (IWF) wäre schön. Informiertere Gegner als die üblichen Karnevalsdemonstranten würden angesichts der IWF-Pläne, ein internationales Insolvenzgericht einzurichen, aufschreien. Und auch wenn man trefflich über die Erfahrungen des IWF mit Insolvenzen streiten könnte - Stichwort Argentinien, Indonesien, Russland - so wäre es fraglos vernünftig, einen Mechanismus zur Verhinderung nationaler Staatsbankrotte einzurichten. Ohne eine entsprechende Organisation streiten sich die Kreditgeber um die Konkursmasse, während sich der Neuaufbau verzögert.

In den 80er Jahren, als sich Entwicklungsländer hauptsächlich von einer Handvoll Banken Geld liehen, war alles noch einfach. Heute werden von den Ländern Bürgschaften vergeben, die dann auf anderen Märkten veräußert werden. Dadurch wird der Kapitalfluss flexibler - im Insolvenzfall werden diese weitverzweigten Bürgschaften jedoch zum Albtraum. Argentinien hat zur Zeit 120 verschiedene Bürgschaften ausstehen, zu vielfältigen rechtlichen Bedingungen. Eine Möglichkeit wäre, das Problem vom Markt lösen zu lassen. Staatliche Anleihen müssten Klauseln beinhalten, die eine gemeinschaftliche Lösung im Insolvenzfall ermöglichen. Präzedenzfälle für solche Klauseln gibt es schon. Man müsste nur Schuldner wie Mexiko, Chile oder Polen dazu bringen, solche Klauseln zu standardisieren. Außerdem würde der Welt so ein Währungsfonds erspart, der durch ein internationales Insolvenzgericht Eingriff in die Kreditverfahren souveräner Länder erhält, wovon niemand anderes als der IWF profitieren würde. Private Kreditgeber hätten mit einem noch stärkerem politischen Mitspieler zu kämpfen - einem, der selbst zu den größten Kreditgebern zählt und damit schwerlich neutral sein kann.

Der politische Rat des IWF ist nicht das, was die Weltwirtschaft braucht. Das zeigt der Fall Argentinien. Bis vor kurzem hat das US-Finanzministerium die Marktlösung bevorzugt, aber jetzt wird auch die IWF-Lösung geprüft. Vielleicht geschieht dies in der Hoffnung, Schuldner wie Kreditgeber so schneller zur Marktlösung anzutreiben. Es ist jedoch gefährlich, der Bürokratie des IWF weiteren Spielraum zu geben.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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