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Der erste Eindruck. Höflich, interessiert und motiviert – mehr erwarten die Unternehmen erstmal gar nicht von ihren Auszubildenden in den ersten Tagen. Dann bleibt auch das herzliche „Willkommen“ bestehen. Foto: fotolia

© Barbara-Maria Damrau - Fotolia

Wirtschaft: Ein guter Start

Bald beginnt das neue Ausbildungsjahr. So gelingt der Auftritt beim neuen Arbeitgeber.

Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche führen – all das ist aufregend. Und wer nach diesen Anstrengungen endlich den Ausbildungsvertrag in der Tasche hat, der kann sich auf den Weg in den Beruf freuen. Doch unter die Freude mischen sich auch Aufregung und Unsicherheit. Wie soll ich mich am allerersten Tag im Ausbildungsbetrieb verhalten? Gerd Woweries, Bereichsleiter Ausbildung bei der IHK Berlin, hat täglich mit Firmen und deren Auszubildenden zu tun. Für ihn steht vor allen Dingen eines im Vordergrund: „Man sollte am ersten Tag pünktlich erscheinen“, unterstreicht er. Wer zeitig im Betrieb ist, beweist, dass er zuverlässig ist und die Ausbildung ernst nimmt. Außerdem angebracht: „Ein angemessenes Outfit ist nötig. Ein gepflegtes Erscheinungsbild drückt sich durch saubere Kleidung aus, die zum Betrieb passt. Bei einem Industriemechaniker können das durchaus Jeans und T-Shirt sein, wer jedoch eine Banklehre beginnt, für den sind Anzug und Krawatte richtig“, so Woweries. Wer unsicher ist, was angemessen ist, der sollte vorher im Betrieb nachfragen.

Olga Georgi ist Coach und arbeitet mit ihrem Unternehmen „Die Jugendtrainer“ insbesondere mit Jugendlichen zusammen. „Ich beobachte oft, dass die jungen Leute eine Scheu davor haben, im Betrieb vorab anzurufen. Man sollte sich dennoch überwinden.“ Ein weiterer Tipp der Trainerin: „T-Shirts mit verstörenden oder politischen Aussagen sind tabu, bei Mädchen gilt es, bauchfrei und extreme Miniröcke zu vermeiden. Schuhe mit Absätzen sind okay, wenn man souverän darauf laufen kann. Ansonsten: Finger weg davon!“

Neben diesen Äußerlichkeiten sollte ein Auszubildender Interesse zeigen. „Versuchen Sie so viele Informationen wie möglich aufzunehmen und Fragen zu stellen“, rät Gerd Woweries von der IHK. Ganz wichtig: einen festen Ansprechpartner erfragen. „Ein Fehler ist es, bei Kollegen im Betrieb nach Arbeits- und Pausenzeiten zu fragen. Hier ist der Ausbilder die richtige Ansprechperson“, so Woweries.

Es ist wie überall im Leben – der erste Eindruck zählt. „Begrüßen Sie Ihre Kollegen mit Handschlag, Vor-und Nachnamen und der Stellung“, so Olga Georgi. Also nicht einfach den Namen nuscheln, sondern klar formulieren: „Ich bin Auszubildender im Bereich XY.“ Außerdem ist es hilfreich, sich Notizen zu machen. „So verankern wir die Informationen besser und behalten den Überblick“, weiß Georgi.

Zu Beginn der Ausbildung ist eher zuhören gefragt, es sei denn, man wird direkt angesprochen. Dennoch sollte man nicht in die Kumpelfalle tappen: „Privates kann eingebaut werden – etwa in der Mittagspause. Das können Hobbys sein, wie viele Geschwister man hat, was die Eltern beruflich tun. Probleme und Eskapaden wie ‚Ich habe das ganze Wochenende gefeiert‘ gehören definitiv nicht dazu“, warnt Georgi ausdrücklich. Was noch zu beachten ist: „Zu forsches Auftreten und Besserwisserei kommen nie gut an“, bestätigt Woweries. Natürlich haben auch Azubis das Recht zur Kritik – diese sollte jedoch nicht gleich am ersten Tag oder in den ersten Wochen geäußert werden. Eine positive Herangehensweise ist wichtig: „Als Auszubildender bekommt man die Chance auf eine qualifizierte Ausbildung. Man steigt ins Berufsleben ein und sollte diesen Schritt nicht als Pflichtübung ansehen, sondern ihm mit der nötigen Neugier und Aufgeschlossenheit begegnen.“

Besonders beliebt sind zur Zeit im kaufmännischen Bereich die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im Einzelhandel oder Bürokommunikation, auf technischer Seite führen der Mechatroniker und der Fachinformatiker das Ranking an. Das sind keine reinen Männerberufe – Gerd Woweries apelliert: „Die Betriebe freuen sich über junge Frauen mit Interesse für technische Berufe!“

Genau hier setzt auch das Unternehmen Strato AG in Berlin an. Die Firma rund um Webhosting-Lösungen bildet in vier verschiedenen Bereichen aus: Hier lernen zukünftige Kaufleute für Bürokommunikation, IT-Systemkaufleute, aber auch Fachinformatiker und Fachinformatikerinnen in für Anwendungsentwicklung sowie für Systemintegration. „Gerade der Fachinformatiker für Systemintegration ist eine sehr technische Ausbildung. Wir haben aber in diesem Jahr eine junge Frau für diesen Ausbildungsplatz gewinnen können“, sagt Monika Arth von der Strato AG.

Am 1. September werden die neuen Auszubildenden in den Betrieb eingeführt – und Monika Arth weiß, was dann auf sie als Ausbildungsleiterin zukommt: „Da stehen dann eine Menge sehr aufgeregter junger Menschen vor einem“, sagt sie und lacht. Sie kennt das Gefühl noch aus eigener Erfahrung: 2009 begann sie bei der Strato AG ihr Lehre zur Bürokauffrau, sie wurde übernommen und ist heute für die Ausbildung verantwortlich. „Wir haben eine Übernahmequote von über 90 Prozent, das gibt den Auszubildenden natürlich Sicherheit“, sagt sie. Um die neuen Mitarbeiter gut abzuholen, steht am ersten Tag bei Strato eine Willkommensrunde an. Kennenlernen, den Betrieb erkunden, die anderen Azubis und wichtige Ansprechpartner treffen – das sind die wichtigsten „Aufgaben“ an diesem Tag. Besonders hilfreich: „Wir stellen jedem Auszubildenden einen Paten an die Seite, den man mit Fragen löchern kann. Die Paten sind ebenfalls Azubis im zweiten oder dritten Lehrjahr und wissen gut, wie man sich als Neuer fühlt“, so Arth. Diesen herzlichen Willkommenstag sieht sie als selbstverständlich für die Strato AG „Wir sind froh darüber, die neuen Azubis für unser Unternehmen gewonnen zu haben und möchten ihnen den Einstieg so leicht wie möglich machen. Viel falsch machen kann man an seinem ersten Tag nicht“, so die 27-Jährige. Außer: zu spät kommen. „Man sollte natürlich pünktlich sein.“

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