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Produktion eines Kassenschlagers. Opel-Arbeiter am Fließband bei der Montage des Kadett im Jahr 1936. Das Modell wurde 10 Millionen Mal verkauft. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: „Ein guter Tag für Opel“

Management und Arbeitnehmer einigen sich auf einen Zukunftsvertrag für alle vier deutschen Werke.

Berlin - Die Zukunft der vier deutschen Opel-Standorte Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach mit mehr als 18 500 Beschäftigten scheint bis ins Jahr 2022 gesichert. IG Metall, Opel-Betriebsrat und der angeschlagene Autohersteller teilten am Donnerstag mit, in den monatelangen Verhandlungen um einen „Mastervertrag“ für die General-Motors-Tochter sei ein Durchbruch erzielt worden. Laut Gewerkschaft wurden konkrete Zusagen für Modelle, Beschäftigung und Abfindungsregelungen gemacht. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2016 ausgeschlossen.

Zentraler Bestandteil der Einigung ist eine Lösung für das Bochumer Werk mit aktuell rund 3000 Beschäftigten, das zuletzt als akut gefährdet galt. Bis Ende 2016 soll hier – allerdings ab Mitte 2013 nur noch im Zweischichtbetrieb – der Zafira produziert werden. Für 700 Mitarbeiter, die nicht mehr gebraucht werden, ist ein freiwilliges Abfindungsprogramm vorgesehen. Nach 2016 soll das Werk in einen „Komponenten- und Logistikstandort“ umgebaut werden. In Bochum blieben auch „weiterhin mindestens eine vierstellige Zahl hochwertiger Industriearbeitsplätze erhalten“, teilte die IG Metall mit. Weitere tarifgebundene Industriearbeitsplätze in mindestens vierstelliger Zahl sollen durch Neuansiedlungen im Rahmen der Entwicklungsgesellschaft „Bochum 2022“ auf dem Werksgelände entstehen. GM hatte gedroht, bei einem Scheitern der Gespräche mit den Arbeitnehmern den Standort Bochum bereits Anfang 2015 zu schließen.

GM stehe voll hinter Opel, versicherte Aufsichtsratschef Steve Girsky nun am Donnerstag. „Wir wollen unser Warenverteilzentrum in Bochum behalten“, sagte der GM-Manager. „Wir wollen insgesamt rund 1200 tarifgebundene Opel- Arbeitsplätze in Bochum sichern.“ Rund 600 Arbeitsplätze könnten im Lagerbereich verbleiben, 600 weitere in einer Komponentenfertigung. Welche Teile dort hergestellt werden, müsse noch festgelegt werden. Im Gegenzug für die Zusagen des Herstellers werden Tariferhöhungen weiter gestundet. Übertarifliche Gehaltsanteile, wie zum Beispiel der übertarifliche Anteil des Weihnachtsgeldes, würden entfallen, teilte Opel mit. „Heute ist ein guter Tag für Opel und ebenso ein guter Tag für GM“, sagte Girsky.

Konkrete Modelle sicherte das Unternehmen auch für die Produktion in Rüsselsheim (Insignia) und Eisenach (Corsa, Adam) zu. Für Kaiserslautern, wo 1800 Mitarbeiter beschäftigt sind, gebe es eine „Komponentenstrategie“. Das Rüsselsheimer Entwicklungszentrum bleibt „integraler Bestandteil im internationalen GM- Entwicklungsverbund“, sicherte Opel zu. Befürchtet worden war, dass das Zentrum abgezogen wird. Der Betriebsrat feierte die Einigung als Erfolg der Arbeitnehmer: „Versuche der Geschäftsleitung, strategisch wichtige Unternehmensbereiche wie den Werkzeug- und Prototypenbau zu verlagern, sind unterbunden“, teilte Opel- Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug mit. Über Details des Zukunftsprogramms soll ab Montag weiter verhandelt werden, erklärte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Ist ein Tarifvertrag formuliert, sollen die IG-Metall-Mitglieder an allen Opel-Standorten darüber abstimmen.

Die Einigung auf den Zukunftsvertrag, der „Drive 2022“ getauft wurde, sichert dem neuen Opel-Chef Karl-Thomas Neumann einen reibungslosen Start. Er tritt an diesem Freitag an. Erhalten bleiben Neumann die Absatzprobleme in Südeuropa. Die GM-Tochter muss die Kosten senken, um aus den roten Zahlen zu kommen. Allein 2012 hatte GM mit seinen Europa-Töchtern Opel und Vauxhall 1,8 Milliarden Euro Verlust gemacht.

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