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Auf Akquise in Fernost. EFSF-Chef Klaus Regling ist optimistisch, dass China weitere Anleihen von EU-Schuldenstaaten kauft. Foto: AFP

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Wirtschaft: „Ein gutes Produkt“

Der Chef des Euro-Rettungsschirms geht in Peking auf Werbetour. Doch dort hat man eine eigene Agenda

Klaus Regling versuchte in Peking gar nicht erst zu verbergen, dass er auf große Werbetour nach China gekommen war. Mit der Einigung vom Euro-Krisengipfel im Rücken buhlte der Chef des europäischen Rettungsschirms (EFSF) offen um Investitionen. “Der EFSF kann ein gutes Produkt anbieten, das wirtschaftlich interessant ist“, sagte Regling am Freitag in Peking. „Es ist doch ganz normal, wenn wir bei unseren Kunden für unsere Anleihen oder neue Produkte werben.“ China sei ein guter und loyaler Kunde von EFSF-Anleihen. Rund 40 Prozent seien bisher von Investoren in Asien gekauft worden. Wie groß der Anteil Chinas ist, sagte Regling nicht. Auch nicht, in welcher Form sich China am Rettungsschirm beteiligen könnte. Derzeit arbeite man an neuen Anleiheprodukten, die auch für dieses Land interessant sein könnten.

Der EFSF-Chef bestritt in diesem Zusammenhang, dass China politische Bedingungen an ein weiteres finanzielles Engagement knüpfe. Bei Gesprächen im chinesischen Finanzministerium und bei der Zentralbank in Peking habe er hauptsächlich über die Ergebnisse des EU-Gipfels informiert. Bereits am Donnerstag hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao telefoniert, um von der Einigung in Brüssel zu berichten. Damit hatte Sarkozy zugleich die Bedeutung Chinas für die Eurorettung hervorgehoben.Die Volksrepublik hält Devisenreserven in Höhe von über 3,2 Billionen US-Dollar, die wegen der Handelsüberschüsse stetig steigen.

Doch Chinas Führung gibt sich zurückhaltend. „Wir wollen jetzt erst einmal abwarten, wie die technischen Details des geplanten neuen Investmentmodells aussehen“, sagte Vizefinanzminister Zhu Guangyao. Eine Verzögerung dürfte Peking gerade recht kommen, zweifelt Chinas Führung doch offenbar daran, dass der Kauf von europäischen Staatsanleihen ein gutes Geschäft ist. So sieht man diese mehr als Hilfeleistungen für angeschlagene Eurostaaten denn als viel versprechendes Investment. Die EU ist Chinas wichtigster Handelspartner und für den Exportweltmeister als Absatzmarkt sehr wichtig. Eine Ausweitung der Euro- Krise hätte für China gravierende Folgen. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua warnte in einem Kommentar davor, das finanzielle Engagement Chinas als Lösung für die Euro-Krise überzubewerten: „Europa muss sich letztlich selbst aus der Krise befreien.“ Nach den Notstandsmaßnahmen vom EU-Gipfel müssten grundlegende Finanzreformen folgen.

China bleibt offenbar auch nach der Einigung in Brüssel skeptisch, ob die EU die Krise in den Griff bekommt. „Wir folgen der Situation genau und sind ziemlich besorgt“, erklärte Vizeaußenministerin Fu Ying – lobte aber gleichzeitig die Beschlüsse des EU-Gipfels.

Peking inszeniert sich als Retter in der Not und erwartet für seine Hilfsangebote Gegenleistungen. Seit Monaten hat China den Druck auf die EU erhöht, es als Marktwirtschaft anzuerkennen. Mit der Krise sieht Peking die Chance gekommen, sich durchzusetzen. Weitere Investitionen in Anleihen der Euro-Krisenstaaten gibt es nur, wenn sich die EU in diesem Punkt auf China zubewegt: So dürfte das politische Geschäft aussehen, auch wenn weder chinesische noch europäische Vertreter dies zugeben wollen.

Ohnehin sind die Anleihen nur eine Möglichkeit von vielen. Für Chinas Führung sind auch direkte Investitionen in europäische Unternehmen von großem Interesse. Noch sind sie überschaubar. Doch in zahlreichen Branchen sind Firmen aus der Volksrepublik, meist mit staatlicher Unterstützung, schon aktiv.

Regling ist optimistisch, dass China langfristig auf europäische Staatsanleihen setzt. „China erzielt große Handelsüberschüsse und muss diese auch anlegen“, sagte er. Dass es sich dabei um eine sichere Anlage handelt, davon muss die EU China noch überzeugen – vielleicht auf dem G-20-Gipfel in Cannes, an dem auch Chinas Präsident Hu Jintao teilnimmt.

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