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Wirtschaft: Ein Hit macht noch keinen guten Sommer

Filmproduktionsfirma Senator mit Verlust

Berlin (chh). Nein, der Filmwirtschaft geht es nicht gut. Ebenso wie die Musikbranche befindet sie sich seit Jahren in der Krise, immer weniger Zuschauer finden sich in den Kinos ein. Raubkopien und die schwächelnde Konjunktur halten die Menschen aus den Lichtspieltheatern fern, der heiße Sommer und die bescheidene Qualität der jüngsten Filme tun ihr Übriges. „Dieser Jahrhundertsommer kostet die Kinowirtschaft zweistellige Prozentabschläge“, sagt KarlW. Homburg, Investor Relations Manager bei der Berliner Filmproduktionsfirma Senator Entertainment.

Wie schlecht es um die Branche steht, wird am Beispiel des Streifens „Goodbye, Lenin“ deutlich: Mehr als sechs Millionen Menschen haben sich den Überraschungshit des Jahres schon angesehen. Auch im Ausland läuft die deutsch-deutsche Komödie sehr erfolgreich. Doch selbst einer der erfolgreichsten deutsche Filme der letzten Jahre vermochte Senator nicht aus den roten Zahlen zu hieven, weil die übrigen Stoffe nur verhaltene Resonanz fanden. Das Unternehmen musste am Mittwoch einen Rückgang des Umsatzes um 4,3 Millionen auf 25,8 Millionen Euro und einen Verlust von 6,9 Millionen Euro für das erste Halbjahr vermelden. Die Aktionäre waren entsprechend unzufrieden und äußerten Kritik am Management. Homburg kontert: „Andere Firmen wären froh, wenn sie solche Zahlen vermelden könnten.“ Tatsächlich sanken die Zuschauerzahlen der Kinos im ersten Halbjahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr deutschlandweit um rund elf Prozent, die Umsätze in der Filmbranche nahmen sogar um mehr als zwölf Prozent ab.

Gemessen daran sind die Zahlen von Senator fast schon sensationell. So sensationell, dass bereits seit längerer Zeit die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts ermittelt: Falsche Angaben zu Umsatz und Erlösen hätten den Kurs der Aktie nach oben getrieben. Finanzvorstand Ingo Stein glaubt jedoch, dass „keine Anhaltspunkte für ein unrechtmäßiges Verhalten“ gefunden würden. Fest steht: Der Verlust sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Millionen Euro. „Den größten Anteil daran hat sicher ,Goodbye, Lenin‘“, sagt Homburg. Nach einem Gesamtkonzernverlust von 178,2 Millionen Euro im Jahr 2002 rechnet man bei Senator am Ende dieses Jahres nur noch mit einem Verlust „in einstelliger Millionenhöhe“. Im nächsten Jahr soll soagr wieder die Gewinnschwelle erreicht werden.

Um diese Prognose einzuhalten, braucht es nur ein Wunder. Schon am 16. Oktober soll es eintreten. Dann wird „Das Wunder von Bern“ anlaufen, in dem Sönke Wortmann das WM-Finale von 1954 zwischen Deutschland und Ungarn verfilmte. Alle Hoffnungen bei Senator ruhen nun darauf, dass der Streifen ähnlich gut einschlägt wie damals Helmut Rahns trockener Linksschuss zum 3:2. „Auch wenn man das nicht beschreien sollte, aber wir erwarten auch hier einen großen Erfolg“, sagt Homburg.

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