zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Ein Jahr HypoVereinsbank - rechte Freudenstimmung kommt nicht auf, denn am ersten Geburtstag ermitteln vier Staatsanwälte

Bei der HypoVereinsbank will keine Geburtstagsstimmung aufkommen. Ein Jahr nach der Fusion der Vereinsbank mit der Hypo-Bank gleicht die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank und Europas größter Immobilienfinanzierer einer Großbaustelle, auf der noch Schutt aus der Vergangenheit abzutragen ist.

Bei der HypoVereinsbank will keine Geburtstagsstimmung aufkommen. Ein Jahr nach der Fusion der Vereinsbank mit der Hypo-Bank gleicht die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank und Europas größter Immobilienfinanzierer einer Großbaustelle, auf der noch Schutt aus der Vergangenheit abzutragen ist.

Gleich vier Staatsanwälte sind in München mit den milliardenschweren Immobilienaltlasten bei der ehemaligen Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank beschäftigt. Das Firmenkundengeschäft der früheren Vereinsbank erforderte auch mehr Sanierung als zunächst erwartet. Dabei war am 1. September 1998 die Begeisterung groß. Von Vorteilen für Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter war die Rede. Nach einem Jahr scheint die Euphorie verflogen: Immer neue Risiken im Immobiliengeschäft belasten das Ansehen des Kreditinstituts, und die Kunden klagen über Servicemängel. Vorstandschef Albrecht Schmidt räumt ein: "Vieles ist gut gelaufen, mit manchem sind wir noch nicht zufrieden." Sorgen bereitet dem Bankchef vor allem das Immobiliengeschäft. Die hohe Risikovorsorge in diesem Bereich müsse abgebaut werden, betont der Vorstandssprecher.

Sabine Bohn, Analystin bei der DG Bank, sieht die an sich durchaus positive Fusion belastet durch die wiederholten Wertberichtigungen. Klaus Schneider, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, hält es für nicht mehr nachvollziehbar, das immer wieder neue Risiken auftauchen. "Als größter europäischer Immobilienfinanzierer sollte man die Risiken im Griff haben", betont Schneider.

Gut einen Monat nach dem Start des Bankriesen hatte Schmidt überraschend einen Wertberichtigungsbedarf von 3,5 Mrd. DM im Immobiliengeschäft seines Fusionspartners bekannt gegeben. Die Münchner Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen gegen den früheren Hypobankchef Eberhard Martini und weitere ehemalige Vorstandsmitglieder wegen des Verdachts auf Untreue und Bilanzfälschung auf. Im Juli räumte Schmidt erneut unerwartet hohe Risiken im Immobiliengeschäft ein. Aus diesem Grund könne die Kreditrisikovorsorge 1999 nur auf 2,6 Mrd. DM gesenkt werden - und nicht wie geplant auf 2,2 Mrd. DM. "Niemand weiß derzeit genau, was noch an Risiken im Immobiliengeschäft steckt", sagt Bohn. Die Ungewissheit belastet den Kurs der Hypo-Vereinsbank-Aktie.

Grundsätzlich hält Schneider die Strategie der Bank für richtig, ihre Stärke - das Immobiliengeschäft - auszubauen. Allerdings könne die HypoVereinsbank davon allein nicht leben. Die Zukunft des Firmenkundengeschäfts ist nach Ansicht Schneiders derzeit jedoch mit einem Fragezeichen versehen. Nach einem Verlust von 304 Mill. DM im vergangenen Jahr hatte sich die Bank von nicht rentablen Kunden getrennt und den Abbau von rund 700 Stellen angekündigt.

Als vielversprechendes Standbein bezeichnet Bohn die Vermögensverwaltung, die die HypoVereinsbank nach eigenen Angaben weiter ausbauen will. In vier bis fünf Jahren will das Kreditinstitut rund 500 Mrd. DM verwalten, noch sind es erst etwa 210 Mrd. DM. Der Verkauf des Anteils an der Fondsgesellschaft Adig an die Commerzbank Anfang des Jahres ist nach Einschätzung Bohns kein allzu herber Verlust.

Positiv bewertet Bankchef Schmidt das hohe Fusionstempo: Alle Filialen und ausländische Töchter seien organisatorisch zusammengeführt worden. Die Integration der EDV werde - statt wie angekündigt in fünf Jahren - bereits zum Jahreswechsel 2000 weitgehend abgeschlossen sein.

Zur Startseite