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Wirtschaft: Ein Kronjuwel geht an die Börse

NEW YORK (pf).Die Wall-Street-Bank Goldman Sachs geht als letzte der großen amerikanischen Investmenthäuser an die Börse.

NEW YORK (pf).Die Wall-Street-Bank Goldman Sachs geht als letzte der großen amerikanischen Investmenthäuser an die Börse.Das gab die Firma nach einer Wochenendsitzung ihrer Spitzenmanager am Montag bekannt.Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft hatten die Partner seit Jahren diskutiert.Die Wahl des Zeitpunkts dürfte mit der hohen Bewertung finanzieller Dienstleistungsfirmen zusammenhängen.

Nach Informationen des "Wall Street Journal" könnte Goldman Sachs mit 30 Mrd.Dollar bewertet werden.Zunächst sollen 10 bis 15 Prozent angeboten werden.Hierdurch könnten bis zu 2,5 Mrd.Dollar beschafft werden.Die 189 Partner werden praktisch über Nacht zu steinreichen Leuten.Nach Mitteilung der Zeitung erhalten die Seniorpartner etwa 125 Mill.Dollar und die Junioren, die zum Teil erst vor einem Jahr Partner wurden, müßten sich mit jeweils 50 Mill.Dollar begnügen.Der Börsengang soll Ende Sommer erfolgen.

Goldman Sachs gilt als Kronjuwel und ist die wohl erfolgreichste amerikanische Investmentbank.Allein im ersten Quartal 1998 erzielte die Firma einen Nettogewinn von einer Mrd.Dollar, im Vorjahr waren es drei Mrd.Dollar.Die Bank wickelt Übernahmen und Zusammenschlüsse ab, sie emittiert Aktien und ist für eigene Rechnung im Aktien-, Anleihen und Warenterminhandel tätig.Diese Bereiche sind nach der amerikanischen Bankgesetzgebung vom kommerziellen Bankgeschäft getrennt.Goldman, Sachs berät auch Regierungen und zählt einige der reichsten Leute zu ihren Kunden.

Die Entscheidung zum Börsengang wurde von dem sechsköpfigen Exekutivausschuß getroffen, der am Sonntag hinter verschlossen Türen in Palisades (New York) beraten hatte.Die anwesenden Partner mußten Fragebögen ausfüllen.Sie entschieden sich mit großer Mehrheit für den Börsengang, sagte Goldman Sachs.Mit dem Kapital könnte das Unternehmen andere Firmen aufkaufen oder Bereiche stärken, in denen es sich schwach fühlt.

Die vor 129 Jahren von dem deutschen Einwanderer Marcus Goldman gegründete Bank beschäftigt 11 500 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in 20 Ländern.Sie verfügt über 6,3 Mrd.Dollar Eigenkapital.Die Finanzlandschaft hat sich in den letzten Jahren als Folge von Übernahmen und Zusammenschlüssen stark verändert.Travelers Group und Citicorp werden in diesem Jahr fusionieren, und 1997 schlossen sich Morgan Stanley und Dean Witter zusammen.

Für Goldman Sachs ist Wachstum durch Akquisitionen schwierig, weil die Bank bislang keine öffentlich gehandelten Aktien besitzt.Obwohl die Investmentbank als äußerst profitabel gilt, kam es auch hier gelegentlich zu Rückschlägen.1994 führte ein Anleihenmarktfiasko bei Goldman Sachs zu einem scharfen Ertragseinbruch, und etliche Seniorpartner verließen die Firma.Der Rückschlag beleuchtete die Risiken der Partnerschaftsstruktur.Die Firma mußte Fremdkapital in Höhe von 250 Mill.Dollar beschaffen.Heute liegen 20 Prozent von Goldman Sachs in fremden Händen.Die Hauptinvestoren sind Kamehameha Schools/Bishop Estate (Hawaii).

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