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Wirtschaft: Ein Kuhhandel auf höchster Ebene

George W. Bush will Alan Greenspan für weitere vier Jahre an der Fed-Spitze

Washington – Mit der Ernennung Alan Greenspans zu einer fünften Amtszeit hat US-Präsident George Bush Spekulationen um eine politische Erpressung des Chefs der amerikanischen Notenbank Fed beendet. Beobachter hatten vermutet, das Weiße Haus habe den obersten Währungshüter unter Druck setzen wollen, die erwartete Zinserhöhung bis nach der Wahl im November aufzuschieben. Gleichwohl glauben Analysten, Greenspan habe als Gegenleistung für seine Nominierung dem Weißen Haus zumindest eine Geldpolitik der „vorsichtigen Schritte" versprochen. Angeblich sollen bis zur Wahl die kurzfristigen Zinsen höchstens ein Mal um nicht mehr als 25 Basispunkte angehoben werden.

Während der vergangenen Wochen hatte an den Finanzmärkten die Nervosität spürbar zugenommen. Denn Greenspans vierte Amtsperiode läuft am 20. Juni ab. Da das Weiße Haus über die jüngsten Anspielungen des Fed-Vorsitzenden auf Zinserhöhungen offenkundig irritiert war, wuchsen die Spekulationen, dass Bush eventuell mit einem Nachfolger für den 78-jährigen Notenbanker liebäugele. Bei seinen jüngsten Auftritten im Kongress hatte Greenspan mehrfach signalisiert, dass angesichts steigender Verbraucher- und Ölpreise eine Zinswende unvermeidlich sei.

Auf das Zaudern des Präsidenten angesprochen, ließen Regierungssprecher stets offen, ob es zu einem personellen Wechsel kommen würde. Nun beendete Bush die Spannung, indem er erklärte, dass der weltmächtigste Währungshüter „hervorragende Arbeit" geleistet habe. Die Bestätigung durch den US-Senat gilt danach lediglich als Formsache.

Im Mai 2000 hatte die Fed zum letzten Mal die Zinsen erhöht. Seitdem hat es 13 Zinssenkungen gegeben. Heute befindet sich die Zielzone für den Tagesgeldsatz mit 1,0 Prozent auf dem tiefsten Stand seit 1958. Doch im ersten Quartal 2004 zogen die Preise kontinuierlich an. Die Zinswende ist daher nur noch eine Frage der Zeit.

Peter DeThier

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