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Wirtschaft: Ein Lächeln für Millionen

Es wird die erste Begegnung mit einem echten Scheich. „Abdullah“, so der Mittelsmann, „hat Geld und will investieren“.

Es wird die erste Begegnung mit einem echten Scheich. „Abdullah“, so der Mittelsmann, „hat Geld und will investieren“. Er sei zu einem Treffen bereit, in einem Café auf der Sheik Zayed Road. Das ist die zehnspurige Hauptschlagader Dubais, zwei Dutzend Wolkenkratzer glitzern an ihr um die Wette. Jeder der Tower mit großzügiger Halle und gemütlichen Cafés. Es sind die Wüstenzelte von heute, zum Palavern, Feilschen, Geschäfteanbahnen.

Abdullah ist entgegen der hiesigen Sitten pünktlich. Vielleicht sitzt er aber auch schon ganz lange in dem Armsessel mit Blick in die Halle, und wir sind nur eine Perle in der Kette von Verabredungen. Er trägt die Dischdascha, das traditionelle weiße Gewand, dazu Kopftuch mit schwarzer Kordel, offene Sandalen, einen exakt getrimmten Vollbart. Die rechte Hand spielt mit einer Gebetskette, die linke pult zwischen den nackten Zehen. Abdullah sieht aus wie ein Scheich, der Geld hat und es investieren will.

Mittelsmann und Scheich umarmen sich und tauschen Begrüßungs-Höflichkeiten aus. Das dauert lange. Dann ein bleckendes Lächeln in meine Richtung: „How are you?“ Meine Antwort enthält alle aus den Benimm-Büchern gepaukten Module. Etwas irritierend, was Abdullah dann sagt, nämlich: „How are you?“

Später entwickelt sich der Gesprächslauf gut. Der Scheich erzählt mir in sehr einfachem Englisch, wie erfolgreich er sei: „Dieses ist mein Café. Meinem Sohn habe ich einen Mercedes geschenkt. Nächste Woche mache ich eine Apotheke auf. Wenn ich in Immobilien investiere, verdoppele ich das Geld in einem Jahr.“ Der Präsentation meiner Geschäftsidee aus dem Laptop folgt er scheinbar flüchtig. Da kommt eine SMS rein. Da wird ein anderer in Dischdascha begrüßt (das dauert lange), dann jucken wieder die Zehen. Später erklärt der Mittelsmann entschuldigend, Abdullah gehöre noch zum alten Schlag der Golf-Araber, ohne Harvard- oder Oxford-Abschluss, bauernschlau und für westliche Augen ungehobelt. Am Ende der Präsentation schweigt Abdullah. Ich schweige hilflos mit. Dann breitet er beide Arme aus und sagt mit großem Ernst: „Ich werde eine Million Dollar in deine Geschäftsidee investieren!“

Leider habe ich nie wieder etwas von Scheich Abdullah gehört. Doch, einmal trafen wir uns zufällig im selben Café. Er grüßte wie ein alter Freund, bleckte sein Lächeln und fragte: „How are you?“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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