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Wirtschaft: Ein Laster lernt fliegen

Zwei Jahre zu spät, aber mit viel Applaus. Der Militär-Airbus A400M absolvierte seinen Jungfernflug

Sevilla/Madrid – Der Applaus an der Startpiste wird vom Dröhnen der vier mächtigen Propellermotoren übertönt. Der Beifall der rund 3000 Gäste gilt dem neuen Militärtransporter von Airbus, dem A400M, der am Freitagmorgen im südspanischen Sevilla zu seinem Jungfernflug abhob. Ein grauer, 127 Tonnen schwerer Koloss, der mit zweijähriger Verspätung startete und für drei Stunden im blauen Himmel verschwand.

Der A400M ist mit ursprünglich 20 Milliarden Euro Kosten das teuerste europäische Rüstungsprojekt aller Zeiten. Inzwischen wird mit einem Ausgabenanstieg um annähernd fünf Milliarden Euro gerechnet. Das 45 Meter lange und 15 Meter hohe Ungetüm, das Spötter schon als „fliegenden Lastwagen“ bezeichneten, soll die Nachfolge der veralteten Transall- und Hercules-Transporter antreten. Bisher wurden bei Airbus 180 Maschinen bestellt, Deutschland ist mit 60 der größte Abnehmer. Spaniens König Juan Carlos, selbst begeisterter Pilot, sprach nach der erfolgreichen Rückkehr des A400M auf Sevillas Flughafen von einem „großen Fortschritt“.

Die Testpiloten lobten später: „Das Flugzeug ist sehr leicht zu fliegen.“ Neben Deutschland haben auch Frankreich, Großbritannien, Spanien, Belgien, die Türkei und Luxemburg den A400M bestellt.

Der neue europäische Militärtransporter gilt als sehr robust und auch genügsam: Er braucht weniger als 1000 Meter Startpiste und kann auch auf provisorischen Gras- oder Sandpisten landen. Im Laderaum können Hubschrauber, militärische Fahrzeuge und natürlich Soldaten transportiert werden. Die Reichweite liegt, abhängig vom Ladegewicht, bei über 8000 Kilometern.

„Das ist ein großer Tag für uns“, sagte der Chef der Airbus-Mutter EADS, Luis Gallois. Es habe lange gedauert. „Aber jetzt fliegt sie.“ Die Planungen begannen 2003, die Konstruktion des Prototyps verzögerte sich aber immer wieder durch Extrawünsche der Partner und technische Probleme. Der europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS rechnet nun mit der Auslieferung der ersten A400M-Maschinen bis spätestens 2013.

Nachdem der Militär-Airbus seinen Testflug absolviert hatte, begann in Sevilla ein Ringen um die Entwicklungskosten, die finanzielle Lastenverteilung und die Lieferbedingungen. Airbus-Geschäftsführer Fabrice Bregier forderte die beteiligten Staaten auf, „eine Preiserhöhung zu akzeptieren“. An dem Projekt hängen 40 000 Arbeitsplätze in ganz Europa. ze

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