zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Ein Netzwerk für das Osteuropa-Geschäft

BERLIN .Für Stefan Kötitz war es anfangs schlicht "eine gute Gelegenheit".

BERLIN .Für Stefan Kötitz war es anfangs schlicht "eine gute Gelegenheit".Als der frischgebackene Maschinenbauingenieur, Absolvent der TU Berlin, Büroraum für eine Vertriebsniederlassung seines mit litauischen Partnern in Kauna gestarteten Joint-ventures suchte, öffnete das Ost-West-Kooperationszentrum (OWZ) in Berlin-Adlershof gerade die Pforten.Das Angebot schien verlockend: Büroraum für 13 DM pro Quadratmeter, Pförtner und Beratungsservice inklusive - und das ganze als "Schnupper-Paket" versehen mit einer einmonatigen Kündigungsfrist."Ich wußte ja nicht, wie sich das Geschäft entwickeln wird", sagt der Jungunternehmer heute.Es kam besser als erwartet.Aus 12 000 DM Monatsumsatz seiner Baltec Im- und Export GmbH sind in knapp einem Jahr schon 60 000 DM geworden.Nach den speziellen Maschinenteilen, die in Kauna in kleiner Stückzahl gefertigt werden, herrscht rege Nachfrage, "ich kann gar nicht alle Aufträge annehmen", sagt Kötitz.Mittlerweile gibt es einen zweiten Betrieb in Litauen, der weniger spezialisierte Teile in Massenfertigung herstellt und dabei die Lohnkostenvorteile nutzt.21 Kunden zählt Kötitz deutschlandweit, nur "ganz wenige" sind es in Berlin.Heute hat er nur ein Problem: es fehlt ihm Lagerraum.An Umzug denkt er dennoch nicht.Die Nähe zu anderen Firmen mit Osteuropa-Aktivitäten und zur High-Tech-Szene des angrenzenden IGZ-Gründerzentrums "ist gut für das Geschäft".Fünf Jahre darf er im OWZ bleiben.

Über mangelnden Zustrom kann sich das im September vergangenen Jahres eröffnete OWZ nicht beklagen.Mit zehn Firmen ging es an den Start, heute sind es 28.Bis Ende des Jahre könnten noch einmal zehn bis 15 dazukommen, schätzt Lydia Dessau, Projektleiterin des OWZ, "dann sind wir zu 80 Prozent ausgelastet".Angesiedelt haben sich nicht nur aufstrebende Jungunternehmer wie Kötitz, sondern auch zahlreiche Firmen aus Osteuropa, wie etwa die B.A.S.Berlin GbR, die rund 180 usbekischen Firmen vertritt, die hier Kontakt zu westlichen Technologien suchen, oder der ungarische Softwareentwickler Montana GmbH, der sich auf Verschlüsselungssysteme und die Jahr-2000-Umstellung spezialisiert hat.Das ist schließlich der Zweck des OWZ - "Brückenkopf zwischen Osteuropa und der Europäischen Union" zu sein.Rund 43 Mill.DM steuerten EU, Bund und Land Berlin als Fördermittel bei, heute trägt sich das Zentrum nach Angaben des Managements selbst.

Staatssekretär Wolfgang Branoner witterte bei einem Besuch des OWZ am Mittwoch in Adlershof schon jenen "Geist von Internationalität", den er anderswo in der Stadt noch vermißt.Und so denkt der Politiker bereits an den nächsten Schritt.Wenn Berlin seinen Ost-West-Kompetenz voll ausspielen soll, müßten die zahlreichen, in der Stadt vorhandenen Institutionen besser verknüpft werden, müßte ein "Netzwerk" entstehen, in das auch die großen Betriebe mit internationalen Kontakten wie debis, Sony, Southern Energy oder Bombardier eingebunden werden und zudem "Patenschaften" übernehmen können.Gespräche würden nun geführt, denn die Ost-West-Kompetenz, sagt Branoner, sei schließlich "kein Selbstläufer.Bis Ende des Jahres, verspricht er, werde ein Netzwerk-Konzept vorliegen.

MARGARITA CHIARI

Zur Startseite