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Wirtschaft: Ein neuer Chef für Opel

Entwicklungsvorstand Hans Demant rückt an die Spitze/Stammwerk Rüsselsheim bekommt mehr Kompetenzen

Rüsselsheim - Mit einer einheitlichen Organisation und dem Abbau von Doppelarbeiten will der US-Autokonzern General Motors (GM) sein Geschäft in Europa wieder in die schwarzen Zahlen führen und die europäischen Marken stärken. Zentrale Entscheidungen über Entwicklung, Design und Einkauf für die europäischen Marken Opel, Vauxhall und Saab werden künftig von der GM-Europa-Zentrale (GME) in Zürich getroffen. Eine wichtige Rolle nimmt dabei Carl-Peter Forster ein: Der Opel-Chef tritt mit sofortiger Wirkung zurück und wird als Präsident zweiter Mann bei GME. Zugleich führt er künftig den Opel-Aufsichtsrat. Neuer Opel-Chef wird Hans Demant, der seit 1999 dem Opel-Vorstand angehört und dort bislang für die Entwicklung zuständig ist.

Forster, Demant, GM-Vize-Chef Robert Lutz aber auch Opel-Betriebsratschef Klaus Franz betrachten die neue Struktur als eindeutige Stärkung der Marke Opel. Dies werde dadurch unterstrichen, dass Opel künftig für die Entwicklung aller neuen Mittelklasse-Modelle des gesamten GM-Konzerns verantwortlich ist. Gleichwohl wollten Forster und Demant am Freitag bei der Vorstellung der neuen Organisation keine Arbeitsplatzgarantie für die Opel-Werke in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach abgeben. In Deutschland beschäftigt Opel derzeit rund 32000 Mitarbeiter, davon allein 20000 in Rüsselsheim. „Aber vorrangiges Ziel bleibt, die Beschäftigung zu sichern“, sagte Forster. Gradmesser für Betriebsratschef Franz ist die bevorstehende Entscheidung über den künftigen Produktionsstandort für den Zafira, der bislang in Bochum gebaut wird. Zur Wahl stehen das Werk in Rüsselsheim und im polnischen Gliwice. Franz rechnet fest mit einem Votum für das Stammwerk. „Daran werden wir Forster messen“, sagt Franz.

Unmittelbares Ziel der neuen Struktur von GME ist nach Angaben von Lutz und Forster nicht die Kostensenkung. Aber der Konzern müsse künftig in Europa effizienter arbeiten, die Auslastung der Fabriken müsse stabilisiert werden. „Insgesamt ist die Kostenstruktur nicht akzeptabel“, sagt GME-Chef Fritz Henderson. Wie viel Geld er einsparen will, ließ er aber offen. Die Bereiche Finanzen, Entwicklung, Design, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Marketing sowie zentrale Aufgaben, die bisher bei Opel, Vauxhall und Saab lagen, werden in Zürich gebündelt. Die Fahrzeuge der europäischen GM-Marken sollen zudem künftig mit mehr Gleichteilen produziert werden, allerdings ein eigenständiges Erscheinungsbild erhalten. „Das machen viele unserer Konkurrenten, das ist Standard in der Industrie“, sagt GM-Vize Lutz. Dass dies bisher nicht ausreichend praktiziert worden sei, habe an der heterogenen Struktur von GM in Europa gelegen. Was das veränderte Konzept letztlich für die Opel-Standorte in Deutschland bedeute, ließ Lutz ebenso wie Henderson offen.

Unklar ist auch, wann die Struktur dem Autokonzern in Europa und letztlich auch der Marke Opel wieder Gewinne bescheren wird. „Klar ist, wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, sagte der neue Opel-Chef Demant. Aus heutiger Sicht wird Opel und damit auch GME auch in diesem Jahr wieder rote Zahlen schreiben. Allein im ersten Quartal hatte sich das Minus gegenüber dem Vorjahr auf 116 Millionen Dollar nahezu verdoppelt. 2003 war bei GM Europa ein Verlust von 283 Millionen Dollar angefallen, wofür allein Opel mit einem Minus von 384 Millionen Euro verantwortlich war.

Hans Demant, der neue Opel-Chef, ist nach vielen Jahren der erste Manager, der direkt aus dem Unternehmen an die Spitze rückt. Sein Vorgänger Forster war vor gut drei Jahren von BMW nach Rüsselsheim gekommen und hatte Opel nach äußerst schwierigen Jahren wieder auf Kurs gebracht. Der in Wiesbaden geborene 53-jährige Demant arbeitet seit mehr als 30 Jahren für Opel und GM und genießt auch deshalb bei den Opel-Mitarbeitern hohes Ansehen. Seit Mitte 1999 gehört er dem Opel-Vorstand an und ist für die Fahrzeugentwicklung zuständig. Seit drei Jahren ist Demant auch Entwicklungschef für General Motors in Europa. Er nimmt damit künftig zwei Schlüsselfunktionen in Europa ein.

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