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Wirtschaft: Ein neuer Jukos-Fall?

Viktor Wekselberg, einer der sechs reichsten Männer Russlands, ist irritiert: Der Ölkonzern TNKBP , zu dessen Hauptaktionären er gehört, soll Steuern in Höhe von 22 Milliarden Rubel (umgerechnet gut 600 Millionen Euro) für das Jahr 2001 nachzahlen . Die Meldung scheuchte die gesamte westliche Geschäftsgemeinde auf, die bisher der Meinung anhing, die Affäre um den einstigen Vorzeige-Konzern Jukos sei ein Einzelfall.

Viktor Wekselberg, einer der sechs reichsten Männer Russlands, ist irritiert: Der Ölkonzern TNKBP , zu dessen Hauptaktionären er gehört, soll Steuern in Höhe von 22 Milliarden Rubel (umgerechnet gut 600 Millionen Euro) für das Jahr 2001 nachzahlen . Die Meldung scheuchte die gesamte westliche Geschäftsgemeinde auf, die bisher der Meinung anhing, die Affäre um den einstigen Vorzeige-Konzern Jukos sei ein Einzelfall. Denn gerade hatte Putin auf der Hannover Messe Russland zum Investment-Paradies hochgejubelt und westliches Kapital für unantastbar erklärt . Schließlich hat Russland einen erheblichen Bedarf an Investitionen. So schätzen Experten, dass in den nächsten 30 Jahren in die Ölindustrie rund 540 Milliarden Euro gesteckt werden müssen. Doch kommen jetzt Zweifel auf. Denn TNK-BP ist ein Gemeinschaftsunternehmen , das 2003 von der westsibirischen TNK der im Kreml wohl gelittenen Alfa-Gruppe und dem britischen Ölkonzern BP gegründet wurde. Kreml und Regierung hatten den Deal ausdrücklich befürwortet. Die Briten vergewisserten sich wiederum vor dem Einstieg, dass die Partner in Sachen Steuern keine Altlasten hatten. Jetzt will Wekselberg gegen die Steuerbehörde klagen. Die Erfolgsaussichten sind gering. Russlands Justiz ist bisher nur auf dem Papier unabhängig. Experten befürchten zudem, der Kreml werde, allein schon, um den Verdacht zu entkräften, der Jukos-Prozess sei politisch motiviert, weitere Unternehmen zur Strecke bringen. Ein hochrangiger TNK-BP Manager sprach gegenüber Radio Liberty sogar von einem „deutlichen Signal“ im Vorfeld der geplanten Begegnung von BP-Chef Lord Browne mit dem russischen Präsidenten, sich aus Russland zurückzuziehen. BP selber gibt sich dagegen gelassen. Die Steuernachforderungen beträfen, weil sie sich nur auf 2001 beziehen, auch nur die „alte“ TNK – und nicht die heutige, die später gegründet wurde. win/hop

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