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Wirtschaft: Ein Plan für das Nokia-Werk

Mit geringen Investitionen ließe sich die Produktion in Bochum steigern. Doch Helsinki ist skeptisch

Berlin - Die Leitung des Bochumer Nokia-Werks und der Betriebsrat haben ein Investitionsprogramm entwickelt, mit dem die Handyproduktion fast verdoppelt werden könnte. Bei der IG Metall hieß es am Dienstag, 14,3 Millionen Euro seien erforderlich, um Anlagen und Abläufe entsprechend effizienter und das Werk wettbewerbsfähiger zu machen. Die finnische Konzernleitung beeindruckt das aber kaum. Es sei „ausgesprochen unwahrscheinlich, dass neue Fakten auftauchen, die ein Umdenken bei uns zur Folge haben könnten“, sagte Nokia-Sprecherin Arja Suominen in Helsinki. Am Montag hatte sich Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo in Düsseldorf mit Vertretern von Bund und Land getroffen und dabei die Suche nach „innovativen Lösungen“ für Bochum verabredet. Das dortige Werk mit 2300 Beschäftigten soll Mitte des Jahres geschlossen und der Großteil der Handyfertigung nach Rumänien verlagert werden.

In Rumänien will der weltweit größte Handyhersteller in einem Industriepark ein neues Produktions- und Entwicklungskonzept umsetzen, indem die Zulieferer sich direkt um das Nokia-Werk herum ansiedeln. In Bochum ist das nicht möglich. Die Bochumer Betriebsräte und die IG Metall bezweifeln aber, dass es ausreichend qualifiziertes Personal in Rumänien gibt. In Bochum sind allerdings von den 2300 Mitarbeitern rund 1500 nur angelernte Kräfte.

Nachdem am Montagabend SPD-Chef Kurt Beck in der Ruhrstadt seine Solidarität erklärt hatte, bekamen die Nokia-Beschäftigten am Dienstag Besuch von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und dem Essener Bischof Franz Grave. Kardinal Karl Lehmann plädierte unterdessen in einem Zeitschriftenbeitrag für eine differenzierte Betrachtung. Zum Einen sollten „wir uns echt freuen, wenn viele Menschen in weniger industriealisierten Arbeit finden“, schrieb der Kardinal. Zum Anderen gebe es „dunkle Rückseiten“ der Globalisierung, „die uns jetzt und in Zukunft wahrscheinlich noch härter treffen“. Manche Produktionen seien hierzulande zu teuer. Es komme darauf an, die Fähigkeiten der Menschen zu entwickeln und neue, „wirklich überlegene Produkte anzubieten“. alf

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