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Wirtschaft: Ein Rücktritt zu wenig (Kommentar)

Der Rücktritt von Dresdner-Bank-Vorstand Bernhard Walter ist nur der Anfang. Womöglich meinten Deutsche und Dresdner Bank am Mittwoch noch, sie könnten nach den geplatzten Fusionsverhandlungen so weiter machen wie vor der Ankündigung der Vereinigung.

Der Rücktritt von Dresdner-Bank-Vorstand Bernhard Walter ist nur der Anfang. Womöglich meinten Deutsche und Dresdner Bank am Mittwoch noch, sie könnten nach den geplatzten Fusionsverhandlungen so weiter machen wie vor der Ankündigung der Vereinigung. Das ist eine große Illusion. Denn nichts ist jetzt mehr so, wie es einmal war: Vertrauen, heißt es immer, sei im Bankgeschäft das wichtigste Gut, um Kunden zu gewinnen und dauerhaft zu binden. Dieses Vertrauen ist erst einmal verspielt. Schlimmer noch: Die neue Deutsche Bank wollte ihre Kernkompetenz auf das Investment Banking verlagern, also das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Wäre es nicht ein Desaster, müsste man es Ironie nennen: Die, die die Fusionen anderer in gute Bahnen lenken wollen, sind nicht imstande, ihre eigene Fusion auf die Reihe zu bringen. Das werden die amerikanischen Marktführer des Investment Bankings mit Beruhigung zur Kenntnis nehmen. Die Hauptakteure hierzulande mögen wiederholend bekennen, sie seien sich keines Fehlers bewußt: Die gescheiterte Fusion hat die beiden Vorstandsvorsitzenden empfindlich beschädigt, - also auch den Chef der Deutschen Bank, Rolf E. Breuer.

Kein Problem ist gelöst. Wer jetzt meint, die bleibende Selbständigkeit habe Tausende Arbeitsplätze gerettet, täuscht sich. Im Gegenteil. Alles, was vor einem Monat zur Logik der Fusion gesagt wurde, bleibt wahr: Deutsche Banken arbeiten international nicht wettbewerbsfähig, weil zu wenig profitabel. Das Rekordergebnis, das die Deutsche Bank am Donnerstag vorgelegt hat, ist dazu nicht der Gegenbeweis. Alle haben gesagt, bei einem Fusionsprozess dieser Dimension müsse man über einige Jahre negative Synergieeffekte einkalkulieren. Will sagen: Mitarbeiter gehen, Energie und Dynamik wird abgezogen, die eigentlich in die Geschäftsidee gehörten. Jetzt soll keiner sagen, man habe das nicht gewußt. Der Preis ist klar: Es könnte - aus Sicht der revoltierenden Dresdner Bank - alles nur noch viel schlimmer kommen. Die Allianz macht keinen Hehl daraus, dass sie sich von ihren Bankbeteiligungen trennen will. Gegen eine Übernahme der Dresdner Bank - komme die Offerte aus dem In- oder Ausland - wird sie sich nicht mehr stemmen, wenn der Preis stimmt. Die Banken haben sich etwas in die Tasche gelogen: Sie meinten eine friedvolle Fusion sei möglich. Jetzt kehren sie Scherben.

Rainer Hank

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