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Wirtschaft: Ein Schreibtisch aus der Märchenwelt

Wie Möbelhersteller Kinder für Hausaufgaben begeistern wollen

Die Pisa-Studie hat gezeigt, dass es um die Bildung deutscher Schüler nicht zum besten steht. Daher fühlen sich Eltern jetzt erst recht verpflichtet, ihre Kinder dazu zu bewegen, ordentlich Hausaufgaben zu machen. Um die kaum vorhandene Lust darauf zu steigern, können Eltern viel Geld in eine lernfreundliche Infrastruktur investieren. Ob es hilft, steht auf einem anderen Blatt.

Zunächst einmal müssen Schreibtische und Stühle ergonomisch optimiert sein, das wissen heute selbst die Erstklässler. Deswegen sollten die Kids beim Kauf dabei sein, um zu sehen, ob die Proportionen passen. Ausserdem sollten beide Möbelstücke höhenverstellbar sein, um sie optimal der Größe des Kindes anzupassen.

Stiftung Warentest hat die beste Sitzhaltung des Kindes ermitteln lassen: Die Oberschenkel sollten eine Waagerechte und die Unterschenkel eine senkrechte Linie bilden. Die Fußsohlen müssen dabei flach auf dem Boden stehen. Bei aufrechter Körperhaltung sollten die Unterarme waagerecht auf der Tischplatte liegen. Die Rückenlehne des Stuhls sollte auch bei vorgeneigter Sitzhaltung das Becken abstützen. Moderne Möbel sollten diese Stiftung-Warentest-Haltung unterstützen. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Eltern ihr Kind tatsächlich einmal mit flachen Fußsohlen und waagerecht aufgelegten Unterarmen erwischen.

Da man Kinder mit der Aussicht auf spätere Karrierechancen nicht immer zum fleissigen Lernen motivieren kann, lassen sich die Möbelhersteller immer neue Schreibtisch-Details einfallen. „Durch modernes Design, bunte Akzente und coole Details wird jetzt der Schreibtisch zur Erlebniswelt“, heißt es zum Beispiel in der Ankündigung für das neue Schreibtischprogramm von Paidi. Runde Formen werden bei „Büffelland“ mit spacigem Metall und Buchenholz kombiniert und mit bunten Rollen abgerundet. Getränke- und PC-Halterung, sowie verschiedene Anbauelemente sollen das Lernen zum Abenteuer machen. Vor lauter Multifunktion soll man gar nicht mehr merken, dass man Hausaufgaben macht. Ob der Nachwuchs darauf reinfällt? Pisa-verängstigte Eltern zahlen für den Multifunktionstisch „Jack“ ab 320 Euro. Ein nützliches Zusatzmodul ist der Rollcontainer „Conny“, ab 276 Euro. Er macht sich bei Kids dadurch beliebt, dass sich auf seiner Rückseite ein Geheimfach verbirgt.

Da die Kids sich lieber mit Computerspielen als mit Hausaufgaben beschäftigen, sollten Eltern auch über einen vernünftigen Standort für den Computer nachdenken. Am Computertisch verbringen die Kinder im Zweifelsfall mehr Zeit als am Schreibtisch. Hier sollten Eltern besonders darauf achten, dass die Bildschirmhöhe variabel ist und auch richtig eingestellt wird. Kinder lieben Radiergummis, bunte Stifte und Tintenkiller. Damit nicht alles in der Gegend herumliegt, kann man den Kids ein Ablagesystem kaufen, wie es etwa der Hersteller Hülsta im aktuellen Katalog anbietet. Das sieht schick aus und wirkt ungeheuer erwachsen.

Früher sollen Kinder die Schulzeit ja auch ohne Computertische, Ablagesysteme und Multifunktionsdesks überstanden haben. Aber damals gab es ja auch noch keine Pisa-Studien. avi

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