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Wirtschaft: Ein selbstbewußter französischer Autobauer

Renault läßt die Fusion von Daimler-Chrysler offiziell kalt / Auch vor der japanischen Konkurrenz haben die Franzosen keine AngstVON NON DOUGLAS LAVINAls die Fusion von Chrysler und Daimler Benz verkündet wurde, schossen die Aktien von Europas kleinstem Autohersteller mit einer vollständigen Produktpalette, der Renault SA,in die Höhe.Die Investoren spekulierten darauf, daß Renault der nächste Übernahme-Kandidat werde.

Renault läßt die Fusion von Daimler-Chrysler offiziell kalt / Auch vor der japanischen Konkurrenz haben die Franzosen keine AngstVON NON DOUGLAS LAVINAls die Fusion von Chrysler und Daimler Benz verkündet wurde, schossen die Aktien von Europas kleinstem Autohersteller mit einer vollständigen Produktpalette, der Renault SA,in die Höhe.Die Investoren spekulierten darauf, daß Renault der nächste Übernahme-Kandidat werde.Doch genau das werde nicht passieren, sagt Renault-Chef Louis Schweitzer, und spottet über die Vorstellung, daß ein Erdbeben die Automobil-Landschaft erschüttert."Renault steht nicht zum Verkauf" sagt er im Interview.Und tatsächlich: Die Renault-Aktien sind wieder zurückgegangen - obwohl sie sich noch immer auf einem Niveau bewegen, das höher ist als vor Bekanntgabe der Fusion.Daimler-Chrysler werde keine großen Auswirkungen auf den europäischen Automarkt haben, erwartet Schweitzer.Statt dessen werde Daimler "Chrysler als Werkzeug benutzen, um in aufstrebende Märkte zu kommen," sagte Schweitzer."Mercedes hat weder die Kostenstruktur noch den Markennamen," um bei der neuen Mittelklasse in Brasilien, der Türkei oder Rußland anzukommen.Genau diese Märkte aber betrachtet Renault als Schlüssel für das eigene Wachstum.Schweitzer glaubt auch nicht, daß Daimler-Chrysler den Druck auf kleinere Autohersteller wie Renault und PSA Peugeot erhöhen wird, sich selbst irgendwo einzukaufen, oder aufgekauft zu werden.Daimler beherrsche bereits jetzt die Luxusklasse in Europa und Chrysler sei - mit gerade mal 0,7 Prozent Marktanteil in Europa - zu vernachlässigen.Selbst wenn die Chrysler-Autos in Europa zukünftig besser vermarktet würden, bedeute dies nicht, daß sie sich besser verkaufen ließen, glaubt Schweitzer, weil die Fahrzeuge für den nordamerikanischen Markt entwickelt worden seien.Dennoch muß sich Renault nach der Fusion ein bißchen einsam fühlen - und wenn es nur deshalb ist, weil Renault in mancherlei Hinsicht eine kleinere Version von Chrysler in Europa war.Die beiden Autohersteller sind viel kleiner als ihre Wettbewerber.Beide sind international kaum präsent."Obwohl Chrysler viel stärker als Renault war, hatten sie eine vergleichbare Lage: Beide sind von einem Markt abhängig und vertrauen auf Nischenfahrzeuge, sagt Joseph Harrigan, Auto-Analyist bei Schroder Securities in London.Und beide Firmen rühmen sich - oder haben sich gerühmt - durch die geringe Größe schneller zu sein."Wir haben geglaubt, daß der Große den Kleinen frißt," sagte der frühere Präsident von Chrysler, Robert A.Lutz, vor einigen Jahren, und lehnte die Größe um der Größe willen ab."Jetzt frißt der Schnelle den Langsamen." Lutz ist mittlerweile aus dem Geschäft, und Chrysler setzt auch auf Größe.Und Renault steht vor einer schwierigen Zukunft.Die besten Autos, wie der Minivan Megane Scenic stehen vor harter Konkurrenz.Ford, Nissan, General Motors, Mitsubishi und einige andere wollen kompakte Minivans herausbringen, um dem Scenic das Wasser abzugraben.Damit noch nicht genug: Toyota baut ein Fertigungswerk - sein erstes auf dem Kontinent - im Vorgarten von Renault, in Nordfrankreich."Der Megane Scenic war ein riesiger Erfolg für sie," sagt Arthur Maher, Chef der Prognoseabteilung bei J.D.Power LMC Automotive-Services, einer Beratungsfirma in Oxford."Die Nische ist lukrativ, und alle anderen stoßen jetzt dahin vor.Die Frage ist also, wo wird Renault in fünf Jahren stehen?" Momentan ist Renault noch in einer recht komfortablen Position - trotz seiner relativ geringen Größe; im vergangenen Jahr hat Renault 1,4 Mill.Autos hergestellt, gegenüber 3,6 Mill.von Daimler und Chrysler.Mit 5,43 Mrd.Francs (rund 2,75 Mrd.DM) wies Renault einen gesunden Gewinn aus.Und es spricht einiges dafür, daß Renault auch alleine überleben kann: Die Marke schneidet in diesem Jahr bislang besser ab als die Rivalen Volkswagen und Fiat; und das, obwohl diese beiden Wettbewerber von Größenordnungsvorteilen durch zusätzliche Marken wie Audi und Alfa Romeo profitieren."Für die nächste Zukunft sieht es für Rebnault Renault gut aus," sagt Joseph Harrigan von Schroder."Sie schlagen sich gut in Großbritannien und gewinnen auch auf dem französischen Markt wieder an Boden.Aber langfristig sehen die Dinge nicht ganz so positiv aus," so Harrigan.So belaste das Toyota-Engagement auf dem Heimatmarkt die Aussichten."Man konnte es in den USA beobachten: Als Toyota sein Werk in den USA gebaut hat, haben die Leute die Marke als einheimisches Produkt betrachtet, und die Verkaufszahlen zogen an." Wie wird sich Renault also schlagen? Die Pessimisten sind überzeugt, daß die Wettbewerber durch Fusionen wachsen und kleine Hersteller wie Renault an die Wand drücken können - vor allem was den Preis und neue, innovative Produkte anbetrifft.Schweitzer ist dennoch überzeugt, daß Renault weiterhin größer und profitabler werden kann.Gewiß, Toyota kommt.Doch Renaults Marktanteil in Großbritannien ist in die Höhe geschossen, trotz der Japaner, die dort bereits als einheimische Hersteller gelten.Ja, sagt Schweitzer, die Wettbewerber werden innovative, aber Renault werde weiter einen Schritt vor ihnen sein. Übersetzt, gekürzt und redigiert von Karen Wientgen (Chrysler, Luftbrücke), Kristina Green (Wüstenknall) und Joachim Hofer (Renault).

NON DOUGLAS LAVIN

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