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Wirtschaft: Ein Star in der Druckbranche

Technotrans ab 10.März im Neuen Markt / Mischung aus Substanzwert und WachstumschancenVON JOACHIM HOFER SASSENBERG.

Technotrans ab 10.März im Neuen Markt / Mischung aus Substanzwert und WachstumschancenVON JOACHIM HOFER SASSENBERG.Auf dem Schreibtisch von Hilmar Welpelo liegt eine Grafik vom Kursverlauf des M-Dax.Sicher, auf absehbare Zeit wird die Technotrans AG nicht in den Kreis der 70 mittelschweren Dax-Titel aufgenommen werden.Finanzvorstand Welpelo ist dennoch zuversichtlich, daß es dem High-Tech-Unternehmen aus dem westfälischen Sassenberg eines Tages gelingen wird, in den ausgewählten Kreis vorzustoßen.Gegenwärtig scheint der Systemanbieter für die Druckindustrie auf dem besten Wege dahin: Am 10.März werden die Aktien am Frankfurter Neuen Markt - und damit auch an der Berliner Börse - eingeführt.Zuvor läuft vom 3.bis 5.März die Zeichnungsfrist für die 1,1 Mill.Stammaktien im Nennwert von 5 DM.Konsortialführer ist die Dresdner Kleinwort Benson.Welpelo betont, daß die Wahl auf die Dresdner Bank fiel, weil das Institut bei Emissionen am Neuen Markt bislang ein besonders glückliches Händchen hatte.Welpelo gehört zu dem 14-köpfigen Kreis von Führungskräften, die bislang maßgeblich an dem Unternehmen beteiligt waren.Die Mehrheit hielten seit 1990 die zwei Kapitalbeteiligungsgesellschaften Hannover Finanz und WestKB.Die Beteiligungsstruktur war damals durch ein Management-Buy-Out entstanden.Der Alteigentümer von Technotrans hatte sich von dem 1970 gegründeten Unternehmen getrennt und damit letztlich den Weg für den Börsengang freigemacht."Wir haben den Gedanken schon seit Anfang der 90er in unseren Leitlinien", erinnert sich Welpelo.Leitlinien, Ziele, Visionen, Kernkompetenzen und Weltmarktführerschaft - Begriffe, die bei Technotrans immer wieder fallen: Die 248 Mitarbeiter weltweit werden nach allen Erkenntnissen der modernen Betriebswirtschaftslehre geführt.Nur ein System lehnen die Westfalen - zumindest in der Fertigung - ab: Von Teamarbeit will der Vorstandsvorsitzende Heinz Harling nichts wissen.Die Mitarbeiter bauen und prüfen alle Geräte einzeln.Damit sollen die Verantwortlichkeiten klipp und klar feststehen.So hat beispielsweise in der Maschinenprüfung jeder Arbeiter eine eigene Box, die mit einem Band abgetrennt ist.Über diese Leine hinweg sollen sich die Beschäftigten freilich unterhalten - damit die Kommunikation nicht versiegt.Harling ist zufrieden mit der Einzelarbeit: "Die Fehlerquote liegt bei einem Prozent", sagt er stolz."Die Kunden kontrollieren unsere Geräte nicht mehr, sondern bauen sie sofort ein."Zu den Abnehmern zählt Harling die weltweit renommiertesten Druckmaschinenhersteller: Die Heidelberger Druckmaschinen AG, die MAN Roland AG und die Koenig & Bauer-Albert AG.Mit allen verbindet Technotrans eine derart enge Partnerschaft, daß durch Zugriff auf die Kundennetzwerke just-in-time geliefert wird.Mit seinen aufwendigen Anlagen zur Feuchtmittelaufbereitung und Farbwerktemperierung für Offsett-Druckmaschinen haben die Westfalen einen Weltmarktanteil von deutlich über 40 Prozent und sind damit mit Abstand Marktführer.Darüber hinaus nutzt Technotrans sein technisches Know-how bei Produkten für die CD-Herstellung - und hat es seit Einführung dieser Sparte 1995 schon zur Nummer drei auf dem Weltmarkt gebracht.Die Anleger lockt Technotrans "mit einer Mischung aus Substanzwert und Wachstum", sagt Hilmar Welpelo."Die Konjunktur", ergänzt Heinz Harling, "haben wir uns immer selbst gemacht." Die Zahlen sprechen für sich: 1997 kletterte der Umsatz um 23,4 Prozent auf 88,7 Mill.DM.Bereits 1996 hatte der Umsatz um 17,8 Prozent zugenommen.Das Betriebsergebnis stieg im vergangenen Jahr um 46,6 Prozent auf 14,5 Mill.DM, der Jahresüberschuß um 37,3 Prozent auf 7,1 Mill.DM, das sind acht Prozent vom Umsatz.Seit 1990 hat sich der Umsatz damit mehr als verdreifacht, der Gewinn nahezu vervierfacht.Für 1998 erwartet Welpelo einen Umsatz von über 100 Mill.DM.Zum Geschäft beitragen soll unter anderem eine Firmenübernahme.Details halten die Manager noch unter Verschluß.Wenig gesprächig sind Welpelo und Harling auch beim Thema Emissionskurs: Vor der Firmenpräsentation in Frankfurt (Main) am 3.März soll nichts nach draußen dringen.Nur soviel verrät Welpelo: Die Dividendenrendite werde bei vier Prozent liegen.Die Mitarbeiter haben bereits ihr Vertrauen in die Aktien - und damit in ihr Unternehmen - bekundet: Über 90 Prozent der Beschäftigten haben Belegschaftsaktien gezeichnet, im Durchschnitt für 12 000 DM."Ein phantastischer Betrag", schwärmt Unternehmenssprecherin Thessa Möller, "wenn man bedenkt, daß unser Altersschnitt bei 34 Jahren liegt und die meisten Mitarbeiter ein Häuschen und zwei Kinder haben."Durch rasch aufeinanderfolgende neue Produkte und vor allem durch Internationalisierung setzt Vorstandschef Harling auf zukünftiges Wachstum.Seit August hat Technotrans einen Ableger in China.Darüber hinaus produziert die Firma in England - zu Lohnkosten, die bis zu 50 Prozent unter denen hierzulande liegen.Um keinen beidseitigen Neid aufkommen zu lassen schickt Harling die Engländer schon mal nach Sassenberg und die Deutschen nach Colchester.Mit drei Bussen fuhren die Westfalen vor zwei Jahren auf die Insel - um sich im Jahr darauf mit einem Fest am Stammsitz bei ihren englischen Kollegen zu bedanken.Trotz Börsengang ist fraglich, ob bald die chinesischen Mitarbeiter einfliegen.

JOACHIM HOFER

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