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Wirtschaft: Ein Turbo für Datenbanken

Hasso Plattner stellt Hana-Technologie vor.

Potsdam/Berlin - Nicht weniger als eine technologische Revolution erwartet SAP-Mitbegründer Hasso Plattner von einer neuen Datenbanktechnologie, die den Namen Hana trägt. Die vom Hasso-Plattner-Institut Potsdam (HPI) zusammen mit dem Softwarekonzern SAP entwickelte „In-Memory-Technologie“ erlaubt es, riesige Datenmengen extrem stark zu komprimieren. Durch Datenverarbeitung im Hauptspeicher von Systemen verkürze sich die Zugriffszeit um ein Vielfaches, sagte Plattner am Freitag in Potsdam. Die Entwickler sprechen davon, dass sich Computersysteme um den Faktor 50 beschleunigen ließen.

Die Datenmengen eines Großunternehmens wie SAP lassen sich laut Plattner, der die Technologie mit entwickelt hat, durch Hana auf wenige hundert Gigabyte zusammenfassen. Wirtschaftliche Analyseprozesse, die bislang mehrere Tage auf Großrechnern brauchten, sind durch das neue System in wenigen Sekunden auf kleinen Computern möglich. Plattner erwartet, dass sich durch die extreme Verkürzung von Zugriffszeiten in Datensystemen ganze Prozessketten und menschliche Verhaltensweisen ändern werden. Hinzu komme ein großes Einsparpotenzial durch verkürzte Arbeitsabläufe und kleinere Rechner. Ein großer Automobilhersteller habe die Kostensenkung durch Hana im Bereich der Prognose von Wartungsproblemen unlängst auf zwei Milliarden Dollar geschätzt.

Das Potenzial der Datenbankplattform wird nach den Worten von Plattner in Europa und den USA noch verkannt. Der Staatspräsident der Republik China Xi Jinping hingegen habe kürzlich bei einem Besuch von SAP großes Interesse bekundet. Den größten Wachstumsmarkt für das System sieht Plattner in Asien.

Hana wurde bereits weltweit von 3200 Firmen installiert, hinzu kommen rund 1000 Start-ups, die mit dem System arbeiten. Plattner erwartet eine rasante Entwicklung der Technologie. Ihre Einführung verglich er mit dem Sprung in das Zeitalter der KFZ-Elektronik. „Durch die neue Geschwindigkeit in der Datennutzung lassen sich Sachen machen, die vorher nicht möglich waren. Und man wird sie dann auch anders machen“.

An diesem Sonntag wird Plattner auf dem World Health Summit an der Berliner Charité den Nutzen der neuen Technik für die Medizin skizzieren. Durch den Einsatz in Krankenhäusern könnte Patienten schneller gesagt werden, welche Form einer Erkrankung vorliegt und welche spezifische Therapie Erfolg verspricht. Die Charité und das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg sind derzeit in Forschungsprojekte mit dem neuen SAP-System eingebunden. In der Genom-Analyse verspricht die Technologie große Fortschritte. Der schnelle Abgleich von Daten eines Patienten mit Vergleichsdaten soll eine wesentlich präzisere Diagnose und eine maßgeschneiderte Therapie ermöglichen. Allerdings, so gab Plattner zu bedenken, müsse ein Missbrauch persönlicher Daten – gerade auch im Gesundheitsbereich – verhindert werden. Jan Kixmüller

Jan Kixmüller

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