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Wirtschaft: Ein unermüdlicher Kämpfer für Qualität

Als Carsten Lucht nach Berlin kam, war der Westteil noch eingemauert."Nach oben ein Naturschutzgebiet - nach unten ein Industriemuseum", beschreibt er die Situation.

Als Carsten Lucht nach Berlin kam, war der Westteil noch eingemauert."Nach oben ein Naturschutzgebiet - nach unten ein Industriemuseum", beschreibt er die Situation.Das war 1972."Man hat sich hier ein bischen gefühlt wie in einem Dorf, obwohl alles sehr, sehr groß war".Nach der Wende mußte sich Lucht umstellen, aber "ich bin froh, daß alles offen ist, wir sind fast jedes Wochenende im Umland", sagt er heute.

Nach Berlin kam Lucht aus Minden, wo er 1944 geboren wurde.Dort ging er auch zur Schule und zur Oberschule.Genau gesagt bis zum Ende der Quarta - Latein ließ ihn scheitern.Er machte eine Lehre als Bauzeichner.Doch der Baubereich sollte es nicht sein.Nachdem er 1963 geheiratet hatte, verpflichtete er sich 1965 für acht Jahre als Zeitsoldat.1972 nahm er die nächste berufliche Änderung vor.Freigestellt bei der Bundeswehr begann er eine Ausbildung als Verwaltungsanwärter bei der BfA.Ausbildung zum gehobenen nichttechnischen Bundesdienst hieß das auf Amtsdeutsch, und schließlich wurde Lucht zum "wohlbestallten Oberinspektor".Die Arbeit in der Haushaltsabteilung der BfA ließ ihm aber offenbar Zeit und als Mitbegründer eines Lohnsteuerhilfevereins hatte er bald so viele Klienten, daß nur noch der Abschied vom öffentlichen Dienst blieb.1983 machte er sich als Finanzdienstleister selbständig.Seit Mitte 1986 ist er Geschäftsführer des ein Jahr zuvor gegründeten Bundesverbandes der Finanzdienstleister.

Heute wird seine Firma im wesentlichen von einem Partner geführt.Lucht selbst hat seine Aufgabe gefunden.Seit Jahren kämpft er für die Anerkennung des Berufsbildes der Finanzdienstleister.1987 war er das erste Mal bei einer Anhörung in Bonn, aber der Verband ist mit seinen Vorstellungen bei der Bundesregierung immer "abgeblitzt"."Doch ich habe nie aufgegeben und tue es auch heute nicht", versichert Lucht glaubwürdig.Westfalen gelten bekanntlich als stur.Die Forderungen hören sich aus Sicht der Verbraucher bescheiden an, die Finanzdienstleister sollen sich in ein Register eintragen lassen, sie sollen Fachwissen nachweisen können, und sie sollen schließlich über eine Vermögenschaden-Haftpflichtversicherung verfügen.Doch die Widerstände gegen diese Minimalforderungen, wie Lucht es nennt, sind beachtlich.Nun setzt Lucht wieder einmal auf die EU in Brüssel.Deutschland ist inzwischen das einzige Land in der EU, daß für Finanzdienstleister nur eine Gewerbeerlaubnis vorschreibt.In Brüssel arbeitet man nun an einer Richtlinie, die die Bundesregierung dann umsetzen muß, und "die wird haarig", weiß Lucht.

Der Verband beläßt es jedoch nicht nur bei Forderungen, er ist auch selbst aktiv.Er hat eine Akademie für Finanzdienstleistungen ins Leben gerufen, er bietet in Hamburg eine achtzehnmonatige Ausbildung für Berufsanfänger und schließlich gibt es noch eine Allfinanzakademie in Hagen.Der Zulauf ist allerdings noch gering.Auftrieb gibt Lucht aber das Wachstum des Verbandes.800 Mitglieder mit rund 6000 Mitarbeitern gehören dazu."Wir sind ein Verband, der nicht umziehen mußte, die Bundesregierung zieht zu uns", erklärt Lucht voller Stolz.

DANIEL RHEE-PIENING

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